Nachruf – Gedenken an Prof. Dr. Annette Sabban

Tuesday, 02. April 2019 um 11:11 Uhr

Die Universität Hildesheim trauert um Prof. Dr. Annette Sabban. Sie verstarb im Alter von 66 Jahren am 31. März 2019. Die Professorin für Angewandte Sprachwissenschaft und Romanistik forschte und lehrte seit 1995 in Hildesheim, sie bezeichnete oft die Liebe zur Sprache als die Triebfeder für ihren beruflichen Werdegang.

Die Universität Hildesheim trauert um Professorin Dr. phil. habil. Annette Sabban, die im Alter von 66 Jahren am 31. März 2019 in Lüneburg verstorben ist.

Die Sprach- und Übersetzungswissenschaftlerin forschte und lehrte seit 1995 am Institut  für Angewandte Sprachwissenschaft und seit 2009 am Institut für Übersetzungswissenschaft und Fachkommunikation der Universität Hildesheim. Zu ihren Forschungsschwerpunkten zählten das Übersetzen von Medientexten, Popularisierungsformate in Rundfunk und Fernsehen, die Phraseologie im Text, die Kommunikation zwischen Experten und Nicht-Experten sowie der Sprachvergleich.

Annette Sabban wurde am 28. März 1953 in Klein Bülten bei Ilsede geboren. Sie studierte Anglistik, Romanistik und Sinologie an den Universitäten Hamburg und Edinburgh sowie Psychologie als Zweitstudium an der Universität Hamburg. Sie legte eine erste und zweite Staatsprüfung für das Lehramt an Gymnasien in den Fächern Englisch und Französisch ab.

An der Universität des Saarlandes promovierte Annette Sabban 1981 zum Dr. phil. im Fach Anglistische Sprachwissenschaft. Die Doktorarbeit trägt den Titel „Gälisch-englischer Sprachkontakt. Zur Variabilität des Englischen im gälischsprachigen Gebiet Schottlands. Eine empirische Studie“. Von der Feldforschung auf den Äußeren Hebriden, die der Dissertation zugrunde lag, hat Annette Sabban auch später viel erzählt. Nach ihrer Promotion arbeitete sie von 1981 bis 1985 als Redakteurin für Fremdsprachenlehrwerke beim Ernst Klett Verlag in Stuttgart. Von 1985 bis 1991 war sie als Akademische Rätin am Institut für Romanische Philologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München tätig. Dort habilitierte sie sich 1992 im Fach Romanische Philologie mit der Schrift „Okkasionelle Variationen sprachlicher Schematismen. Eine Analyse französischer und deutscher Presse- und Werbetexte“. Nach ihrer Habilitation blieb sie zunächst in München und arbeitete am Institut für Romanische Philologie bis 1995 als Oberassistentin. Von 1993 bis 1995 vertrat sie Professuren für Romanische Sprachwissenschaft an der Universität Heidelberg und an der Universität München. 1995 folgte sie dem Ruf an die Universität Hildesheim auf die Professur für Angewandte Sprachwissenschaft und Romanistik. Annette Sabban hatte 2001 eine DAAD-Gastprofessur und 2005 eine Erasmus-Kurzzeitdozentur in Helsinki inne. Eine weitere Gastprofessur absolvierte sie 2006 an der Universität Paris VII.

„Annette Sabban war eine sehr kluge, meinungsstarke, für ihre Interessensgebiete brennende Frau, von der immer ein sehr feinsinniger, häufig auch sehr humorvoller Kommentar zu erwarten war. Sie selbst bezeichnete oft die Liebe zur Sprache als die Triebfeder für ihren beruflichen Werdegang – daneben gab es aber auch die Liebe zur Musik, besonders zur Flötenmusik des Barock. Ihre Begeisterung, gepaart mit profunder Sachkenntnis, wirkte ansteckend auf viele, die mit ihr in direktem Kontakt standen. Was immer sie auch tat, tat sie mit hundertprozentigem Engagement“, erinnern sich die Kolleginnen und Kollegen des Instituts für Übersetzungswissenschaft und Fachkommunikation.

„Frau Prof. Dr. Sabban überzeugte durch ihre wissenschaftliche Kompetenz und die sehr feine und sensible Art, in der sie unsere Entwicklung mit gestaltet hat. Ich werde ihren Rat sehr vermissen“, sagt Universitätspräsident Prof. Dr. Wolfgang-Uwe Friedrich.

An der Universität Hildesheim entwickelte Professorin Annette Sabban mit Kolleginnen und Kollegen den Masterstudiengang „Medientext und Medienübersetzung“ und damit ein deutschlandweit einzigartiges Studienangebot, das Übersetzungswissenschaft, Medienlinguistik und Medienwissenschaft verbindet.

Die Sprachwissenschaftlerin forschte an der Universität Hildesheim unter anderem über die Popularisierung von Wissen und untersuchte, wie Wissensinhalte an ein nicht fachlich vorgebildetes Publikum vermittelt werden. Sie befasste sich mit der Frage, wie Wissen medial aufbereitet wird und wie Sach- und Fachthemen zugänglich gemacht werden, etwa im Fernsehen, im Internet, oder in Kinderbüchern und Zeitschriften für unterschiedliche Altersgruppen.

Professorin Annette Sabban war seit 2015 Studiendekanin des Fachbereichs Sprach- und Informationswissenschaften und trug mit Umsicht und Sorgfalt dazu bei, die Studien- und Prüfungsordnungen des Fachbereichs für die Studierenden so durchschaubar und unbürokratisch wie möglich zu machen. Annette Sabban leitete darüber hinaus viele Jahre lang die Prüfungs- und Auswahlkommissionen mehrerer Studiengänge des Instituts.

Sie war Mitglied des Deutschen Romanistenverbandes, des Deutschen Frankoromanistenverbandes und der Gesellschaft für Angewandte Linguistik. Darüber hinaus engagierte sie sich in der Europäischen Gesellschaft für Phraseologie, deren Vorstandsmitglied sie von 2004-2010 war. Zudem war sie Mitherausgeberin des renommierten Yearbook of Phraseology.

Das Institut für Übersetzungswissenschaft und Fachkommunikation der Universität Hildesheim verliert eine hochgeschätzte Kollegin, die sich große Verdienste um das Institut und den Fachbereich erworben hat und deren Wirken noch lange nachhallen wird.

Hildesheim, den 2. April 2019

Prof. Dr. Wolfgang-Uwe Friedrich, Präsident der Stiftung Universität Hildesheim

Prof. Dr. Ulrich Heid, Dekan des Fachbereichs „Sprach- und Informationswissenschaften“

Prof. Dr. Bettina Kluge, Geschäftsführende Direktorin des Instituts für Übersetzungswissenschaft und Fachkommunikation

Prof. Dr. Klaus Schubert

Prof. Dr. Christiane Maaß

Prof. Dr. Nathalie Mälzer

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Instituts für Übersetzungswissenschaft und Fachkommunikation und die Studierenden des Fachbereichs „Sprach- und Informationswissenschaften“


Professorin Annette Sabban am Institut für Übersetzungswissenschaft und Fachkommunikation am Bühler-Campus in Hildesheim, 2015. Foto: Isa Lange/Uni Hildesheim