Konferenz: Kunst der Beratung

Thursday, 21. March 2019 um 08:07 Uhr

Beratungskünste sind überall gefragt. Eine kulturwissenschaftliche Tagung in Hildesheim befasst sich mit der Kunst der Beratung. Eine Medienphilosphin spricht zum Beispiel über Techniken der wissenschaftlichen Politikberatung von 1950 bis 1970. Die Tagung ist öffentlich.

Beratungskünste sind überall gefragt: Politische Entscheidungen erfordern Strategiepapiere von policy advisern, Empfehlungen des Ethikrats oder Gedankenspiele von Think Tanks. Investitionen und Rationalisierungsmaßnahmen in Unternehmen werden von Consultingfirmen begleitet. Und kaum ein Aspekt individueller Lebensführung entgeht einer zunehmend ausdifferenzierten Coachingindustrie; angefangen bei der Erziehungsberatung der Eltern über Studien- und Berufsberatung, Karrierecoaching, Paartherapie, Achtsamkeitsseminare, Ernährungsratgeber und kuratierte Kulturprogramme bis hin zur Trauerbegleitung der Nachkommen.

„So unterschiedlich die Funktion dieser Beratungen im Detail sein mag ist doch ein Grundmuster erkennbar: Berater, Coaches und Consultants überprüfen Ressourcen, treffen Vorhersagen über die möglichen Folgen einer Entscheidung oder stellen normative Maximen für Handlungsweisen auf und leiten daraus Forderungen an das Subjeagtkt ab“, sagt der Hildesheimer Literaturwissenschaftler Simon Roloff.

Die Tagung „Kunst der Beratung“ am Kulturcampus der Universität Hildesheim fragt vom 4. April bis 6. April 2019 nach den Praktiken, Techniken und Formen der Kunst der Beratung. Besondere Beachtung soll dabei der Funktion ästhetischer Formen und Praktiken, etwa im Kreativitätscoaching oder im Ratgeber als literarischer Gattung zukommen.

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler diskutieren auf der Tagung unter anderem über visuelle oder literarische Gattungen der Beratung. Neben neuen Untersuchungen zur Ratgeberliteratur kommen dabei auch Formen wie der Lehrfilm oder das Youtube-Tutorial, Momente der Performanz in der Herstellung charismatischer Beratungssituationen oder die Narrativierung von Biografien durch storytelling zur Sprache. Die Kulturwissenschaftlerin Professorin Christina Wessely halt den Vortrag zum Thema „Der Chefideologe. Zur Geschichte einer Figur politischer Beratung“. Die Medienphilosphin Eva Schauerte spricht über „Techniken der wissenschaftlichen Politikberatung von 1950 bis 1970“.

Die Ergebnisse der kulturwissenschaftlichen Tagung werden in einem Sammelband veröffentlicht.

Kontakt

Bei Fragen zur Konferenz wenden Sie sich gerne an Prof. Dr. Simon Roloff vom Institut für Literarisches Schreiben und Literaturwissenschaft der Universität Hildesheim (simon.roloff[at]uni-hildesheim.de).

Teilnahme

Die Veranstaltung ist kostenfrei und öffentlich, alle Vorträge können besucht werden, man muss sich nicht registrieren.

Zum Forscher

Simon Roloff organisiert die Konferenz. Er studierte Philosophie, Literatur- und Kulturwissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin und Literarisches Schreiben am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Nach seiner Promotion in Weimar ist Roloff seit 2014 Juniorprofessor für Literarisches Schreiben und Literaturwissenschaft an der Universität Hildesheim. Er interessiert sich für Poetik, für das Verhältnis von Literatur und Wissen, für Formen der Recherche und die Theorie und Geschichte der Kulturtechniken, für Notieren, Streichen, Kopieren, Entwerfen und sich Verzetteln.


Simon Roloff ist seit 2014 Juniorprofessor für Literarisches Schreiben und Literaturwissenschaft an der Universität Hildesheim. Foto: privat