Jugendliche fühlen sich durch die COVID-19-Pandemie stark belastet

Tuesday, 23. March 2021 um 06:34 Uhr

Junge Menschen sind in der COVID-19-Pandemie von psychischen Problemen, Vereinsamung und Zukunftsängsten betroffen. Das gilt besonders für diejenigen mit finanziellen Sorgen. Dies geht aus einer vertieften Auswertung der Studien JuCo I und II zu den Erfahrungen junger Menschen während der Corona-Maßnahmen hervor.

Ein Forschungsteam der Universitäten Hildesheim und Frankfurt/Main hat die beiden Befragungen „Jugend und Corona“ (JuCo) in Kooperation mit der Bertelsmann Stiftung vertiefend ausgewertet.

Befragte Jugendliche berichten von Einsamkeit und psychischer Belastung

Die JuCo-Studien zeigen, dass die Corona-Pandemie junge Menschen zwischen 15 und 30 Jahren in Deutschland vor große Probleme stellt. 60,7 Prozent von ihnen geben an, sich teilweise oder dauerhaft einsam zu fühlen und 64 Prozent stimmen zum Teil oder voll zu, psychisch belastet zu sein. 68 Prozent geben an, von Zukunftsängsten betroffen zu sein.

Zudem gibt mehr als ein Drittel der Jugendlichen (33,8 Prozent) an, finanzielle Sorgen zu haben. Vor der Corona-Pandemie lag ihr Anteil noch bei etwa einem Viertel. Unter den jungen Menschen mit Geldsorgen äußern deutlich mehr, dass sie Zukunftsängste haben. Auch fühlen sie sich häufiger psychisch belastet und einsam als andere junge Menschen.

Sorgen werden eher nicht oder gar nicht gehört, geben 65% der befragten Jugendlichen an

65 Prozent der befragten jungen Menschen gaben während des zweiten Lockdowns im November 2020 an, dass ihre Sorgen eher nicht oder gar nicht gehört werden. Das ist ein deutlicher Anstieg im Vergleich zur Befragung vom April und Mai 2020, bei der 45 Prozent diesen Eindruck äußerten.

58 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass die Situation Jugendlicher und junger Erwachsener den Politiker*innen nicht wichtig sei. 57,5 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass junge Menschen ihre Ideen in die Politik nicht einbringen können. Dabei sind junge Menschen gerade jetzt besonders auf politische Entscheidungen angewiesen, die ihren Bedarfslagen während der Pandemie Rechnung tragen:

„Es ist davon auszugehen, dass die Jugend- und die Kommunalpolitik noch nie so unmittelbar und direkt auf den Jugendalltag eingewirkt hat wie jetzt. So macht es einen großen, direkt spürbaren Unterschied für das Wohlbefinden der jungen Menschen, ob neben der Schule  Infrastrukturen in Kommunen verlässlich unter den vereinbarten Pandemie-Bedingungen geöffnet sind und weiterhin Angebote für junge Menschen vorgehalten werden oder nicht. Die Entwicklungs- und Bewältigungsaufgaben von jungen Menschen können während der Pandemie nicht einfach ins Private verlagert werden. Die Rechte junger Menschen auf Beteiligung gelten auch in Krisenzeiten und lassen sich nicht aussetzen", so Dr. Severine Thomas, Jugendforscherin der Universität Hildesheim.

Forschungsteam des Instituts für Sozial- und Organisationspädagogik der Universität Hildesheim hat gemeinsam mit der Universität Frankfurt am Main bundesweit Jugendliche und junge Erwachsene während der COVID-19-Pandemie befragt

Die beiden Jugendbefragungen „Jugend und Corona“ (JuCo I und JuCo II) wurden durch den Forschungsverbund „Kindheit – Jugend – Familie in der Corona-Zeit“ des Instituts für Sozial- und Organisationspädagogik der Stiftung Universität Hildesheim und des Instituts für Sozialpädagogik und Erwachsenenbildung der Universität Frankfurt durchgeführt, JuCo I in Teilen mit der Universität Bielefeld ausgewertet.

Gegenstand der Studien sind die Erfahrungen und Perspektiven von jungen Menschen während der COVID-19-Pandemie.

An JuCo I (15.04.-03.05.2020) nahmen 5.520 Jugendliche teil, an JuCo II (09.-22.11.2020) beteiligten sich mehr als 7.000 junge Menschen.

Die Ergebnisse wurden zusammen mit Jugendlichen eines Expert*innen-Teams in mehreren Online-Workshops von September 2020 bis Januar 2021 diskutiert und reflektiert. Die Jugendlichen haben ihre Erfahrungen und Forderungen in einer eigenen Broschüre festgehalten.

Die für die JuCo-Studien zusammengetragenen Erkenntnisse basieren auf jahrelanger wissenschaftlicher Arbeit der Kindheits- und Jugendforscher*innen zur Lebenswirklichkeit von jungen Menschen in Deutschland. Einzelne Daten aus beiden Befragungen sind bereits veröffentlicht worden.

Aktuell gehören zum Forschungsteam Lea Heyer, Anna Lips, Tanja Rusack, Wolfgang Schröer und Severine Thomas von der Universität Hildesheim sowie Sabine Andresen und Johanna Wilmes von der Goethe-Universität Frankfurt am Main.

Kontakt zum Forschungsteam:

Dr. Tanja Rusack
Fon: 05121 883 11718, E-Mail: rusack@uni-hildesheim.de

Dr. Severine Thomas
Fon: 05121 883 11728, E-Mail: severine.thomas@uni-hildesheim.de

Medienkontakt:

Isa Lange
Pressesprecherin Universität Hildesheim
Fon: 05121 883 90100, E-Mail: presse@uni-hildesheim.de


Die Erfahrungen von Jugendlichen während der COVID-19-Pandemie erforschen: Die Jugendforscherin Dr. Severine Thomas gehört zum JuCo-Forschungsteam am Institut für Sozial- und Organisationspädagogik der Universität Hildesheim. Foto: privat

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