Elterntag: Probesitzen im Hörsaal

Tuesday, 22. October 2013 um 18:10 Uhr

Sie wollen erfahren, wie der Uni-Alltag abläuft, durchqueren den Campus, testen die Mensa. 360 Angehörige der 1500 Bachelor-Anfänger nahmen am Elterntag teil. „Wir haben vermehrt Studienanfänger an der Universität, die als erste in ihrer Familie ein Hochschulstudium beginnen. Die Angehörigen wollen erleben, was zum Studienalltag gehört", sagt Prof. Dr. Martin Schreiner. Dennoch: „Die Studienanfänger sind selbstständige Persönlichkeiten. Eltern sollten sich nicht groß in die Stundenplangestaltung einmischen."

Nach dem Mensabesuch steuern Christa und Franz-Heinrich Löffler den Hörsaal 3 an, nehmen in Reihe fünf Platz, testen die Klapptische und blicken die steilen Hörsaalreihen hinab. „Das ist ganz bequem, aber ungewohnt. Ich bin stolz, heute hier sitzen zu können. Unsere Enkelin hat viel gepaukt", sagt Christa Löffler. Für ihre 18-jährige Enkelin beginnen in diesen Tagen die Vorlesungen. Sie studiert Lehramt mit den Fächern Mathematik und Chemie, die Hildesheimer Uni ist ihre „erste Wahl, da Praxis und Theorie schon im Studium ab dem ersten Semester verbunden werden", sagt die Studentin Kimberly aus Rhüden im Harz.

Genug Hörsaal-Atmosphäre geschnuppert, die Campusführung geht weiter. Es ist Elterntag und Student Julian Hampe, einer der wenigen Grundschullehrer, lotst durch baugleiche Hörsäle, durchquert die Sportanlagen, das Rechen- und Druckzentrum, das AStA-Büro und Studentencafe. Etwa 15 Eltern folgen ihm in einer Kleingruppe. Er erklärt, was die Studienberatung macht, wie Studentenvertreter sich in Gremien engagieren und wie man einen Auslandsaufenthalt plant. Auf dem Weg zur Bibliothek erzählt Opa Franz-Heinrich Löffler, Jahrgang 1941: „Wenn sich die Gelegenheit bietet, würde ich gerne wiederkommen."

Eltern und Angehörige können beim Elterntag jährlich zum Semesterauftakt erfahren, wo ihr Kind landet und in den Uni-Alltag reinschnuppern. Etwa 360 Angehörige der 1500 Bachelor-Studienanfänger nutzten das Angebot in diesem Jahr. Ein Tagesprogramm mit Campus- und Stadtführung, Mensa- und Theaterbesuch wurde bereits zum sechsten Mal gestrickt. Die Universitätsgesellschaft unterstützt den Tag, Stadtführungen sind somit kostenfrei. Der Theaterbesuch ist für Eltern um die Hälfte ermäßigt. „Wir haben vermehrt Studienanfängerinnen und Studienanfänger an der Universität, die als erste in ihrer Familie ein Hochschulstudium beginnen. Die Angehörigen wollen erleben, was zum Studienalltag gehört", sagt Prof. Dr. Martin Schreiner, Vizepräsident für Stiftungsentwicklung der Universität Hildesheim. Der Tipp aus dem Präsidium an die Eltern: „Die Studienanfänger sind selbstständige Persönlichkeiten. Eltern sollten sich nicht groß in die Stundenplangestaltung einmischen, die Prüfunganmeldung übernehmen oder gar bei Dozenten vorstellig werden", sagt Schreiner.

Während die Campusführungen zum IT-, Sprachen- und Kulturcampus starten, checkt Tim gemeinsam mit seinen Eltern den Menüplan der Mensa. „Heute ist das in Ordnung", sagt der 20-jährige Lehramtsstudent. Seine Eltern, Susanne und Peter Ebeling erleben den Elterntag als „einen Abschluss der Erziehungszeit". Einen Zwischenstopp in der Mensa haben auch Anke und Lara Torp mit der Großmutter Elisabeth Schneider eingelegt, die sagt: „Wenn meine Enkelin aus Hildesheim anruft und von der Mensa oder einer Vorlesung erzählt, habe ich davon eine Vorstellung, ich kenne das dann ja auch. Und ich weiß, dass sie in dieser Stadt gut aufgehoben ist."

Rainer Klaas aus Dülmen, nördlich von Dortmund, erwartet von Universitäten solche Angebote. „Das ist super, gleich gehts zum Sprachen-Campus, wo unsere Tochter Übersetzen mit den Fächern Französisch, Englisch, BWL und Medien studiert. Sie ist die erste, die ein Studium beginnt, und hat ihren Studienplatz eigenständig gesucht. Wir reden ihr nicht rein, und wir tragen ihr keine Butterbrotdose hinterher. Wir möchten einfach das Umfeld kennen lernen, wenn unsere Tochter dann anruft, haben wir Bilder vor den Augen." Die 19-jährige Yasmin freut sich über den Familienbesuch, denn „meine Eltern kennen diese Ecke noch nicht".

Anke und Uwe Meyer sind mit ihrer Tochter Lena aus Osterholz-Schambeck, nördlich von Bremen, angereist. „Es interessiert mich, was meine Tochter macht, wie sie sich einlebt, das erste Mal von zu Hause weg. Jetzt beginnt ein neuer Lebensabschnitt. Die Uni Hildesheim ist nicht so wuselig und durcheinander, das passt genau. Ich werde nicht jeden Tag an die Uni kommen, das ist ein besonderes Ereignis heute. Jetzt beginnt für alle ein neues Leben. Zu Hause haben wir ein Zimmer über und es beruhigt mich, zu wissen, wie das Studienumfeld aussieht", sagt Uwe Meyer. Für die 18-jährige Lena stehen drei Studienjahre „Internationale Kommunikation und Übersetzen" bevor, ihr Fazit nach dem Tag: „Ich bin stolz, meinen Eltern die Uni zu zeigen. Sie fühlen sich sicherer, da sie wissen, dass ich gut untergebracht bin."

„Elterntag: Mutti und Vati an der Uni Hildesheim", Filmbeitrag, Sat1 regional Fernsehen, (Nachrichten 17:30 Uhr, gesendet am 18.10.2013)

„Studenten wissen, wo es langgeht", Hildesheimer Allgemeine Zeitung, 22.10.2013


Peter, Tim und Susanne Ebeling erkunden den Campus, die Großeltern Christa und Franz-Heinrich Löffler testen die Hörsaalbänke. Fotos: Isa Lange/Uni Hildesheim

Peter, Tim und Susanne Ebeling erkunden den Campus, die Großeltern Christa und Franz-Heinrich Löffler testen die Hörsaalbänke. Fotos: Isa Lange/Uni Hildesheim

Peter, Tim und Susanne Ebeling erkunden den Campus, die Großeltern Christa und Franz-Heinrich Löffler testen die Hörsaalbänke. Fotos: Isa Lange/Uni Hildesheim