Einblicke weltweit

Saturday, 21. June 2014 um 08:08 Uhr

Kroatien, Finnland, Portugal, Indien oder Türkei: Wer im Ausland studieren möchte sollte die internationale Woche an der Uni nicht verpassen. Universitäten aus zehn Ländern sind zu Gast. Dabei ersetzen ein Picknick und persönliche Gespräche den fernen Kontakt via E-Mail oder Surfen auf der Internetseite.

„Ich bin das erste Mal aus Indien angereist. Hildesheim hat einen Schwerpunkt im Bereich Interkulturelle Kommunikation, das ist die Grundlage für unsere Zusammenarbeit", sagt Gokul Narayan von der Symbiosis International University in Pune, Indien. Die Stadt mit etwa 100.000 Einwohnern hat er in den vergangenen Tagen zu Fuß erkundet. „Hildesheim ist wunderschön, ich höre nachts um halb zwei keine Autos, morgens um sechs Uhr singen die Vögel. Ich bin morgens spazieren gegangen, das ist der beste Spaziergang seit langem. Die Stadt ist so grün. Es sieht aus wie Legoland." Nachdem Hildesheimer Studierende zum Austausch in Pune waren, sind derzeit indische Kommilitonen vor Ort. „Wir wollen nun den Austausch verstärken, so dass unsere Studierenden ein halbes Jahr in Hildesheim studieren können", sagt Narayan. Die heutige Studierendengeneration sei „more open for outside", sie wächst mit einem „globalen Blick" auf, bei dem die Berücksichtigung der jeweiligen Kultur aber nicht ausgeklammert werden kann. Ein Studienaufenthalt im Ausland sei eine Chance, unterschiedliche Perspektiven bereits in der Ausbildung zu erfahren. Dass die Universität nicht in der Hauptstadt liege und im Vergleich zur Uni in Pune weitaus weniger als die dortigen 35.000 Studierenden zähle, sei für die Zusammenabeit eine gute Grundlage, so Gokul Narayan.

Anneleen De Ridder von der Hogeschool-Universiteit Brussel hat sich mit Kollegen ins Auto gesetzt. Die belgische Hochschule hat weitere Partneruniversitäten etwa in Köln und Berlin. Der Weg führte nun aber nach Hildesheim. „Wir wollen, dass unsere Studierenden Deutschland erkunden. Viele kennen Köln oder den Schwarzwald aus dem Urlaub und dann erst wieder Berlin. Aber welche anderen Plätze in Deutschland können für unsere Studierenden interessant sein?" Die belgische Hochschule habe sich für Hildesheim entschieden, da die Universität „klein mit persönlicher Ansprache in einem grünen Umfeld" sei. „Unsere Studierenden können auch Praxiserfahrungen sammeln, wir haben in Brüssel Schwerpunkte im Bereich Bildung und Soziale Arbeit sowie Wirtschaft und Gesundheit", sagt De Ridder. Für Lehramtsstudierende seien die engen Verbindungen zu Schulen in Hildesheim interessant.

Auf dem Campus hört man in dieser Woche wieder einige Sprachen mehr: Das International Office organisiert vom 16. bis 21. Juni die „International Week“ an der Universität Hildesheim. Für die Gäste aus zehn Ländern stehen unter anderem ein Treffen mit Vizepräsident Dr. Matthias Kreysing, Workshops und der Besuch des Center for World Music, des Kulturcampus Domäne Marienburg und der Hauptstadt Berlin – die nur eineinhalb Zugstunden entfernt ist – auf dem Programm. „Der Austausch via Internet, Email und Telefon reicht nicht aus. Face-to-face ist weitaus bereichernder, als auf der Website einer Uni zu surfen. Wir erhalten hier vor Ort Eindrücke von den Lehrenden und Studierenden und lernen viele Kollegen aus anderen Universitäten, etwa aus Finnland kennen", sagt Anneleen De Ridder. Begeistert ist die Belgierin vom „food sharing": Alle Teilnehmer der International Week haben aus ihrem Heimatland Kleinigkeiten mitgebracht, die sie während eines großen Picknicks geteilt und ausgetauscht haben.

Die rund zwanzig Gäste kommen aus Kroatien, Finnland, Griechenland, Frankreich, Portugal, Belgien, Indien, Spanien und der Türkei. An ihren Universitäten sind die meisten von ihnen für den Austausch von Studierenden und Lehrenden zuständig. „Die Hochschulen wollen etwas über die Studien- und Lebensbedingungen bei uns erfahren und stellen gleichzeitig ihre eigene Universität vor. Unsere Studierenden können sich so über das Übersetzer- und Lehramtsstudium in der Türkei oder über Kulturvermittlung in Frankreich informieren. Statt allein online nach den entsprechenden Informationen zu suchen, können sie direkt im persönlichen Gespräch ihre Fragen loswerden“, sagt Dr. Marit Breede vom International Office der Universität Hildesheim.

Das Zusammenkommen in Hildesheim ist zugleich ein Fachtreffen: Seit Jahresbeginn ist das alte Erasmus-Programm durch das neue Erasmus+ abgelöst, das Studierende dabei unterstützt, Auslandserfahrungen zu sammeln und internationale Kompetenzen zu erwerben. „Das neue Programm bringt für die Studierenden große Vorteile wie beispielsweise die Möglichkeit, mehrmals mit Erasmus ins Ausland zu gehen, oder höhere Fördersätze. Für die International Offices ist es aber deutlich aufwändiger in der Verwaltung, da ist es gut und wichtig, sich austauschen und gemeinsam Fragen klären zu können“, sagt Breede.

Campus international

An der Universität Hildesheim studieren derzeit 97 ausländische Studierende, die über Förderprogramme und Kooperationen mit Partnerhochschulen ein Semester in Hildesheim verbringen (357 ausländische Studierende insgesamt). Die Anzahl dieser ausländischen Programmstudierenden ist in den letzten zehn Jahren kontinuierlich angestiegen. Das Team des International Office, das an der Universität für Auslandsaufenthalte zuständig ist, unterstützt die Studierenden umfassend, zum Beispiel auch bei der Wohnraumvermittlung. Viele der jungen Leute studieren in Hildesheim Internationale Kommunikation und Übersetzen, aber auch Kulturwissenschaften, Lehramt, Erziehungswissenschaft, Informationsmanagement und Informationstechnologie. Die Universität Hildesheim bietet drei Double-Degree-Programme in Kooperation mit der Staatlichen Universität Nowgorod (Russland, Erziehungswissenschaften), der Aix Marseille Université (Frankreich, Kulturvermittlung) und der Pai Chai Universität, Daejeon (Südkorea, Informationswissenschaft) an. Dabei erwerben die Studierenden beider Partnerhochschulen einen Abschluss in beiden Ländern.

Die Universität Hildesheim wurde 2006 und erneut 2011 mit dem europäischen Qualitätssiegel E-Quality ausgezeichnet. 2011 erhielt das Projekt „Internationale Schreibparterschaften" das Europäische Sprachensiegel. Diese Schreibtandems kommen bei den Studenten aus dem Ausland gut an, es bilden sich über mehrere Monate Teams aus deutschen und ausländischen Studierenden, die sich gegenseitig im Studium und beim Verfassen wissenschaftlicher Arbeiten unterstützen. Lehramtsstudierende begleiten die Schreib- und Sprachprozesse.

Beratung für Studierende

Das International Office berät Studienanfänger in Sprechstunden, wie man einen Auslandsaufenthalt plant und finanziert. Es gibt viele Förderprogramme und Erfahrungsberichte von Studierenden, einen ersten Überblick enthält die Internetseite des IO. Am Mittwoch, 18. Juni, stellen sich mehrere Universitäten am Hauptcampus vor – darunter die Universitäten Zagreb (Kroatien), Aix-Marseille (Frankreich), Marmara-Istanbul und Mersin (Türkei) und Murcia (Spanien). Die Vorstellung richtet sich an Studierende, die überlegen, an den betreffenden Partneruniversitäten ein Semester zu studieren. Sie ist Teil der International Week und läuft von 9:00 bis 15:00 Uhr in Raum H010.


Trotz Internet und Telefon setzt man auf das persönliche Gespräch vor Ort: „Die Hochschulen wollen etwas über die Studien- und Lebensbedingungen bei uns erfahren und stellen gleichzeitig ihre eigene Universität vor“, sagt Marit Breede vom International Office der Uni Hildesheim, hier mit Gokul Narayan aus Indien, Anneleen De Ridder aus Brüssel und weiteren Gästen aus zehn Ländern. Fotos: Isa Lange/Uni Hildesheim

Trotz Internet und Telefon setzt man auf das persönliche Gespräch beim Picknick: „Die Hochschulen wollen etwas über die Studien- und Lebensbedingungen bei uns erfahren und stellen gleichzeitig ihre eigene Universität vor“, sagt Marit Breede vom International Office der Uni Hildesheim, hier mit Gokul Narayan aus Indien, Anneleen De Ridder aus Brüssel und weiteren Gästen aus zehn Ländern. Fotos: Isa Lange/Uni Hildesheim

Trotz Internet und Telefon setzt man auf das persönliche Gespräch vor Ort: „Die Hochschulen wollen etwas über die Studien- und Lebensbedingungen bei uns erfahren und stellen gleichzeitig ihre eigene Universität vor“, sagt Marit Breede vom International Office der Uni Hildesheim, hier mit Gokul Narayan aus Indien, Anneleen De Ridder aus Brüssel und weiteren Gästen aus zehn Ländern. Fotos: Isa Lange/Uni Hildesheim