Data Analytics: Uni Hildesheim bildet Experten in Data Science aus

Friday, 17. March 2017 um 17:30 Uhr

Die Universität Hildesheim bildet Informatikerinnen und Informatiker zu Experten für „Data Science“ aus. Mit Algorithmen analysieren sie ein Geflecht aus Daten. Wo andere den Durchblick verlieren, sehen die Datenanalysten Ordnung und Struktur. Das Interesse am Studium in Hildesheim ist enorm – „wir haben ein weltweites Einzugsgebiet“, freut sich Professor Lars Schmidt-Thieme. Die erste Generation der Studierenden kommt aus Indien, Pakistan, Simbabwe, Nigeria, Brasilien, Iran und Deutschland.

Zum Wintersemester 2016/17 haben Studentinnen und Studenten erstmals das Studium im Bereich „Data Analytics“ aufgenommen. Es handelt sich um das erste vollständig englischsprachige Studienangebot der Universität Hildesheim. Studierende schließen mit einem „Master of Science“ ab. Sie haben starke methodische Kompetenzen und entwickeln Analyse- und Vorhersagemodelle.

Das Studium ist weltweit besonders, da die Informatikerinnen und Informatiker in die Tiefen des „Maschinellen Lernens“ einsteigen. „Wir brauchen Experten, die nicht nur an der Oberfläche kratzen, sondern in die Tiefen des maschinellen Lernens einsteigen“, sagt Lars Schmidt-Thieme. Der Informatikprofessor hat eine renommierte internationale Forschergruppe aufgebaut, die sich mit der Frage beschäftigt, wie Daten geordnet und analysiert werden können. Dabei entwickeln sie mathematische Modelle, um Strukturen und Muster in Datenmengen zu erkennen, die zu groß, zu komplex und zu schnelllebig sind für eine manuelle Datenverarbeitung. Ein bekanntes Beispiel sind Online-Suchmaschinen, die großen Unternehmen nutzen zum Beispiel einen „Page-Rank“-Algorithmus, der die Suchergebnisse nach Relevanz sortiert um die Suche zu personalisieren.

Die Analyse von großen Datenmengen ist Teil unseres Alltags. Ein Spezialgebiet der Hildesheimer Arbeitsgruppe sind Empfehlungssysteme (recommender systems), wie man sie etwa vom Online-Handel („Wenn Sie diesen Artikel gekauft haben,…“) und von Musikdatenbanken kennt. Entwicklungen in der Robotik und die Ingenieur- und Umweltwissenschaften greifen auf die Verarbeitung von großen Datenmengen („big data“) zurück. Die Wetterprognose in den Abendnachrichten basiert auf Massen an Klimadaten, die kombiniert werden. Die Informatiker können auch aggressive Bewertungen unter Produkten herausfiltern oder Prognosen zu Absätzen treffen: Wer kauft wann was?

Hildesheimer Absolventinnen und Absolventen aus dem IT-Bereich sind inzwischen weltweit tätig, etwa in Internetunternehmen, in der Automobilbranche und als Professoren in Deutschland, Brasilien und Thailand.

Das weltweite Interesse am neuen Studienangebot in Hildesheim ist enorm: Über 170 Bewerbungen erreichten die Universität für das Wintersemester, über 400 Bewerbungen für den Sommer. „Wir haben ein weltweites Einzugsgebiet“, freut sich Lars Schmidt-Thieme. Die erste Generation der 33 Datenanalytikerinnen und Datenanalytiker kommt aus Indien, Pakistan, Simbabwe, Brasilien, Nigeria, Iran und Deutschland. Ein Studienjahr lang entwickeln sie in multinationalen Arbeitsgruppen eigene Forschungsprojekte. „Sie sehen, dass sie die Theorie anwenden können. Data Analytics ist derzeit einer der interessantesten Bereiche in der Informatik und findet Anwendung in der Industrie. Diese Technologie wird vermutlich die nächsten 50 Jahre bestimmen. Die Studentinnen und Studenten werden exzellente Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben“, so Schmidt-Thieme. „Und für Hildesheim erhoffen wir uns Impulse für regionale Unternehmen.“

Die enormen Datenmengen, so Schmidt-Thieme, seien eine neue Herausforderung für die IT-Welt und unsere digitalisierte Gesellschaft. Daher befassen sich die Studierenden in den zwei Jahren mit Techniken und Werkzeugen, um Daten zu verarbeiten und nützliche Informationen aus ihnen zu gewinnen.

„International Master in Data Analytics”

IT in Hildesheim studieren

Nachgefragt bei dem Studenten Mofassir Arif

„Wir geben Computern ein Gehirn zum Denken“

Mofassir Arif studiert „Data Analytics“ an der Universität in Hildesheim. Der 24-Jährige ist einer von 33 Studentinnen und Studenten, die in zwei Jahren in Hildesheim zu Datenanalytikern ausgebildet werden.

„Ich studiere seit einem halben Jahr Data Analytics an der Universität in Hildesheim. Die Stadt hat die richtige Größe, um zu studieren – ich kann alles gut ohne ein Auto erreichen. Ich habe vorher mein Bachelorstudium in Pakistan abgeschlossen, an einem Austauschprogramm in Japan teilgenommen und zwei Jahre in den USA gelebt.

Mein WG-Zimmer in Hildesheim habe ich via Internet über eine Skype-Konferenz gefunden – meine WG-Mitbewohner haben mir sehr geholfen, neue Freunde in Hildesheim zu finden. Wenn man einmal außerhalb der Komfortzone in einem unbekannten Land lebt, entwickelt man ein Gefühl und Verständnis für Menschen in ihrer Vielfalt. Ich glaube das ist neben den wissenschaftlichen Erkenntnissen das Wichtigste, was ich lernen kann.

Meine Seminare und Vorlesungen in der Informatik sind in englischer Sprache – diese Wissenschaftssprache verbindet uns im Studienalltag in Hildesheim. Würde die Universität die Kurse auf Deutsch unterrichten, so müsste ich ziemlich damit ringen, um zuerst die Sprache und dann den Inhalt zu begreifen. Deshalb ist es sehr wichtig für mich und die anderen internationalen Studenten, dass das Studium in englischer Sprache angeboten wird.

Ich möchte mich in den nächsten zwei Jahren in Hildesheim auf Empfehlungssysteme spezialisieren. Maschinelles Lernen gibt Computern die Fähigkeit, Entscheidungen aus vorhandenen Daten zu treffen. Man könnte also sagen: Wir geben Computern ein Gehirn zum Denken“, sagt der Student Mofassir Arif.


Durchblick im Dickicht der Daten: Mofassir Arif auf dem Campus der Universität Hildesheim, in der Universitätsbibliothek, während einer Informatik-Vorlesung von Lars Schmidt-Thieme. Bild unten: Professor Schmidt-Thieme (li.) mit IT-Studierenden. Fotos: Isa Lange/Uni Hildesheim

Durchblick im Dickicht der Daten: Mofassir Arif auf dem Campus der Universität Hildesheim, in der Universitätsbibliothek, während einer Informatik-Vorlesung von Lars Schmidt-Thieme. Bild unten: Professor Schmidt-Thieme (li.) mit IT-Studierenden. Fotos: Isa Lange/Uni Hildesheim