Bildungschancen von Care Leavern an Hochschulen in Niedersachsen

Saturday, 02. January 2021 um 20:46 Uhr

Die Universität Hildesheim ist die erste Universität in Deutschland, die mit praktischen Hilfestellungen „Care Leaver“ an Hochschulen unterstützt und zu diesen Themen forscht. Eine Forschungsgruppe am Institut für Sozial- und Organisationspädagogik geht der Frage nach, wie Bildungswege von Kindern und Jugendlichen verlaufen, die zum Beispiel in der Pflegefamilie und in betreuten Wohngruppen der Kinder- und Jugendhilfe aufwachsen und diese Erziehungshilfen verlassen. Das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur fördert nun ein dreijähriges Projekt zur Verbesserung der Bildungschancen von Care Leavern an Hochschulen in Niedersachsen.

Die Universität Hildesheim ist die erste Universität in Deutschland, die mit praktischen Hilfestellungen Care Leaver an Hochschulen unterstützt und zu diesen Themen forscht.

Care Leaver sind junge Menschen, die in betreuten Wohnformen der Kinder- und Jugendhilfe oder in Pflegefamilien aufgewachsen sind. Sie haben auf ihrem Weg an die Hochschule in der Regel wesentlich höhere Hürden zu bewältigen als junge Menschen mit einem stabilen Elternhaus und sind daher an den Hochschulen deutlich unterrepräsentiert. An der Hochschule selbst werden sie dann häufig übersehen.

Der Übergang an Hochschulen ist nicht immer einfach

Ein Forschungsteam des Instituts für Sozial- und Organisationspädagogik der Universität Hildesheim baut im Rahmen des Projekts „Study Care  Infrastrukturen zur Verbesserung der Bildungschancen von Care Leavern an Hochschulen in Niedersachsen“ die etablierte Online-Peerberatung weiter aus. Das Projekt umfasst unter anderem die Beratung per E-Mail und Einzelchat. Das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur fördert das Projekt mit dreijähriger Laufzeit.

„Ich hoffe, dass wir mit dem Projekt Study Care weiterhin an den niedersächsischen Hochschulen für die Bedarfslagen von Care Leavern sensibilisieren können. Langfristig streben wir mit unserer Forschungs- und Projektarbeit aber an, dass Care Leaver deutschlandweit Infrastrukturen wie Mentor*innen- oder Stipendienprogramme an Hochschulen vorfinden. Denn internationale Modelle zeigen, dass damit die Zugangswege von Care Leavern in eine akademische Ausbildung nachhaltig verbessert werden können“, so Dr. Severine Thomas, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Sozial- und Organisationspädagogik der Universität Hildesheim.

„Gerade in diesem Corona-Jahr müssen wir unseren Blick für die schwächeren Mitglieder unserer Gesellschaft schärfen“, so Björn Thümler, Niedersächsischer Minister für Wissenschaft und Kultur. „Auch im Hochschulbereich gibt es noch viel zu tun und daher freut es mich besonders, dass es uns gelungen ist, gemeinsam ein neues Projekt auf die Beine zu stellen.“

Die Beratungsinfrastrukturen an niedersächsischen Hochschulen werden im Rahmen des Projekts verstetigt und weiter vernetzt. Ein Ziel ist es, den Studieneinstieg zu verbessern: Von der Studienentscheidung über die Wohnraumsuche bis zur Studienfinanzierung. Immer dann, wenn es niemanden gibt – keine Eltern, ältere Geschwister oder Onkel und Tanten – werden kleine Probleme schnell zu unüberwindbaren Hürden. Wer kann bestätigen, dass die Eltern sich schon seit Jahren nicht gekümmert haben? Wer übernimmt die Bürgschaft für das erste WG-Zimmer? Wie kann die Finanzierung sichergestellt werden, bis die ersten BAFöG-Zahlungen kommen? Hier gilt es, alle beteiligten Institutionen für die speziellen Probleme zu sensibilisieren und schnelle Hilfen zu ermöglichen.

Digitaler Workshop „Care Leaver an Hochschulen“

Das Forschungsteam des Projekts „CareHOPe“ lädt am 25. und 26. Februar 2021 zu einem digitalen Workshop (Programm und Teilnahme, PDF) ein. Der Workshop thematisiert die Übergänge sowie die Studiensituation von jungen Menschen aus stationären Erziehungshilfen in ein Studium. Ziel ist es Schwierigkeiten sowie mögliche Stellschrauben gemeinsam aufzudecken und insgesamt für mehr Sichtbarkeit von Care Leavern an Hochschulen zu sorgen, erläutert Dorothee Kochskämper vom Institut für Sozial- und Organisationspädagogik. Um Anmeldung bis zum 31. Januar 2021 wird gebeten.


Das Institut für Sozial- und Organisationspädagogik hat seinen Sitz am Bühler-Campus der Universität Hildesheim. Foto: Daniel Kunzfeld