Burg-Theater eröffnet

Friday, 04. November 2011 um 10:24 Uhr

„Forschung wird auch mit Scheinwerfern gemacht, nicht nur mit Mikroskopen“, unterstreicht Prof. Dr. Jens Roselt. Mit dem neuen Burg-Theater auf dem Kulturcampus Domäne Marienburg werden Forschung, Lehre und Praxis zukünftig unter einem Dach stattfinden – ein permanentes hin und her ist möglich. Am Mittwochabend wurde der Theaterneubau eröffnet. Der Komplex „Kulturcampus Domäne Marienburg“ wird im Frühjahr 2012 fertiggestellt.

Das Burg-Theater umfasst einen 200 Quadratmeter großen Theaterraum mit moderner Bühnentechnik – eine black box –, Seminarräume, Büros, eine Mediothek und Bibliothek. „Forschung und Lehre wird auch mit Scheinwerfern gemacht, nicht nur mit Mikroskopen. Mit dem Neubau wird im deutschsprachigen Raum erstmals ein Institutsgebäude speziell für eine theaterwissenschaftliche Institution eingerichtet“, unterstrich Prof. Dr. Jens Roselt, Direktor des Instituts für Medien und Theater, am Mittwochabend. In der neuen Forschungs- und Ausbildungsstätte können Studierende und Lehrende ihre eigene Theatersprache entwickeln, sich erproben, auch scheitern, hob Roselt hervor. Jüngst lehnte er einen Ruf nach Berlin ab – um in Hildesheim die Theaterwissenschaft weiterzuentwickeln. Ebenso lehnte Prof. Dr. Annemarie Matzke einen Ruf ab und bleibt Hildesheim erhalten. Sie hat eine Professur für Experimentelle Formen des Gegenwartstheaters inne.

Die Kosten für den Theaterneubau betragen gut 3 Millionen Euro, die Gesamtkosten für den Um- bzw. Neubau des Kulturcampus Domäne Marienburg ca. 10 Millionen Euro. „Dank der Unterstützung des Landes Niedersachsen, Niedersächsisches Ministerium für Wissenschaft und Kultur, das den Umbau finanziert, ist dieser Hochschulbau möglich“, unterstrich Universitätspräsident Prof. Dr. Wolfgang-Uwe Friedrich während der Eröffnung. Die Universität ist auch mit Eigenmitteln am Gesamtausbau beteiligt. „Es ist Ihre Kulturcampus, liebe Studierende“, wandte sich Friedrich an die Studierenden.

Die erste öffentliche Aufführung im Burg-Theater – ein imposanter Auftakt. Die Gruppe vorschlag:hammer, die sich aus Theaterstudierenden der Stiftung Universität Hildesheim und der Zürcher Hochschule der Künste zusammensetzt, zeigte vor 200 Gästen das vom Körber Studio Junge Regie ausgezeichnete Gastspiel „Tears in Heaven“. Sie begaben sich auf die Spuren des legendären Science-fiction-Romans „Solaris" von Stanislaw Lem, orientierten sich an einem Film, und schufen bezaubernde Momente in der „black-box“.

Der Auftakt im Burg-Theater war geprägt von einer großen Lust am Experiment und vom genauen Umgang mit Material. Ein großer weißer Luftball, etwa ein Meter Durchmesser, wurde vom Hof der Domäne Marienburg durch einer der vier großen Schiebtüren, durch die der Theaterraum nach allen vier Seiten geöffnet und bespielt werden kann, manövriert. Zahllose riesige halbdurchsichtige – milchig-trübe – Boxen dienten mal als Weg, dann als Mauer, wurden in immer wieder neue atmosphärische Installationen geordnet.

Wegen der engen Verzahnung von Theorie und Praxis sind die kulturwissenschaftlichen Studiengänge der Universität Hildesheim bundesweit beliebt. Mehr als drei Viertel der 1000 Kulturwissenschaftsstudierenden kommen aus anderen Bundesländern nach Hildesheim. Insgesamt zählt die Universität im Wintersemester 2011/12 6000 Studierende.

Kulturcampus Domäne Marienburg

Eines der anspruchsvollsten Bauprojekte der Stiftung Universität Hildesheim wird im Frühjahr 2012 abgeschlossen: der Umbau und die Erweiterung der denkmalgeschützten Domäne Marienburg für den Fachbereich Kulturwissenschaften und Ästhetische Kommunikation. Neben dem Umbau der ehemaligen Stallgebäude zu Seminar- und Übungsräumen und dem Umbau des hochmittelalterlichen Palas („Hohes Haus“) zu Seminar- und Veranstaltungsräumen entstand ein moderner Theaterneubau („Burg-Theater“) sowie ein Hofcafé. Zum Wintersemester 2011/12 wurden der Theaterneubau und die ehemaligen Stallgebäude fertiggestellt.

Die Domäne Marienburg gehört zu den wertvollsten mittelalterlichen Baudenkmälern in Norddeutschland. Die kulturwissenschaftlichen Studiengänge – Kulturwissenschaften und ästhetische Praxis, Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus, Szenische Künste sowie Philosophie-Künste-Medien – führen Studierende aus dem gesamten deutschsprachigen Raum nach Hildesheim auf den Kulturcampus Domäne Marienburg.


Prof. Dr. Annemarie Matzke und Prof. Dr. Jens Roselt vor der neuen Forschungs- und Ausbildungsstätte, beide bleiben Hildesheim erhalten und lehnten Rufe an renommierte Hochschulen ab.