Aufbau und Erforschung von Förderkultur

Monday, 23. January 2006 um 00:00 Uhr

Universität schließt Kooperationsvertrag mit Förderschulen

Durch PISA wird bemängelt, dass das deutsche Bildungssystem keine Förderkultur hat. Nicht so in Hildesheim. An der Stiftungsuniversität lernen Studierende, nach individuell erarbeiteten Förderplänen einzelne Schüler zu fördern. Grundlage dafür ist vor allem auch die enge Zusammenarbeit mit Hildesheimer Förderschulen. Gleich zu Beginn des Jahres wurde ein Kooperationsvertrag unterschrieben, der auf das Engagement der Schulleitungen und der beteiligten Wissenschaftler zurückzuführen ist.

Das Treffen im Präsidium der Stiftungsuniversität zeigte Aufbruchstimmung. Nicht, dass es nicht schon zahlreiche Kooperationen mit Hildesheimer Schulen gäbe. Aber die an diesem Tag auch formal fixierte Zusammenarbeit mit den Hildesheimer Förderschulen freute Uni-Präsident Prof. Dr. Wolfgang-Uwe Friedrich besonders. "Diese Kooperation zeigt, wie anspruchsvoll das Lehramtsstudium an unserer Universität ist. über Schule hinaus lernen Studierende das Umfeld von Schülern zu betrachten und dessen Bedeutung für den Lernprozess zu werten. Die Universität folgt mit dieser Konzeption ihrem gesellschaftlichen Bildungsauftrag und führt vor allem auch der Bildungsforschung wichtige Erkenntnisse zu."Für die Rektoren Helmer Günther, Anne-Frank-Schule (Förderschule Schwerpunkt Lernen) und Ulf Algermissen St. Ansgar-Schule (Förderschule Schwerpunkt soziale und emotionale Entwicklung) ist der unterzeichnete Kooperationsvertrag ein besonderer Gewinn für die Schüler, und auch für die Lehrer. Das Institut für Angewandte Erziehungswissenschaft und Allgemeine Didaktik kooperiert seit vielen Jahren mit der Anne-Frank-Schule; die St. Ansgar-Schule kam im letzten Jahr dazu. In jedem Semester fördern Studierende des Lehramts einzelne Schüler dieser Schulen über einen längeren Zeitraum. "Davon profitieren beide Seiten: Die Studierenden bekommen Einblicke in familiäre Hintergründe von Familien und deren Bedeutung für den Lernprozess. Sie machen Erfahrungen mit individuellen Lernstrategien und lernen, wie sie didaktisch flexibel auf diese eingehen können. Die Aufmerksamkeit der Lehrer wird auf andere Weise auf bestimmte Schüler gelenkt und durch die Diskussion mit den Studierenden neu geweckt", betont Prof. Dr. Olga Graumann, Initiatorin dieses Projekts.Die Studierenden, die in den Förderschulen arbeiten, haben bereits Schulpraktika durchlaufen. In der Einzelförderung machen sie neue Erfahrungen, die nötig sind, wenn sie den pädagogischen und didaktischen Anforderungen im Arbeitsfeld Schule heute gerecht werden wollen. Studentin Nina Rohloff kann das voll bestätigen: "Seit ich ein Kind in der Schule gefördert habe, teile ich mein Studium in zwei Teile. Eine Zeit vor der Förderung und eine Zeit nach der Förderung. Ich habe so viel gelernt, dass mir das Studium davor in einem ganz anderen Licht erscheint!"Zukünftig wird die Forschung zudem an Bedeutung gewinnen. "Mit meinem Kollegen Prof. Dr. Karl-Heinz Arnold werden wir im neuen Bachelor-Master Studiengang die Kooperation nun auch verstärkt in die Forschung des Instituts für Angewandte Erziehungswissenschaft und Allgemeine Didaktik einbinden und auf breitere Beine stellen" so der Ausblick von Prof. Dr. Graumann.


Bild: Bei der Vertragsunterzeichnung: Die Rektoren Ulf Algermissen und Helmer Günther (v.l.) mit Präsident Prof. Dr. Friedrich, Prof. Dr. Graumann und Prof. Dr. Arnold.

Bei der Vertragsunterzeichnung: Die Rektoren Ulf Algermissen und Helmer Günther (v.l.) mit Präsident Prof. Dr. Friedrich, Prof. Dr. Graumann und Prof. Dr. Arnold.