Anerkennung ausländischer Abschlüsse: Online-Portal startet

Wednesday, 05. August 2020 um 09:41 Uhr

Wie gelangen Fachkräfte aus dem Ausland in den deutschen Arbeitsmarkt, um zum Beispiel als Lehrerin oder Erzieher zu arbeiten? Ein forschungsteam um Professorin Carola Iller hat mit Partnern in der Region ein digitales Wissensmanagement für Ratsuchende und Beratende entwickelt, das Portal ist ab sofort online verfügbar: https://anerkennung-hildesheim.de. Damit sollen Personen, die Studienleistungen im Ausland erbracht haben, schneller und zielgerichteter zu einem in Deutschland anerkannten Hochschulabschluss gelangen.

Wie gelangen Fachkräfte aus dem Ausland in den deutschen Arbeitsmarkt, um zum Beispiel als Lehrerin oder Erzieher zu arbeiten? Zwei Jahre lang hat das Projekt „VerAn – Vernetzung der Anerkennungsberatung für ein Hochschulstudium“ die Aufbau- und Entwicklungsarbeit geleistet, um die vielfältigen Beratungsangebote zur Anerkennung ausländischer Studienleistungen institutionenübergreifend miteinander zu vernetzen. Ziel des Projektteams war es, Menschen mit im Ausland erworbenen Studienleistungen schneller und zielgerichteter zu einem in Deutschland anerkannten Hochschulabschluss zu führen. Die Wissenschaftlerinnen konzentrierten sich auf pädagogische Berufsfelder.

Der Fachkräftebedarf insbesondere bei Erzieherinnen und Erziehern sowie Lehrerinnen und Lehrern ist hoch. Das IQ Netzwerk in Niedersachsen berät Menschen, die im Ausland einen Beruf erlernt haben, und begleitet sie auf dem Weg zur Anerkennung ihrer Abschlüsse und Leistungen in Deutschland: Von den etwa 1400 Personen mit ausländischen Abschlüssen, die sich seit 2016 für den Lehrerberuf in Niedersachsen interessieren und hier Beratung suchen, kommt nur ein äußerst geringer Teil in den Hochschulen an. Die Hürden für diese Personengruppen sind hoch. Dies sei nicht nur sprachlich begründet, sondern auch durch eine bürokratische Anerkennungspraxis, die zu wenig das Können der Personen berücksichtigt, sondern nach formalen Abschlüssen entscheidet, so die Hildesheimer Wissenschaftlerinnen.

Um die diversen Beratungsangebote zur Integration in den Arbeitsmarkt zu verbessern, haben die Erziehungswissenschaftlerinnen der Universität Hildesheim in den letzten zwei Jahren mit der Volkshochschule sowie mit dem IQ Netzwerk Niedersachsen, mit der Agentur für Arbeit, mit dem Jobcenter und der Hochschule HAWK zusammengearbeitet. Dabei wurden bestehende Beratungsangebote in der Region vernetzt, der Austausch zwischen den Beratungseinrichtungen gefördert und das Beratungspersonal sowohl extern als auch hochschulintern fortgebildet.

Die Wissenschaftlerinnen haben mit den Partnern ein digitales Wissensmanagement für Ratsuchende und Beratende entwickelt, das Überblick und Transparenz im Anerkennungsverfahren ausländischer Hochschulabschlüsse leisten soll. Das Portal führt Ratsuchende und Beratende zusammen und vernetzt Beratungsinsitutionen.  Es liefert einen detaillierten Überblick über den gesamten Anerkennungsprozess und die weiteren Schritte bis zur Integration in den Arbeitsmarkt, weiterführende Informationen und Ansprechpersonen zu konkreten Fachfragen, ein Forum zur Vernetzung und zum Austausch. Akademiker_innen mit ausländischen Abschlüssen oder Studienleistungen können über das Portal einen Selbstcheck durchführen und erhalten Hinweise auf dem Weg in den Arbeitsmarkt bzw. in ein Hochschulstudium, Informationen zu Ansprechpersonen in der Region Hildesheim für konkrete Fragen sowie weiterführende Informationen. Das Portal  ist online abrufbar unter: anerkennung-hildesheim.de

Ein weiteres Ergebnis des Teams um Professorin Carola Iller sind Handlungsempfehlungen für Ministerien, Landesschulbehörde und Beratungsagenturen. Die Eingliederung von Menschen mit im Ausland erworbenen Studienleistungen in den Arbeitsmarkt über eine Anerkennung ihres Abschlusses, ggf. mittels Nachqualifizierung sollte nicht an finanziellen Möglichkeiten scheitern. Der Weg zur beruflichen Anerkennung ist lang und nicht selten von Umwegen gekennzeichnet. Die Frustration seitens der Ratsuchenden ist hoch, umso mehr, wenn sie keinen Überblick haben, welche Schritte insgesamt bis zur Anerkennung erforderlich sind. Die personellen Rahmenbedingungen in den Institutionen im Arbeitsfeld der Anerkennungsberatung sind nicht immer optimal. In den anerkennenden Stellen gibt es häufig personelle Engpässe, was u.a. zu einem Mangel an Serviceorientierung führt. Nicht immer liegt ausreichendes Wissen über Ausbildungsinhalte in anderen Staaten vor. Um Ratsuchende schneller und zielgerichteter zu einem in Deutschland anerkannten Hochschulabschluss zu führen, sollte es in den anerkennenden Behörden ausreichend qualfiziertes Personal geben.

Das zweijährige Projekt wurde im Rahmen der „Offenen Hochschule Niedersachsen“ durch den Europäischen Sozialfond und das Land Niedersachsen gefördert.

Wer Fragen zu den Projektergebnissen und Handlungsempfehlungen hat, erreicht die wissenschaftliche Leiterin Prof. Dr. Carola Iller unter carola.iller@uni-hildesheim.de, Julietta Adorno via E-Mail unter adorno@uni-hildesheim.de.


Zwei Jahre hat ein Forschungsteam im Projekt „VerAn – Vernetzung der Anerkennungsberatung für ein Hochschulstudium“ Aufbau- und Entwicklungsarbeit geleistet, um die vielfältigen Beratungsangebote zur Anerkennung ausländischer Studienleistungen institutionenübergreifend in der Region Hildesheim miteinander zu vernetzen. Foto: Daniel Kunzfeld, Screenshot: Website VerAn

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