Voneinander lernen: Musik kann Menschen verbinden

Tuesday, 01. August 2017 um 12:48 Uhr

Musik kann Menschen trennen – oder verbinden. Ein Team vom Center for World Music der Universität Hildesheim setzt auf die verbindende Kraft der Klänge und bildet Fachleute aus, um die musikalische Vielfalt zu erhalten. Der Studiengang „musik.welt" startet im Wintersemester 2017/18 zum vierten Mal. Bewerbungen werden ab sofort bis Mitte August 2017 angenommen.

Jetzt bewerben bis Mitte August: musik.welt studieren

Seit 2011 bildet das Center for World Music der Universität Hildesheim Berufstätige fort, die die Vielfalt der Musikkulturen in ihrem Arbeitsumfeld aufgreifen – in Kitas, Schulen, Stadtteilen und Jugendzentren. Der Studiengang „musik.welt – Kulturelle Diversität in der musikalischen Bildung“ ist bundesweit einzigartig und reagiert auf aktuelle Herausforderungen in der Gesellschaft. Musik kann vermitteln und als internationale Sprache Menschen verbinden.

Bisher haben 80 Personen aus 13 Herkunftsländern im Alter von 20 bis 60 Jahren „musik.welt“ studiert. Unter ihnen sind Musikerinnen, Lehrkräfte, Sozialpädagogen, Erzieherinnen und Komponisten. Sie lernen von- und miteinander in der Gruppe. Gemeinsam entwickeln sie neue Konzepte und Projekte in der Musikvermittlung. Viele Studentinnen und Studenten haben Abschlüsse im Ausland erworben. Sie haben vielfältige musikalische und berufliche Biografien.

Jeder Student erlernt während der zwei Jahre ein weiteres Instrument – eine „musikalische Fremdsprache“ – und erhält Einzelinstrumentalunterricht. Die Studieninhalte reichen von Musikethnologie und Musikpädagogik über Musik und soziale Arbeit bis zu Projektmanagement und Selbstreflexion.

Am Center for World Music in Hildesheim studieren

Der berufsbegleitende Studiengang „musik.welt – Kulturelle Diversität in der musikalischen Bildung“ ist Teil des Förderprogramms der Stiftung Niedersachsen und führt in vier Semestern zu einem Master-Abschluss. Es besteht die Möglichkeit, auf Zertifikat zu studieren. Ein Bachelor-Abschluss oder Ähnliches ist dann nicht erforderlich. Der Studiengang wendet sich an alle, die Kompetenzen erlangen möchten, um die integrative Kraft der Musik in der täglichen Arbeit zu nutzen.

Der Studiengang kann berufsbegleitend studiert werden, einmal im Monat kommen die Studierenden im Hörsaal in Hildesheim zusammen.

Der Hörsaal im Center for World Music ist ungewöhnlich – ein ehemaliger Kirchenraum mit etwa 4500 Musikinstrumenten aus allen Erdteilen. Die Studierenden holen diese Instrumente – ob Sitar, Oud, Mbira oder Bağlama – aus den Vitrinen und lassen sie erklingen, setzen sie in Projekten etwa in Kindergärten, Schulen, Altenheimen und Stadtteilen ein. Die Studentinnen und Studenten entwickeln Musikprojekte vor Ort in ihrem Arbeitsfeld, etwa im Bereich Bildung, Kultur oder Soziales.

Weitere Informationen zu den Studieninhalten, Stipendien und zum Bewerbungsverfahren finden Sie online.

Nachgefragt bei Studierenden und Absolventen

Interview mit dem Santur-Virtuosen Kioomars Musayyebi

„Musik ist wie eine Sprache“

Kioomars Musayyebi, aus dem Ruhrgebiet, geboren 1977 in Teheran, spielt seit über 30 Jahren Santur, hat in Teheran Musiktheorie und Komposition studiert und lernte beim Santurmeister Faramarz Payevar und beim Filmkomponisten Farhad Fakhredini. Er arbeitet heute als Musiker und festes Mitglied im „Transorient Orchestra“ (Leitung: Andreas Heuser) in Dortmund. Für seine Arbeit wurde das Orchester mit dem WDR Jazzpreis 2017 in der Kategorie „Musikkulturen“ ausgezeichnet. Der Santur-Virtuose spielt im „Kioomars Musayyebi Quartett“ mit Gitarre-, Kontrabass- und Tombak-Spielern zusammen, komponiert Musik und Kinderlieder, unterrichtet Jugendliche und ist Beiratsmitglied im Kultursekretariat NRW. Kioomars Musayyebi ist einer der ersten Absolventen des Masterstudiengangs „musik.welt – Kulturelle Diversität in der musikalischen Bildung“ am Center for World Music der Universität Hildesheim. Seine Masterarbeit schrieb Kioomars Musayyebi zum Thema „Fremd und eigen. Musikalische Autobiografie eines Migranten“.

Wie arbeiten Sie heute und welche Rolle spielt Musik in Ihrem Arbeitsalltag?

Ich unterrichte Musik und leite Proben mit Bands und habe Auftritte. Ich schreibe Musik und komponiere. Ich arbeite mit Musik – das heißt Musik spielt die Hauptrolle in meinem Arbeitsalltag.

Was haben Sie in dem Musikstudium am Center for World Music gelernt?

Unser Studium setzt sich aus Musikethnologie, Musikpädagogik, Musikmanagement, Musikvermittlung und Instrumentalunterricht zusammen. Durch die Gespräche zwischen Studenten und Dozenten fanden wir ganz neue Ideen. Jeder Student erlernt im Studium in Hildesheim ein neues Instrument als zweites Instrument. Es ist sehr gut, ein fremdes Instrument zu erlernen, weil ich durch das neue Instrument auch eine andere musikalische Kultur erlernen kann. Ich habe in meinen zwei Jahren an der Universität in Hildesheim das Cello erlernt. Mir hat es gut gefallen, wie das Verhältnis und der Kontakt zwischen Studenten und Dozenten in Hildesheim ist – das war eine unglaublich freundliche Atmosphäre. Die Studenten können so frei ihre Ideen bezüglich der Themen artikulieren und die Ideen werden dann von anderen Studenten und Dozenten thematisiert. Das heißt, es entsteht ein richtiger Austausch und man gelangt zu Ergebnissen.

Was ist Musik?

Musik ist wie eine Sprache, mit Musik können die Leute miteinander kommunizieren. Musik entdeckt unsere Gefühle. Wir können mit Musik unsere verborgenen Winkel der Emotionen, die inneren und tiefen Gefühle, hervorbringen und anderen Menschen zeigen. Musik ist Liebe und Leben und tatsächlich Frieden. Musik bringt einfach Frieden und Liebe und stärkt die Kommunikation miteinander. Musik ist eine gemeinsame und einheitliche Sprache. Es gibt verschiedene Bereich in der Musik, egal ob klassische Musik oder Pop oder Jazz oder sogar traditionelle Musik. Aber es gibt den Gedanken des Musikalischen, Klänge, die zusammenkommen, wenn Menschen Instrumente spielen, und Klänge, denen man zuhören und die man sammeln  kann. Dann versteht man die Gedanken, Gefühle und Ideen, egal welche Musikrichtung das gerade ist, die man hört. Oder wenn Musiker improvisieren, dann ist das auch eine Kommunikation – sie sprechen miteinander.

Kann man mit Musik etwas im Alltag, in der Gesellschaft bewirken?

Mit Musik kann ich dazu beitragen, dass Gefühle geteilt werden, Freundschaft, Frieden, Liebe, Einigkeit und Solidarität. Musik kann auch dazu beitragen, dass Menschen, die sich einander nicht kennen, sich kennen lernen und begegnen.

Wie schwer oder einfach war für Sie das Ankommen im akademischen Studienalltag in Deutschland? Wie haben Sie das Ankommen erlebt und welche Rolle spielt dabei das Center for World Music?

Erstmal möchte ich sagen: Als ich nach Deutschland gekommen bin, wollte ich gerne unbedingt weiter studieren, weil ich finde, das Studium ist eine Tür zu der Gesellschaft. Studieren hilft mir dabei, gut die Leute und die Gesellschaft zu verstehen sowie mehr wahrzunehmen. Ich kam also aus Teheran nach Deutschland und wollte gerne mein akademisches Wissen ausbauen. Obwohl ich in meiner Heimat Musik studiert hatte und ich hier in Deutschland als Profi-Musiker angekommen bin, trotzdem wollte ich weiterlernen und studieren ist eine Gelegenheit für Aufstieg. Man lernt immer neues Wissen und man lernt viel über aktuelle Gedanken der Gesellschaft.

Es war nicht einfach für mich, in Deutschland anzukommen: Ich hatte fast allen Universitäten meine Bewerbungsunterlagen zugeschickt. Ich habe mich deutschlandweit an Hochschulen beworben und Absagen erhalten – ich müsse ein europäisches Instrument spielen. Weil ich ein fremdes Instrument – die Santur – spiele, bekam ich nur eine Antwort: „Es tut uns leid, das Instrument ist nicht aktuell in Deutschland.“ Nur Absagen. Sogar für Musiktheorie und als Tontechniker wollte man mich nicht, weil nur Studenten gesucht wurden, die europäische Instrumente beherrschen.

Dann habe ich eine Möglichkeit gesehen, Komposition an der Universität Folkwang im Bachelor-Studium oder Musik und Sozialarbeit in Regensburg zu studieren. Aber dann zufällig fand ich im Internet das Fach Musikethnologie in Hildesheim und das Masterstudium „musik.welt – Kulturelle Diversität in der musikalischen Bildung“. Der Studiengang passte total zu meiner Situation. Dank der großen Hilfe von Morena Piro und der Beratung durch Professor Raimund Vogels konnte ich in Hildesheim an der Universität im Masterstudium weiter studieren. Das Center for World Music hat mir viel geholfen, nicht nur mein Wissen erweitert, sondern ich bin einen neuen Weg im musikalischen Bereich gegangen. Ich habe im Studium viele Leute kennengelernt und hatte viele Gelegenheiten, mein Santur-Spiel zu präsentieren. Ich würde gerne immer im akademischen Bereich aktiv sein. Ich bin gerne ein Musiker mit akademischer Ausbildung. Zum Schluss möchte ich sagen, das Center for World Music hat mein Leben und meinen Arbeitsalltag zum Besseren verändert. Ich freue mich über diese Veränderung und den Aufstieg in meinem Leben.

Die Fragen stellte Isa Lange.

Nachgefragt bei dem E-Bass-Spieler Claas-Henning Dörries

„Wenn viele andere Sachen an ihre Grenzen kommen, dann schlägt die Stunde der Musik“

Claas-Henning Dörries, 30, schließt derzeit das Masterstudium „musik.welt – Kulturelle Diversität in der musikalischen Bildung“ am Center for World Music der Universität Hildesheim ab. Gerade bereitet er seine Masterarbeit vor und möchte über den gemeinsamen Nenner zwischen arabischer und europäischer Musiziertradition schreiben. Neben dem Studium ist er als Musiker und Musikpädagoge tätig, arbeitet seit fünf Jahren an der Musikschule in Osnabrück, arbeitet mit Real- und Hauptschulen im Bereich Bandcoaching zusammen. In Osnabrück hat der Musiker Instrumentalpädagogik mit Hauptfach E-Bass studiert, im Musikstudium in Hildesheim lernt er Bağlama.

„Im Studium an der Universität Hildesheim habe ich das Spielen der Bağlama erlernt. Beim Bass war ich tief in der Marterie, ich habe ja E-Bass studiert. Nun habe ich von Null angefangen, erste Gehversuche auf einem neuen Instrument! Das ist eine tolle Erfahrung und ich freue mich über die ersten Erfolgserlebnisse. Jetzt kann ich auch Vierteltöne spielen, das war zunächst ungewohnt. Das Erlernen der Bağlama hat mir ein neues Feld, eine neue Welt im Kopf und in der eigenen Musikalität eröffnet.

Welche Rolle Musik in meinem Leben spielt? Musik ist alles. Ich mache nichts anderes. Im Center for World Music arbeite ich gemeinsam mit Edgar Wendt und Morena Piro im Integra-Projekt, es ist aus dem musik.welt-Studium heraus entstanden. Ein Coaching für Musikerinnen und Musiker, die nach der Flucht in Deutschland angekommen sind. Ich begleite die neun Männer und eine Frau auf ihrem Weg in das Studium und Berufsleben, unter ihnen ein Profi-Musiker, der in Syrien sehr bekannt war, ein Grundschullehrer, ein Musiker, der ein Kulturcafé in Syrien gemanagt hat. Wir versuchen, die Brücke in die Zukunft zu schlagen. Alle kommen verstreut aus Niedersachsen, nächste Woche kommen wir wieder in Hildesheim zusammen. In Seminaren geht es um Musiktheorie und Notenschrift, wir machen ein Bewerbungstraining, die Musiker nehmen an einem Deutschkurs der Uni teil. Wir haben das Integra-Projekt neu entwickelt, so ein Angebot gab es bisher nicht, die Gruppe ist so dankbar und so engagiert bei der Sache.

Was ich im musik.welt-Studium gelernt habe? Ich habe viel von der Gruppe gelernt, mein Jahrgang ist so unterschiedlich, unterschiedlicher könnten die Menschen gar nicht sein, was die Biografien, Lebensorte und Berufe betrifft. Aber wir sind alle auch Musiker, Musik ist unser gemeinsamer Nenner – Musik verbindet uns. Alle Studierenden haben eigene Expertise, davon profitiert man im Studium sehr. Wenn ich etwas über die Musiktradition des mongolischen Obertongesangs erfahren möchte, dann sitzt der Experte mit im Hörsaal und neben ihm eine Expertin für Kulturpolitik und Kulturmanagement und wie man Anträge schreibt. Unser gemeinsamer Nenner ist die Musik. Das ist ein riesen Gewinn, dieses Netzwerk an Menschen aus heutigen und ehemaligen Musikstudenten. Wer etwas mit Musik zu tun hat und offen ist für neue Arten von Musik sollte hierher nach Hildesheim kommen. Hier kann man seinen Horizont erweitern. Das musik.welt-Studium und das Center for World Music sind ein absolut einmaliger Ort, eine einzigartige Chance, die ich wahrnehmen durfte. Ich habe erst viel gezweifelt, ich hatte vorher nichts mit Weltmusik zu tun. Ich bin überglücklich, dass ich in Hildesheim Musik studiert habe, das Studium hat mein Leben und mein Berufsleben verändert.

Warum gibt es Musikerinnen und Musiker? Es ist phänomenal, Musik hat etwas Magisches, was Leute glücklich macht und zum Bewegen und Tanzen bringt. Musik ist ein verbindendes Element, wenn viele andere Sachen an ihre Grenzen kommen, dann schlägt die Stunde der Musik. Musik ist etwas sehr Menschliches.“

Interview mit der Musikpädagogin Anja Kucharski

„Manche Kinder entwickeln im Zusammenspiel mit anderen viel Freude und Selbstvertrauen“

Anja Kucharski, 48 Jahre, schließt derzeit das Masterstudium „musik.welt – Kulturelle Diversität in der musikalischen Bildung“ am Center for World Music der Universität Hildesheim ab. Arbeitet seit 15 Jahren in der Musikschule in Hildesheim. Hat an der Universität Hildesheim in den 90er Jahren Kulturpädagogik mit dem Schwerpunkt Musik studiert, ausgebildet in drums & percussion, Gitarre und Akkordeon. Ein wichtiger musikalischer Moment in ihrem Leben: In den 90er Jahren hat sie viele Auftritte mit ihrer damaligen Frauenband gespielt. Auch die Erfahrungen mit Theatermusik im Schauspielhaus Hannover erlebte sie als sehr spannende und bereichernde Momente.

Welche Rolle spielt Musik in der Gesellschaft?

Anja Kucharski: Musik zu machen wirkt sich meiner Meinung nach so gut wie immer positiv auf die Menschen aus. Es ist ein Abtauchen vom Alltag in eine andere Welt und löst Wohlbefinden, Freude, Lachen und ein Gefühl von Zusammengehörigkeit aus. Dieses Wohlbefinden wird natürlich auch genutzt, um Leute zu manipulieren und zu beeinflussen, um zum Beispiel im Geschäft ganz „relaxed“ oder „angeregt“ noch mehr zu shoppen... Musik ist sehr wichtig für die Gesellschaft und das Leben der Menschen. Ich glaube ohne Musik zu leben, wäre so ähnlich wie Blüten ohne Farbe anzuschauen.

Wie sieht Ihr musikalischer Alltag aus?

Anja Kucharski: Ich unterrichte seit 20 Jahren Schlagzeug und Percussion, zunächst selbständig, dann seit 2002 als Honorarkraft an der Musikschule in Hildesheim. Meine Schülerinnen und Schüler sind  von 5 bis 80 Jahren jung. Das muss natürlich vorbereitet werden und ich muss mich fit halten und spielen und üben wie beim Sport. Dann übe ich für Bandauftritte und seit zwei Jahren spiele ich neues Instrument – die Rahmentrommel – im Studiengang am Center for World Music. Es gehört viel Zeit und Disziplin dazu, regelmäßig zu üben. Seit einem Jahr bin ich Percussionistin bei Labiba, die Salsa Big Band von Kurt Klose im Raum Hannover, wo es auch immer was zu tun gibt.

Sie arbeiten in einer Musikschule, wie verändern sich Kinder und Jugendliche, wenn sie regelmäßig musizieren oder ein neues Instrument erlernen?

Das kann sehr unterschiedlich sein. Manche Kinder erleben hier ein spannendes neues Feld, was sie begeistert erlernen und im Zusammenspiel mit anderen anwenden wollen und dabei eine Menge Freude und Selbstvertrauen entwickeln. Andere Schüler sind überfordert mit zu vielen Terminen – Schule, Sport, soziale Kontakte und dann noch jeden Tag üben. Bei manchen Kindern helfen Musik und Instrumente, um zu entspannen und Spaß zu haben. Oft ist der Unterricht vermischt mit sozialer Arbeit. Da sprechen wir im Unterricht auch mal über das eine oder andere Problem und spielen dann weniger. Wichtig ist die Erkenntnis, für seine Erfolg oder auch Misserfolg meistens selber Verantwortung zu tragen, indem man etwas dafür tut und übt oder es schleifen lässt.

Warum haben Sie sich für ein Musikstudium in Hildesheim entschieden?

Ich lebe und arbeite hier und es bot sich für mich an, diese Weiterbildung in Hildesheim zu machen. Das Thema „Diversität in der musikalischen Bildung“ ist hoch aktuell und passt genau in die Zeit! Menschen, die von allen möglichen Ländern der Erde nach Deutschland aus unterschiedlichsten Gründen geflohen sind, bekommen über Musik und Sport eine gute Möglichkeit, Kontakte zu bereits hier lebenden Menschen zu knüpfen, sich auszutauschen und gegenseitig kennenzulernen. Es bietet eine Möglichkeit, eine schöne Beschäftigung zu finden neben einem großen Part Langeweile, unter der viele zugezogene Jugendliche leiden können. Mit Musik kann man sich auch ablenken oder unschöne Erlebnisse verarbeiten.

Sie erlernen im zweijährigen „musik.welt“-Studiengang in Hildesheim ein weiteres Instrument. Wie schwierig ist das Spielen auf einem neuen Instrument, was gelingt gut?

Ich erlerne Rahmentrommel. Schwierig ist die Technik – das ist komplett neu für mich, die Haltung. Ich musste viel üben, um Erfolge zu verbuchen und weiter zu kommen – um dann auch Spaß an der Musik zu haben. Um die vielen unterschiedlichen Klänge erzeugen zu können, müssen die Finger und Hände das Fell präzise anschlagen. Das dauert.

Wie sehr lernen Sie im Studium am Center for World Music voneinander? In der Gruppe sind viele Menschen mit unterschiedlichen Expertisen in bestimmten Bereichen. Das Studium ist ziemlich anders als in den Massenstudiengängen, wenn man mit 200 Leuten im Hörsaal in einer Psychologievorlesung sitzt und dem Dozenten zuhört.

Wir lernen sehr viel voneinander und können von dem Wissen Einzelner profitieren. Da zum Beispiel drei Menschen iranischer Herkunft im Studiengang dabei sind, haben wir private Filmaufnahmen aus dem Musikleben in Iran sehen können. Dann bekommen wir auch Theorieunterricht in persischer Musik aus sozusagen erster Quelle. Das ist schon sehr wertvoll. Es gibt auch Einblicke in verschiedene bereits laufende Projekte, was andere wiederum zum Nachahmen anregen kann. Viele von uns spielen sehr unterschiedliche Instrumente. Zum Teil machen wir kleine Workshops, wo wir Einblicke in viele Instrumente bekommen – von der Harfe und dem Alphorn bis hin zu japanischen Taikotrommeln und der Bağlama. Neben Theorieblöcken gibt es ja auch viel Praxis im Studium – das ist eine sehr gute Mischung.

Die Fragen stellte Isa Lange.

Nachgefragt bei dem Sozialpädagogen Ingo Prein

„Musik kann Gemeinschaft fördern“

Ingo Prein, 40 Jahre, schließt derzeit das Masterstudium „musik.welt – Kulturelle Diversität in der musikalischen Bildung“ am Center for World Music der Universität Hildesheim ab. Ingo Prein ist Diplom-Sozialpädagoge, Kirchenmusiker und leitet einen Kinder- und Jugendchor. Er arbeitet als sozialpädagogische Fachkraft in der Schuleingangsphase an einer Grundschule in Ochtrup (Kreis Steinfurt) und war zuvor Schulsozialarbeiter an einer Hauptschule in Espelkamp.

„Ich habe in dem musik.welt-Studium am Center for World Music gelernt, dass Musik eine ganz besondere Funktion in der Gesellschaft hat. Musik kann über Sprachgrenzen hinweg einen ersten Zugang schaffen, indem sie als ‚Brücke zur Verständigung‘ genutzt wird und somit Gemeinschaft fördert. Musik ist die Sprache der Leidenschaft (Richard Wagner). Mit Musik kann ich im Alltag, in der Gesellschaft etwas bewirken. Die elementare Kraft der Musik kann ich nutzen, um vielerlei Fähigkeiten in Kindern freizusetzen und zu entwickeln. Zum Beispiel die Bewegung, den Ausdruck, die Wahrnehmung und die Kommunikation. Diese Fähigkeiten können mit dem Einsatz von Musik gefördert werden, um das zukünftige Verhalten der Kinder und Jugendlichen positiv zu beeinflussen. Ein wichtiger Schwerpunkt in meiner Arbeit ist die individuelle Förderung der Schülerinnen und Schüler sowie die Beratung und Unterstützung von Eltern und Lehrern und die enge Kooperation mit verschiedenen Institutionen wie dem Jugendamt. Neben meiner hauptamtlichen Tätigkeit arbeite ich seit meiner frühen Jugend als Kirchenmusiker in unterschiedlichen Gemeinden und leite aktuell in meiner Heimatgemeinde einen Kinder- und Jugendchor sowie den Schulchor an meiner Schule. Ich habe berufsbegleitend in Hildesheim studiert – es war für mich nicht immer einfach Beruf, Familie und Studium zu verbinden und die Zeiten miteinander zu vereinbaren. Doch nun bin ich stolz, dass ich diesen Spagat hinbekommen habe. Es hat sich gelohnt, denn die Begegnungen, der Austausch und die neu gewonnenen Erfahrungen waren auch eine große Bereicherung für meine Familie und Arbeitsstätte.“

Medienkontakt: Pressestelle der Universität Hildesheim (Isa Lange, 05121.883-90100, presse@uni-hildesheim.de)


Kioomars Musayyebi ist Profimusiker und spielt seit 30 Jahren Santur, komponiert Musik und arbeitet mit Jugendlichen und musiziert im Orchester. Er ist einer der ersten Absolventen des Masterstudiengangs „musik.welt – Kulturelle Diversität in der musikalischen Bildung“ am Center for World Music der Universität Hildesheim. Foto: Bülent Kirschbaum

Kioomars Musayyebi ist Profimusiker und spielt seit 30 Jahren Santur, komponiert Musik und arbeitet mit Jugendlichen und musiziert im Orchester. Er ist einer der ersten Absolventen des Masterstudiengangs „musik.welt – Kulturelle Diversität in der musikalischen Bildung“ am Center for World Music der Universität Hildesheim. Foto: Bülent Kirschbaum