Das Projekt wird durch das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur gefördert. Es läuft vom 01. April 2021 bis zum 31. März 2022 und hat das Ziel, kommunikative Barrierefreiheit in verschiedenen medialen Formaten aufzuzeigen. Dazu wird ein Modul im Master „Barrierefreie Kommunikation“ aufbereitet, um daran exemplarisch best practices darzulegen.
In Impulsvorträgen wurde Barrierefreiheit deutlich als Rechtsanspruch herausgestellt und vereinzelt als Qualitätsstandard für eine moderne Gesellschaft formuliert. In Bezug auf den Tagungsschwerpunkt Studium wiesen die Fachexpert(inn)en darauf hin, dass Dozierende in Sachen Barrierefreiheit oft allein gelassen werden: Sie erhielten keine Anleitungen, keine Schulungen und hätten in den meisten Fällen keine Zeit, ihre Veranstaltungen umfangreich barrierefrei aufzuarbeiten. Im Verlauf der gesamten Tagung wurde immer wieder von verschiedenen Teilnehmenden hervorgehoben, dass Hochschulen einen Umsetzungsdienst für Barrierefreiheit brauchen. In solchen Diensten wird u. a. Veranstaltungsmaterial barrierefrei aufgearbeitet.
In einer Rundtischdiskussion kamen weitere hochschulrelevante Punkte zur Sprache. So wurden die diskriminierenden Strukturen an Hochschulen angesprochen und die Emotionen und der Zeitaufwand, die mit der Auseinandersetzung mit diesen Strukturen einhergehen. Ein Beispiel unter vielen ist das Ausfüllen eines Antrags auf Arbeitsassistenz, das von Dozierenden zunächst verstanden und dann korrekt ausgefüllt werden muss. Barrierefreiheit wird also durch vorhandene Strukturen erschwert – das macht Barrierefreiheit zur „Chef(innen)sache“. Von unten herauf können diese Strukturen kaum verändert werden. Die Teilnehmenden wünschten sich mehr Freiräume, um über Barrierefreiheit zu kommunizieren, und damit verbunden ein größeres Bewusstsein um Kommunikationsformen wie die Deutsche Gebärdensprache oder die Braille-Schrift. Gewünscht wurde auch mehr Forschung und damit mehr wissenschaftlicher Nachwuchs zum Thema Barrierefreiheit.
In einem letzten Teil wurden erste Teilergebnisse des Projekts vorgestellt und mit den Teilnehmenden reflektiert. Präsentiert wurden Aspekte barrierefreier Kommunikation in Zusammenhang mit Seh- sowie Hörbeeinträchtigung. Zentrale Themen der Reflexion waren hier die individuellen Ansprüche der Studierenden an die Barrierefreiheit, der Zeitdruck, unter dem Dozierende stehen können und die Unterstützung beim Aufbereiten der Materialien. Außerdem wurde über technische Lösungen wie Gebärdensprachavatare gesprochen, die nicht ausgereift, aber in sich wiederholenden Standardsituationen anwendbar sind.
Die Tagung „Kommunikative Barrierefreiheit im Studium“ bot einen inhaltlichen Austausch zwischen Fachexpert(inn)en aus Politik und Wissenschaft. Dabei wurde die Barrierefreiheit als Rechtsanspruch herausgestellt, der von der Chef(innen)etage vorgegeben und unterstützt werden muss. Diskriminierende Strukturen müssen abgeschafft und die individuellen Ansprüche von Studierenden und Mitarbeitenden müssen im Mittelpunkt der Umsetzung von Barrierefreiheit stehen.