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Drei Jahre nach der Flut - Ahrtal-Experte Prof. Dr. Wolfgang Büchs zieht persönliches Fazit

Thursday, 18. July 2024 um 08:57 Uhr

Die Flutkatastrophe im Juli 2021 kostete 135 Menschen im Ahrtal das Leben, verursachte Schäden in Milliardenhöhe und hinterließ viele Bewohner*innen der Region mit der Bürde, traumatische Erlebnisse verarbeiten zu müssen. Vor wenigen Tagen hat sich die verheerende Hochwasserkatastrophe zum dritten Mal gejährt - ein Anlass für Wolfgang Büchs, Biologe, Ahrtal-Experte und Gastprofessor an der Universität Hildesheim, ein persönliches Fazit zu ziehen.

Nach jahrzehntelanger Beschäftigung mit den Naturbeständen des Ahrtals und nach zahlreichen Aufenthalten in der Ahrregion, Fachdiskussionen und Mitarbeit in Arbeitskreisen nach der Flut zeigt Büchs in seinem Rückblick Beispiele auf, wie mit der Ahr als Fluss, ihren kleinen und größeren Zuflüssen sowie mit der Landschaft des Einzugsgebietes der Ahr insgesamt umgegangen wird.

Er analysiert, wie sich die Akzeptanz der natürlichen Dynamik der Ahr und ihrer Zuflüsse entwickelt hat und welchen Stellenwert bei allen Planungen und Handlungen der vorbeugende Hochwasserschutz genießt, ganz unabhängig von gesetzlichen Vorgaben und angegebener Effizienz bestimmter Maßnahmen? Was lief und läuft gut, was weniger gut? Wurde vorbeugender Hochwasserschutz als Primat allen Handelns verinnerlicht, ebenso wie die Akzeptanz des Flusses als natürlicher Organismus? Ist die Ahrregion tatsächlich eine „Modellregion“ bezüglich ihres Umgangs mit den Folgen einer solchen Flut?

"Im Hinblick auf den vorbeugenden Hochwasserschutz hat das Ahrtal im dritten Jahr nach der Flut große Fortschritte gemacht", lautet Büchs' Fazit. "Maßgeblich darunter die ersten Überlegungen zu Hochwasserrückhaltebecken, die – sofern zum größten Teil realisiert – eine Grundsicherung schaffen würden, im Ahrtal zu leben."

Die Realisierung sei aber nur sehr langfristig möglich. Forderungen, die Planungs-/Umsetzungsphasen abzukürzen, gefährdeten dabei eher  die Realisierung solcher Projekte. "Das Risiko, dass in der Zeit bis zur Inbetriebnahme der ersten Hochwasserrückhaltebecken erneut eine Flut wie 2021 auftritt, kann für das Ahrtal leider nicht ausgeschlossen werden."

Wolfgang Büchs: Wie sieht es aus an der Ahr drei Jahre nach der Flut vom 14./15. Juli 2021? Aspekte einer Bestandsaufnahme - Beobachtungen und Anmerkungen (pdf)

 

Prof. Dr. Wolfgang Büchs im Uni-Podcast

Als langjähriger Experte für das Ahrtal war Prof. Dr. Wolfgang Büchs zweimal zu Gast in der Podcastreihe #ausderWissenschaft der Universität Hildesheim (seit Januar 2024 läuft die Reihe unter dem Titel "UHiversum Talks").

Im August 2021, kurz nach der Flut, sprach Büchs über geographische Bedingungen und menschliche Faktoren, die die Katastrophe begünstigt hatten:

#ausderWissenschaft Folge 3: „Wir müssen uns darauf einstellen, Siedlungsstandorte in besonders gefährdeten Überschwemmungsgebieten aufzugeben"

Im März 2023 zog er ein erstes Zwischenfazit zum Umgang mit den Flutfolgen und der Frage, ob die Region künftigen Hochwasserständen besser trotzen kann:

#ausderWissenschaft Folge 21: Lernen aus der Flut


Drei Jahre nach der Flut im Ahrtal zieht der Biologe Prof. Dr. Wolfgang Büchs ein differenziertes Fazit. Foto: privat