Visuelle Fachinformation: Automatische Bildverarbeitung für Pflanzen in historischen Drucken, Handschriften und Herbarien (ViFaPi)

Projektvorstellung

In der Botanik und Pharmazie vollzog sich seit dem ausgehenden Mittelalter infolge innovativer Technologien und der Entdeckungsreisen ein Wandel in den Grundlagen der Epistemik: Die Vielzahl der überall auf der Welt neu entdeckten Pflanzen- und Tierarten initiierte den Aufbau großer Naturaliensammlungen und botanischer Gärten. Seit dem 16. Jahrhundert wurde es vor allem an Universitäten und auf Forschungsreisen üblich, getrocknete Pflanzen in Herbarien zu konservieren und in Buchform aufzubewahren. Das revolutionierende Verfahren des Buchdrucks und neue bildliche Darstellungsverfahren brachten eine große Fülle von Pflanzenbüchern, sog. „Kräuterbücher“ hervor, die in Texten und mit reichem Bildmaterial die einheimische, die europäische und im Lauf der Jahrzehnte zunehmend auch die überseeische Flora darstellten und bis heute tradieren.

Das geplante Projekt möchte innovative automatische Bildverarbeitungsverfahren auf solche historischen Quellen anwenden und erproben. Dazu zählen u.a. die digitalisierten Buchbestände aus der Pharmaziesammlung der TU Braunschweig, Abbildungen aus sonstigen Büchern mit vielen Pflanzenbildern sowie Herbarien des Kooperationspartners Herzog August Bibliothek (HAB). Es soll überprüft werden, welche Verfahren sich gut für die Domäne eignen und weiter dafür optimiert werden können. Auto­ma­tische Verfahren können über große Mengen hinweg Zusammenhänge und Ähnlichkeiten zwischen Abbildungen erkennen und so die Exploration von Beständen und die systematische Forschung mit Abbil­dungen unterstützen.

Die automatische Erkennung von Pflanzen, ihren Teilen sowie darauf basierende Ansätze zur Zuordnung und Ähnlichkeitssuche (z.B. Suche nach ähnlichen Blättern, Blüten, Farben oder Kontexten) haben das Potential, einen erheblichen Mehrwert gerade für historische Bestände zu realisieren. Für einen Teilbestand sollen auch Standorte miterfasst werden, sodass die Flora Niedersachsens und ihre Darstellung in gedruckten Werken aufgezeigt werden kann.

Das geplante Vorhaben trägt auch dazu bei, diese einmaligen Bestände für FachexpertInnen und auch die Öffentlichkeit deutlich besser zugänglich zu machen. Die historischen Pflanzensammlungen haben auch das Potential, die Zivilgesellschaft für Buchbestände zu interessieren und das Potential von KI-Verfahren zu veranschaulichen.

Kooperation mit: Universitätsbibliothek TU Braunschweig, Herzog-August Bibliothek

Projekt im Programm:  PRO*Niedersachsen – Kulturelles Erbe - Sammlungen und Objekte