Masterstudiengang „Deutsch als Zweitsprache / Deutsch als Fremdsprache“ startet

Wednesday, 05. June 2013 um 16:44 Uhr

An der Universität Hildesheim startet der Masterstudiengang „Deutsch als Zweitsprache/Deutsch als Fremdsprache“. Der Studiengang ist eine Antwort auf aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen im Kontext von Migration und Mehrsprachigkeit.

„Von Lehrerinnen und Lehrern werde ich immer wieder angesprochen, dass sie gerne mehr darüber wüssten, wie sie ihre Schülerinnen und Schüler mit deutscher Zweitsprache unterrichten können. Gerne würden sie auch die Sprachenvielfalt in der Klasse als Reichtum für alle Kinder einbeziehen“, berichtet Dr. Elke Montanari, Professorin für Deutsch als Zweitsprache an der Universität Hildesheim, denn „alle Kinder haben Spaß an Mehrsprachigkeit, Sprachenvergleichen und interkulturellem Lernen.“

In Hildesheim startet zum Wintersemester 2013/14 ein Masterstudiengang, der sichtbar macht, dass Zweit- und Mehrsprachigkeit zum Alltag in den Schulen gehören. Die Studierenden wählen einen Studienschwerpunkt – entweder Deutsch als Zweitsprache (DaZ) oder Deutsch als Fremdsprache (DaF). Sie studieren in den zwei Jahren auch viele Module gemeinsam.

Studierende mit DaZ-Schwerpunkt werden auf Tätigkeiten in der Sprachförderung in Schulen, den Unterricht von Erwachsenen in Integrationskursen, Tätigkeiten in der Bildungspolitik und -planung sowie als Multiplikatoren in der Lehrerfortbildung vorbereitet. Zu den Studieninhalten gehören zum Beispiel Seminare im Bereich Zweitspracherwerb, deutschsprachiger Unterricht in mehrsprachigen Lernergruppen, Diagnostik, Methodik und Lehrwerksanalyse. „Der Studiengang richtet sich auch an Lehrkräfte, die schon länger im Beruf tätig sind, Interkulturalität im Unterricht professionell berücksichtigen wollen und nun umfassend weiter lernen möchten“, so die Sprachdidaktikerin Prof. Dr. Hildegard Gornik. Daher ist der Masterstudiengang mit dem Schwerpunkt DaZ so konzipiert, dass ein Teilzeitstudium möglich ist.

Die Schullandschaft ist zu diesem Thema in Bewegung. In Niedersachsen haben sich im Netzwerk „DaZnet“ über 70 Schulen mit einer mehrsprachigen Schülerschaft zusammengeschlossen.

Studierende mit DaF-Schwerpunkt arbeiten nach dem Studium zum Beispiel an Schulen und Universitäten im Ausland oder in international vernetzten Betrieben als Spezialisten für die Vermittlung der deutschen Sprache und Kultur sowie für interkulturelle Kommunikation. Zum Studium zählen zum Beispiel Seminare in den Bereichen Sprachstandsdiagnostik, Lehrwerksanalyse, sowie Literatur und Landeskunde interkulturell. Die Studierenden lernen, die deutsche Sprache aus einer Fremdperspektive zu betrachten. „Beispielsweise zwingt uns die deutsche Sprache, zwischen dem Termin und einem Termin zu spezifizieren. Hier gilt es, Studierende dafür zu sensibilisieren, dass dies keineswegs eine Selbstverständlichkeit ist und sich deshalb – je nach Herkunftssprache – ganz spezifische Lernschwierigkeiten ergeben können. Die angesprochene Unterscheidung hat konkrete Handlungsrelevanz: Etwa im Fall von Terminvereinbarungen, beispielsweise in der Wirtschaft oder in Behörden, kann es interkulturell schon zu einem Problem werden, wenn die Kommunikationspartner sich nicht einig sind, ob sie über einen bestimmten Termin reden", sagt Dr. Stephan Schlickau, Professor für Interkulturelle Kommunikation. „Studieninteressierte mit einem sprachwissenschaftlichen B.A.-Abschluss, insbesondere auch Germanistinnen und Germanisten, können im Studiengang eine weitere Qualifikation erwerben“, so der Sprachwissenschaftler.

Theorie und Praxis werden eng verzahnt: Im zweiten Studienjahr folgt ein Praxismodul, im Schwerpunkt DaF in der Regel mit mehrmonatigem Auslandsstudium. Zudem unterrichten DaF-Studierende im Ausland und erhalten Einblicke in das Praxisfeld in Hochschulen oder Unternehmen. Im DaZ-Schwerpunkt erfolgt ein Unterrichtspraktikum an einer Schule oder in einer DaZ-relevanten Institution in Deutschland; ein Auslandsaufenthalt in einem der Herkunftsländer von Migrantinnen und Migranten wird empfohlen.

Allein in China entstehen derzeit 18 germanistische Institute. In einigen spanischen Städten wuchs die Zahl der Teilnehmer an Sprachkursen in Goethe-Instituten von 2010 auf 2012 um 50 %. In Hildesheim erwartet man, dass der Studiengang auch ausländische Studierende anlockt. „Wir sprechen standardnahes Deutsch, in Hildesheim ist es grün und Wohnraum ist bezahlbar“, beschreibt Dr. Beatrix Kreß, Juniorprofessorin für Interkulturelle Kommunikation, den Standortvorteil. Auch die durchgängige Berücksichtigung interkultureller Aspekte zeichnet den Studiengang aus: „Kultur und Sprache sind untrennbar verknüpft. Wer Sprache vermittelt, vermittelt auch die zugehörige Kultur. Dass dieser Vermittlungsprozess auch eine Stärkung interkultureller Kompetenzen beinhalten muss, wird für Unternehmen und Behörden spätestens dann deutlich, wenn ein Konflikt offensichtlich wird“, so Kreß. Absolventen mit DaF-Schwerpunkt können eine Mittlerrolle einnehmen und in internationalen Unternehmen „kulturelle Brücken bauen“.

Studieninteressierte können sich ab sofort bis zum 15. Juli 2013 bewerben. Das Studium beginnt im Oktober 2013. Der Studiengang startet mit 25 Studierenden. 

Informationen im Internet: Kontakt, Studien- und Prüfungsordnung

Kontakt

Fragen zu Aufbau und Inhalten des Studiums beantworten gerne zum Studienschwerpunkt Deutsch als Zweitsprache (DaZ) Prof. Dr. Elke Montanari (montanar(at)uni-hildesheim.de) und Prof. Dr. Hildegard Gornik (gornik(at)uni-hildesheim.de) vom Institut für deutsche Sprache und Literatur.

Bei Fragen rund um den Studienschwerpunkt Deutsch als Fremdsprache (DaF) wenden Sie sich gerne an Prof. Dr. Beatrix Kreß (Mail: kressb(at)uni-hildesheim.de) und Prof. Dr. Stephan Schlickau (stephan.schlickau(at)uni-hildesheim.de) vom Institut für Interkulturelle Kommunikation.

Achtung: Die Bewerbungsfrist wurde in einem ersten Artikel mit "15. Juni" angegeben, Sie können sich bis zum 15. Juli bewerben. Wir freuen uns auf Ihre Bewerbung.


Orcun geht in die 7. Klasse einer Hildesheimer Gesamtschule. Drei Viertel der Jugendlichen sprechen neben Deutsch eine weitere Sprache. An der Tafel: Lehramtsstudentin Arta Kolgeci sammelt früh Erfahrungen, wie sie mit Mehrsprachigkeit im Klassenzimmer umgehen kann. Foto: Isa Lange/Uni Hildesheim

Orcun geht in die 7. Klasse einer Hildesheimer Gesamtschule. Drei Viertel der Jugendlichen sprechen neben Deutsch eine weitere Sprache. An der Tafel: Lehramtsstudentin Arta Kolgeci sammelt früh Erfahrungen, wie sie mit Mehrsprachigkeit im Klassenzimmer umgehen kann. Foto: Isa Lange/Uni Hildesheim