Arno Auer

Gastdozentur für das SoSe 2015

Zum Seminar:

Das Seminar befasst sich, ausgehend von meiner Arbeit mit Zeitungs- und Presse Bildern, mit dem Versuch, Arbeiten (Bilder) zu erzeugen welche die Mechanismen der Manipulation des Bildausschnittes, des Verfälschens durch Auslassen oder Endkontextualisierens und der Propaganda Zeitgenössischer Pressebilder hinterfragen und letztendlich demontieren.

Indem man sie zum Beispiel aus ihrem ursprünglichen Kontext löst, neu arrangiert, zerlegt und wieder zusammensetzt.

In dem Seminar, bestehend aus einem Mix aus Theorie und Praxis befassen wir uns ausserdem mit den Strategien, die Künstler in der Vergangenheit und bis heute verwenden um sich Pressebildern zu nähern, sie zu hinterfragen und zu dekonstruieren.

Wir stellen die Frage: Gilt es heute noch als ausgemacht, dass die Wahrheitstreue des fotografischen Bildes auf den automatischen, mechanischen Vorgang der Aufnahme zurückzuführen ist? Auf die Objektivität des Objektivs? Das Einbrennen des Realen in die fotografische Platte? (Walter Benjamin)

Was sind die Besonderheiten von „Pressebildern“ also Bildern, denen eine solche Ab- oder Ebenbildlichkeit eigen ist, dass sie uns die Realität mit besonderer Wahrheitstreue wiederzugeben scheinen?

Die Studierenden sollen als Kollektiv an einem gemeinsamen Projekt arbeiten, welches sich zum einen in der Entstehung visuell- ästhetischer Arbeiten äussert und zum anderen in eine Publikation münden soll welche mit der Drucktechnik des Risographen in Eigenarbeit hergestellt wird.

 

Ein Text zu seiner Arbeit

"Non Information Images oder das Origami der Realität"

Einem Großteil der Arbeiten von Arno Auer in den Medien Fotografie, Collage, Objekte, Installation und Raumkonzept liegt eine Beschäftigung mit medien- und gesellschaftskritischen Themen zugrunde. Bereits während seines Studiums an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig untersuchte er bspw. vor dem Hintergrund des anhaltenden Mythos Heinrich des Löwens die nachträgliche Arisierung des deutschen Kaisers durch die Nationalsozialisten bei der Graböffnung 1935 in Braunschweig. Hierfür recherchierte er nach Erzählungen, sammelte Berichte, Dokumente und Objekte, realisierte Bildkonzepte, und führte diese zu raumgreifenden Installationen zusammen. Für die meisten seiner Werke verwendet Auer bereits bestehendes Bildmaterial aus den unterschiedlichsten Quellen wie Bücher, Zeitungen oder auch privaten Fotoalben.

Bei Auers fortlaufender Werkserie Non Information Images (seit 2009) entstehen mit Hilfe von Cutter, Klebstoff und Tageszeitung, so genannte Cut-Ups aus jeweils einem Zeitungsbild.

Die während seiner Zeitungslektüre gefilterten Bilder werden mit der typischen Rahmung säuberlich aus ihrem ursprünglichen Text-Kontext entfernt. Dann trennt er das Einzelbild mit einem Schnitt auf, entfernt das Hauptmotiv durch Verschiebungen und Faltungen überdeckend, sodass ein neues Ausgangsbild entsteht. Durch diesen im Grunde chirurgischen Eingriff verändert sich die Bild-Information von minimal bis hin zu grundlegend. Das Bild wird seiner eigentlichen Funktion als Informations- und Zeichenträger entbunden, da vorwiegend der Bildkern verändert wird.

Durch die Anwendung des Cut-Up-Prinzip löst sich sowohl die Objekthaftigkeit als auch die Eindeutigkeit der Komposition (des ursprünglichen Bildes) auf. Dabei wird die Kontinuität einer Linie bzw. Form unterbrochen oder die räumliche Illusion aufgehoben. Der manuell vollzogene Schnitt wirkt wie ein tatsächlicher Ein-Schnitt in der medialen Realität, fokussiert den eigenen Blick, verursacht einen wahrnehmbaren Riss, und thematisiert letztendlich die Manifestation un-serer Realität mittels medialer Bilder.

Text (Auszug) Cynthia Krell

 

Vita Arno Auer

Geboren 12.06.1977 in München

1989 – 2001 Ausbildung zum Tischler mit Abschluss Geselle

2005 – 2010 Diplomstudiengang freie Kunst an der HBK Braunschweig bei Prof. Nikola Torke, Prof. John Armleder und Prof. Thomas Rentmeister

2010 – 2011 Meisterschüler Studium bei Prof. Thomas Rentmeister

CV und Liste der Ausstellungen als PDF

Link zu seiner Homepage