UNESCO Chair der Universität Hildesheim erforscht die Rolle von Kulturen und Künsten in Krisen- und Umbruchzeiten

Wednesday, 24. June 2020 um 09:33 Uhr

Hildesheim ist ein Zentrum für kulturpolitische Forschung in Deutschland: Die UNESCO hat die Hildesheimer Forschung mit einem UNESCO-Lehrstuhl „Cultural Policy for the Arts in Development“ ausgezeichnet. Seit 2020 forscht und lehrt Professour Julius Heinicke an der Universität Hildesheim, der UNESCO-Chair wurde erfolgreich um weitere vier Jahre verlängert, im Auswärtigen Amt in Berlin erfolgte die Staffelübergabe von Professor Wolfgang Schneider an Professor Julius Heinicke.

Die UNESCO hat das Konzept des UNESCO Chairs in Cultural Policy for the Arts in Development (UNESCO-Lehrstuhl für die Künste in Entwicklungsprozessen) für weitere vier Jahre positiv evaluiert. Prof. Dr. Julius Heinicke wurde als neuer Inhaber des UNESCO-Lehrstuhls bestätigt. Am Freitag, 19. Juni 2020, fand die symbolische Staffelübergabe von Prof. Dr. Wolfgang Schneider an seinen Nachfolger Prof. Dr. Julius Heinicke auf Einladung der Staatsministerin für internationale Kulturpolitik Michelle Müntefering im Auswärtigen Amt statt.

„Die Arbeit des Hildesheimer UNESCO Chairs begeistert mich seit Langem“, erklärt die Präsidentin der Deutschen UNESCO-Kommission Prof. Dr. Maria Böhmer. „Wolfgang Schneider hat uns in den vergangenen Jahren gezeigt, welche Rolle die Kultur in gesellschaftlichen und politischen Umbrüchen spielt und wie sie dadurch Wandel befördert“, so Böhmer weiter. „Am Lehrstuhl werden Kunstfreiheit und Menschenrechte nicht nur diskutiert. In Hildesheim wird gelehrt, wie wir Tag für Tag für sie einstehen können. Dafür möchte ich Professor Schneider ganz herzlich danken und freue mich darauf, die inspirierende Zusammenarbeit der letzten Jahre jetzt mit Professor Heinicke fortsetzen zu können.“

Hildesheimer Forschungsteam untersucht: Welche Rolle spielt die Kultur in gesellschaftlichen und politischen Umbrüchen?

In der nun folgenden Phase setzen Prof. Dr. Julius Heinicke und der Geschäftsführer Dr. Daniel Gad samt Team auf die Fortführung und Etablierung erfolgreicher Kooperationsprogramme mit Künstler*innen weltweit wie die „Arts Rights Justice“-Sommerakademie, Forschungskooperationen mit internationalen Organisationen, so zum Beispiel „Kultur und Konflikt“ mit der GIZ in Mali oder dem internationalen Netzwerk der UNESCO Chairs zur Forschung im Bereich Vielfalt kultureller Ausdrucksformen.

In Zeiten großer gesellschaftlicher Umbrüche und globaler Wandlungsprozesse, welche die international agierenden Künstler*innen und kulturpolitische Akteur*innen maßgeblich beeinträchtigen und herausfordern, versteht sich der Chair in Zukunft verstärkt als unabhängige Forschungsinstitution, welche kulturpolitische Diskurse unter einem kritischen und postkolonialen Fokus voranbringt. Das Team strebt wissenschaftliche Kooperationen und Begleitstudien mit Projekten, Initiativen und Programmen kulturpolitischer Akteur*innen und Stakeholdern wie etwa der Deutschen UNESCO-Kommission, dem Goethe-Institut, dem ifa, der GIZ, dem BMZ und dem Auswärtigen Amt sowie ausgewählten Partner*innen insbesondere in der arabischen Region und auf dem afrikanischen Kontinent an.

Internationales Bachelor-Plus-Studienprogramm in den Kulturwissenschaften: Zusammenarbeit mit Universitäten in Marokko, Ghana und Nigeria

Einen Schwerpunkt bilden die Einbindung und der Austausch mit Studierenden, Doktorand*innen und Wissenschaftler*innen weltweit.

So werden im internationalen Bachelor-Plus-Studiengang in Hildesheim, in Kooperationen mit einem pan-arabischen Masterstudiengang in Marokko und der DAAD Graduate School „Performing Sustainability“ in Zusammenarbeit mit den Universitäten Cape Coast, Ghana, und Maiduguri, Nigeria, und in weiteren internationalen Promotionsprogrammen Diskurse und Debatten um Postkolonialismus, Antirassismus, Nachhaltigkeit, Kulturelle Diversität und Kunstfreiheit kritisch reflektiert und vorangebracht.

Prof. Dr. Julius Heinicke forscht seit März 2020 als Professor für Kulturpolitik an der Universität Hildesheim und untersucht zum Beispiel Schnittstellen zwischen Hochkultur und kultureller Bildung

Der Kulturwissenschaftler Julius Heinicke wurde zum 1. März 2020 auf die Professur für Kulturpolitik der Universität Hildesheim berufen. Er studierte an der Humboldt-Universität zu Berlin Kultur- und Theaterwissenschaften und promovierte dort über Theater und Politik in Zimbabwe. Bevor er eine Professur für angewandte Kulturwissenschaften an der Hochschule Coburg antrat, forschte er am Institut für Theaterwissenschaft der Freien Universität Berlin. Seit 2017 leitet er das Forschungsprojekt „Schnittstellen zwischen Hochkultur und kultureller Bildung”.

Seine Habilitationsschrift „Sorge um das Offene: Verhandlungen von Vielfalt mit und im Theater” wurde 2019 im Verlag Theater der Zeit veröffentlicht.

Seit vielen Jahren kooperiert Julius Heinicke in Kunst- und Forschungsprojekten mit Kolleg*innen im südlichen Afrika, vor allem in Südafrika und Zimbabwe. In beiden Ländern werden Kunst- und Kulturpraktiken eingesetzt, um sich den gesellschaftlichen Herausforderungen aufgrund politischer Umbrüche und Neuanfänge zu stellen. Heinicke spricht hier bewusst nicht von Krisen, denn diese sind allseits bekannt. Vielmehr hat er innovative Techniken und Fragestellungen beobachten können, durch deren Perspektive einige Wirkungsweisen hierzulande erst reflektierbar werden.

Die Künste können Sphären zur Aushandlung und Versöhnung schaffen

Die Bedeutung der sozialen Felder für die Künste, die politische Kraft von Kulturarbeit auch in Krisenzeiten, die Rolle der Kunst in der Schaffung von Sphären zur Aushandlung und Versöhnung sind Themen, die Julius Heinicke beschäftigen. Dabei will er verstärkt auch der Frage nachgehen, welche kulturpolitischen Narrative und Strategien im internationalen Kontext noch ungehört sind, aber wertvolle Hinweise geben. Immer mehr Autor*innen und Künstler*innen mit neuen Blickwinkeln kommen zu Wort – hier gibt es noch viel zu wenig wahrgenommene Stimmen und Fragestellungen, die Heinicke in seiner Forschung aufgreifen möchte.

Vor dem Hintergrund der „UNESCO Convention on the Protection and the Promotion of the Diversity of Cultural Expressions“ aus dem Jahre 2005 hat der Hildesheimer Lehrstuhl die Aufgabe, nicht nur in verschiedenen lokalen, regionalen und internationalen Gesellschaften Debatten zu initiieren, welche kulturellen Ausdrucksweisen „geschützt“ und welche  „gefördert“ werden sollten, was je nach Region und Anliegen ganz unterschiedlich sein kann. Vielmehr sollen diese vielfältigen Debatten zusammengebracht, der Austausch gefördert und die so entstehenden Diskurs- und Handlungsräume wissenschaftlich analysiert und ausgewertet werden. Innovative und zeitgemäße Formen des Wissens, Debattierens, Forschens und Reflektierens sollen gemeinsam mit den Partner*innen erarbeitet werden.

Kontakt:

Prof. Dr. Julius Heinicke, UNESCO Chair in Cultural Policy for the Arts in Development
Stiftung Universität Hildesheim, Universitätsplatz 1, 31141 Hildesheim
E-Mail: julius.heinicke@uni-hildesheim.de
Kulturcampus Domäne Marienburg – Studieren mit Spielraum. | Institut für Kulturpolitik | UNESCO-Chair: https://www.uni-hildesheim.de/unescochair/

Medienkontakt:

Pressestelle der Universität Hildesheim (Isa Lange, presse@uni-hildesheim.de, Telefon: 05121 88390100 und 0177 8605905)


Soziologen der Universität Hildesheim untersuchen in einer bundesweiten Studie aus generationssoziologischer Perspektive die COVID-19-Pandemie und ihre Auswirkungen auf die Zukunftsperspektiven von jungen Menschen. Foto: (c) Fly_dragonfly, iStock

Professor Julius Heinicke forscht und lehrt am Institut für Kulturpolitik der Universität Hildesheim. Die symbolische Staffelübergabe des UNESCO-Chairs fand am 19. Juni 2020 im Auswärtigen Amt statt – im bild von links nach rechts: Professor Julius Heinicke, Staatsministerin Michelle Müntefering und Professor Wolfgang Schneider (Quelle: Wolfgang Schneider). Porträtfoto: die hoffotografen