Neuartige Headsets registrieren und interpretieren die Hirnströme ihrer Benutzer und erlauben es, einen Computer, ein i-Pad oder ein Smart-Phone nur noch mit der Kraft der eigenen Gedanken zu bedienen. Die Hersteller von Spielekonsolen zeigen sich begeistert: Die ersten Headsets sollen noch in diesem Jahr auf dem Markt erhältlich sein. Doch die Entwicklung eines solchen Headsets, das in Fachkreisen „Brain-Computer-Interface“ (BCI) genannt wird, steckt in den Kinderschuhen. Weltweit arbeiten Forscher an einer schnellen Weiterentwicklung und Nutzbarmachung dieser zukunftsweisenden Technik.
Im Rahmen des 5. Sino-German Frontiers of Science Symposiums, einem interdisziplinär ausgerichteten Treffen von 54 eingeladenen Forschern aus Deutschland und China, soll über den wissenschaftlichen Nutzen und die Weiterentwicklung der Brain-Computer-Interfaces und über die gesellschaftliche Bedeutung und die Gefahren dieser Technik diskutiert werden. Das von der Alexander von Humboldt Stiftung und der Chinese Academy of Sciences organisierte Symposium findet vom 26. bis 29. April im chinesischen Nanjing statt.
Auf Wunsch der Alexander von Humboldt Stiftung werden in diesem Jahr der Psychologe und Neurowissenschaftler Prof. Dr. Kristian Folta-Schoofs vom Institut für Psychologie der Stiftung Universität Hildesheim und Prof. Dr. Luo Han, seine chinesische Fachkollegin vom Institut für Biophysik der Chinese Academy of Sciences in Beijing, die Neurowissenschaften-Sektion des Symposiums leiten.
Die „Neurowissenschaften" gehören, ebenso wie die Sektionen „Geowissenschaften", „Mikrobiologie", „Biochemie", „Computerwissenschaften" und der „Astrophysik" zu den inhaltlichen Schwerpunkten der Konferenz. Folta-Schoofs erklärt: „Für jede Sektion wurde eine zukunftsweisende Entwicklung identifiziert, die von den teilnehmenden Wissenschaftlern disziplinübergreifend diskutiert werden kann. Die gemeinsamen Diskussionen sollen das Nachdenken über bedeutende wissenschaftliche Entwicklungen und gesellschaftliche Herausforderungen fördern, die weit über den Tellerrand der eigenen Forschung herausragen".
Der Hildesheimer Forscher konnte in den vergangenen Jahren bereits zweimal an diesem Symposium teilnehmen – einmal wurde er von der Leibniz-Gemeinschaft für eine Teilnahme vorgeschlagen. Folta-Schoofs ist von den chinesischen Universitäten und Forschungseinrichtungen begeistert und nutzt das Symposium auch zur wissenschaftlichen Netzwerkbildung. Es sei beeindruckend, so Folta-Schoofs, welche umfangreichen Maßnahmen China gegenwärtig unternehme, um den Anschluss an die internationale Spitzenforschung zu finden. Was die Zahl der wissenschaftlichen Publikationen angehe, so werde China sicherlich sehr bald an den USA vorbeiziehen können.
Prof. Folta-Schoofs arbeitet derzeit an den inhaltlichen Vorbereitungen zum 6. Sino-German Frontiers of Science Symposium, das 2013 in Deutschland stattfinden soll. Dabei zeigt er sich optimistisch: „Der Erkenntnisfortschritt der Neurowissenschaften geht immer noch ungebremst weiter. Besonders im Bereich der Methoden sind gegenwärtig viele spannende Neuentwicklungen zu beobachten, die zukünftig eine noch bessere Darstellung von neuronalen Prozessen oder den steuernden Eingriff in die Informationsverarbeitung des Gehirns ermöglichen werden. Da wird sich sicher ein spannendes Thema für das nächste Treffen finden."