Die Hildesheimer Bernwardtür gehört zu den bedeutendsten Kunstschätzen des Bistums Hildesheim. 2015 feiert sie ihr tausendjähriges Bestehen. Studierende des Instituts für Psychologie der Universität Hildesheim erforschen im Sommersemester, was im Gehirn von Menschen vor sich geht, wenn sie das bronzene Portal und seinen biblischen Figurenschmuck erstmalig betrachten.
Dabei interessiert die 16 Studierenden der Pädagogischen Psychologie besonders, ob die Menge und Art von Hintergrundinformationen zur Tür, die den Probanden vor der Betrachtung vermittelt werden, unterschiedlich positive oder negative Effekte auf die Blicksteuerung, die Aufmerksamkeit sowie die Verankerung des Wahrgenommenen in das Gedächtnis der Betrachter ausüben können.
Wie wirken sich die Informationen, die zum Beispiel ein Museumspädagoge, ein Stadtführer oder ein Kunstlehrer vor dem Betrachten der Bernwardtür gibt, auf Aufmerksamkeits- und Gedächtnisprozesse der Besucher aus? An welchen Stellen fokussiert sich die Aufmerksamkeit und wann verankert sich das Gehörte und Gesehene besonders fest im Gedächtnis?
Die Idee zur Studie entwickelten die Studierenden in einem Forschungsseminar, dass der Neurowissenschaftler und Psychologe Prof. Dr. Kristian Folta-Schoofs gemeinsam mit dem Roemer- und Pelizaeus-Museum Hildesheim durchführt. An der Universität hat er die Juniorprofessur für Neurobiologische Grundlagen des Lernens inne.
Die Museumspädagogin Julia Kruse und der Museums-Geologe Dr. Jürgen Vespermann führten die Studierenden in den letzten Monaten durch die Ausstellungsräume und Archive des Museums und waren bei der Suche nach einer museumspädagogisch wertvollen Fragestellung sowie einem geeigneten „Forschungsobjekt" behilflich.
Im Neurolabor der Universität erfolgte die praktische Einarbeitung in die neurowissenschaftlichen Apparate und Methoden, die während der Messung vor der Bernwardtür in dieser Woche zum Einsatz kamen. Dazu gehören moderne Apparate zur Registrierung von Blickbewegungen und Hirnströmen. Vor der Messung erhielt eine Versuchsgruppe strukturierte Hintergrundinformationen über die Bernwardtür (zur Geschichte, zu abgebildeten biblischen Figuren und zu den einzelnen Bildsequenzen), eine zweite Gruppe der Probanden näherte sich der Bernwardtür unbefangen. Die Psychologiestudierenden von Prof. Folta-Schoofs werten die Daten nun aus. Ergebnisse sollen Ende Juli bekannt gegeben werden.
Während der Domsanierung ist die fünf Meter hohe Bernwardtür, die normalerweise das Westportal des Mariendoms ziert, im Roemer- und Pelizaeus-Museums ausgestellt. Der Direktor des Dom-Museums, Prof. Dr. Michael Brandt, und die Direktorin des Roemer- und Pelizaeus-Museums, Prof. Dr. Regine Schulz, unterstützen das Forschungsvorhaben.
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