Forschung

Aktuelle Forschungsprojekte

TschAu – Testdiagnostik des schriftlichen Ausdrucks
Leitung:

Prof. Dr. Claudia Mähler (Universität Hildesheim), Prof. Dr. Janin Brandenburg (Technische Universität Dortmund)

Mitarbeit:

M.Sc. Psych. Luyen-Thi Hoang, Dr. Lisa Miller

Kooperation:

IDeA (Individual Development and Adaptive Education) am DIPF | Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation in Frankfurt

Das selbstständige Verfassen von Texten ist laut den Bildungsstandards ein zentrales Kompetenzziel des Deutschunterrichts. Dennoch fällt es einigen Kindern schwer, ihre Gedanken so niederzuschreiben, dass sie sprachlich sowie inhaltlich korrekt sind und eine sinnhafte Struktur aufweisen. Mit der Einführung der ICD-11 werden anhaltende und gravierende Lernprobleme dieser Art in Deutschland erstmals als sogenannte „Störung des schriftlichen Ausdrucks“ anerkannt. Charakteristisch für diese Form von Lernstörungen sind massive und anhaltende Beeinträchtigungen beim Verfassen schriftlicher Texte. Während im englischsprachigen Ausland bereits etablierte standardisierte Testverfahren existieren, mit denen sich Lernschwierigkeiten in diesem Bereich zuverlässig diagnostizieren lassen, liegt ein entsprechendes Verfahren für den deutschen Sprachraum nicht vor.

Ziel des Projektes „TschAu“ ist es daher, einen standardisierten Leistungstest für Schüler:innen der dritten bis sechsten Klasse zu entwickeln, mit dem Kompetenzen und Beeinträchtigungen im schriftlichen Ausdruck reliabel und valide eingeschätzt werden können. Beruhend auf evidenzbasierten Entwicklungstheorien des Textschreibens soll bei der Testentwicklung vor allem eine Differenzierung im unteren Leistungsbereich und Testfairness für Kinder mit Deutsch als Zweitsprache sichergestellt werden. Die Testergebnisse sollen Lehrkräften wertvolle Hinweise für die individuelle Förderung ihrer Schüler:innen an die Hand geben.

Dynamisches Testen als Perspektive für förderdiagnostische Entscheidungen in der Schule - DYNAMIK
Leitung: Prof. Dr. Claudia Mähler (Universität Hildesheim, Institut für Psychologie), Prof. Dr. Jürgen Wilbert (Universität Potsdam, Strukturbereich für Bildungswissenschaften), Prof. Dr. Moritz Börnert-Ringleb (Leibniz Universität Hannover, Institut für Sonderpädagogik)
Mitarbeit: M.Sc. Psych. Katja Köhlken
Förderung: Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)

Ziel der Studie ist es, den Nutzen eines innovativen diagnostischen Ansatzes (dynamisches Testen) für einen inklusiven Mathematikunterrichts zu untersuchen. Dafür wurde zunächst das Konzept des dynamischen Testens auf den Bereich der Erfassung des Rechnens von Grundschulkindern übertragen. Anschließend haben Mathematiklehrkräfte der 3. Klasse aus Hildesheim, Potsdam und Hannover an einer Fortbildung zur Entwicklung mathematischer Kompetenzen teilgenommen. Ein Teil der Lehrkräfte hat zusätzlich an einer Fortbildung zum dynamischen Testen (EG) und ein anderer Teil an einer Fortbildung zur Statusdiagnostik (KG) teilgenommen, während ein dritter Teil zunächst keine weitere Fortbildung erhalten hat (WKG). Im Anschluss daran wurden die Lehrkräfte gebeten, das entsprechende diagnostische Instrument oder ihre Alltagsbeobachtung (WKG) anzuwenden, um eine Förderplanung für drei Kinder zu erstellen, die bisher durch geringe Leistungen in ihrem Unterricht aufgefallen sind. Es wird untersucht, ob sich in den Förderplänen der dynamisch getesteten Kinder Vorteile mit Bezug auf Inhalte, Differenzierungsgrad und Passgenauigkeit zeigen. Darüber hinaus soll untersucht werden, wie Lernausgangslagen und kognitive Voraussetzungen der Lernenden die Güte der Förderempfehlungen moderieren.

RABE 2 – Risiken und Auswirkungen von Lernschwierigkeiten bis ins frühe Erwachsenenalter
Leitung: Prof. Dr. Claudia Mähler, Dr. Kirsten Schuchardt
Kooperation: Prof. Dr. Marcus Hasselhorn, DIFP Frankfurt; Prof. Dr. Gerhard Büttner, Universität Frankfurt; Prof. Dr. Dietmar Grube, Universität Oldenburg; Prof. Dr. Janin Brandenburg, Universität Dortmund

Zwischen 2011 und 2014 wurde in Kooperation mit dem IDeA-Zentrum und der Universität Oldenburg das multizentrische Längsschnittprojekt RABE durchgeführt, in dem die schulische und kognitive Entwicklung von Kindern mit und ohne Lernschwierigkeiten vom Ende der zweiten Klasse bis zum Ende der fünften Klasse untersucht wurde.

In der Folgestudie RABE 2 werden die ehemaligen Teilnehmer*innen dieser Studie um ihren achtzehnten Geburtstag herum im Rahmen einer Online-Studie erneut befragt. Obwohl schon viel über die Symptome und Folgen von Lernschwierigkeiten im Kindesalter bekannt ist, mangelt es an Studien zur Frage, wie sich die Betroffenen bis ins junge Erwachsenenalter weiterentwickeln.

Das Projekt fokussiert daher die Beständigkeit von Mitte der Grundschulzeit diagnostizierter Lernschwierigkeiten im frühen Erwachsenenalter mit Hilfe von standardisierten Leistungstests. Außerdem soll abgeklärt werden, inwiefern sozio-emotionale Auffälligkeiten bis ins frühe Erwachsenenalter bestehen bleiben. Dabei sollen auch Ressourcen der Studienteilnehmer*innen in den Blick genommen werden.

Lernen, Ziele, Wohlbefinden
Leitung: Prof. Dr. Claudia Mähler
Mitarbeit:

M.Sc. Psych. Diana Schäfer, Dr. Kirsten Schuchardt

Das Wohlbefinden von Schülerinnen und Schülern (SuS) ist nicht nur ein eigenes Bildungsziel, sondern eine wichtige kognitive und emotionale Grundlage für erfolgreiches Lernen und Leisten. Jedoch scheint das Wohlbefinden im Verlauf der Schulzeit abzusinken, während das Stresserleben, vor allem bei Schülerinnen, parallel ansteigt (Hanewinkel et al., 2019). Der größte Schulstress wird dabei an Gymnasien berichtet und ist geprägt von Leistungsdruck, Zukunftssorgen und Rivalität als bedeutsamste Stressoren (Seiffge-Krenke, 2008). Inzwischen gewinnt der Burnout-Begriff in diesem Zusammenhang ebenfalls an Relevanz für Kinder und Jugendliche (Schulte-Markwort & Wiegand-Grefe, 2018) und gleichzeitig zeigt sich ein negativer Entwicklungstrend bezüglich der motivationalen Lern- und Leistungszielorientierung von SuS (Spinath et al., 2016), die jedoch eine zentrale personale Ressource für den Umgang mit Stress darstellt.

Ziel dieses Forschungsprojekts ist, die komplexen Zusammenhänge von Stresserleben, Lern- und Leistungszielorientierungen, Klassenklima und schulischem Burnout an einer Stichprobe von N = 1.117 Gymnasiast:innen der 8.-10. Klasse genauer zu beleuchten, um praktische Implikationen für eine adaptive Stressbewältigung und Burnout-Prävention abzuleiten.

DiLeDaZ – Diagnostik von Lernstörungen bei Kindern mit Deutsch als Zweitsprache
Leitung: Prof. Dr. Claudia Mähler
Mitarbeit: Dr. Friederike Cartschau, Dr. Ariane von Goldammer
Förderung: DiLeDaZ ist ein Arbeitspaket im Projekt LONDI - Einrichtung einer Online-Plattform zur Diagnostik und Förderung von Kindern mit Lernstörungen (Leitung: Prof. Dr. M. Hasselhorn, Prof. Dr. G. Schulte-Körne), gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung

Das Ziel des Projekts besteht darin, Handlungsleitlinien für die Diagnostik von umschriebenen Entwicklungsstörungen schulischer Fertigkeiten (UESF) bei Kindern mit Deutsch als Zweitsprache (DaZ) zu entwickeln, sodass die Gültigkeit und die Fairness einer solchen Diagnose erhöht wird. Auf der Grundlage aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse soll geklärt werden, welche diagnostischen Informationen herangezogen werden müssen, um bei einem lernschwachen Kind mit DaZ sicher differenzieren zu können, ob Lernprobleme die Folge einer unzureichenden Entwicklung in der Zweitsprache sind oder Ausdruck einer UESF. Es soll geklärt werden, welche diagnostischen Materialien beim Vorliegen mangelnder Deutschkenntnisse eine hohe Gültigkeit der UESF-Diagnose sicherstellen.

Neben der Sichtung und theoretischen Diskussion der bisherigen Erkenntnisse und Befunde zur Lese-Rechtschreibentwicklung bei Kindern mit DaZ sowie der gängigen Testverfahren im deutschsprachigen Raum verfolgen wir dazu bislang zwei empirische Forschungsansätze:

In Kooperation mit dem Projekt D2 (Frankfurt) des LONDI-Verbunds findet eine umfangreiche Datenerhebung zur Lernentwicklung im Lesen und Schreiben bei Kindern mit und ohne DaZ und zu den möglichen Einflussbedingungen wie phonologische Informationsverarbeitung und Sprachstand in Deutsch statt. Diese Studie wird uns darüber Auskunft geben, ob die Leistungen und insbesondere die Schwierigkeiten im Lesen und Schreiben von Kindern mit DaZ durch ähnliche oder andere Einflussfaktoren zustande kommen als bei Kindern ohne DaZ.

Zum anderen beschäftigen wir uns mit den methodischen Möglichkeiten, die in Rechtschreib- und Lesetests verwendeten Aufgaben zu identifizieren, die möglicherweise für Kinder mit DaZ besonders schwierig sind und damit nicht fair messen. Anhand bereits vorhandener Datensätze sollen diese Analysen dazu beitragen, in einem späteren Schritt zu Aussagen über geeignete Tests bzw. geeignetes Wortmaterial zu gelangen.

SEAL – Fragebogen zur Erfassung sozial-emotionaler Auffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen mit Lernschwierigkeiten
Leitung: Prof. Dr. Claudia Mähler
Mitarbeit: M.Sc. Psych. Conny Griepenburg, Dr. Kirsten Schuchardt, Dr. Ariane von Goldammer

In der Hochschulambulanz KiM wurde der Fragebogen zur Erfassung von sozial-emotionalen Auffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen mit Lernproblemen (SEAL) entwickelt und pilotiert. In Kürze beginnt die Normierung.
Bei dem SEAL handelt es sich um einen Fremdbeurteilungsbogen mit ca. 150 Items. In diesem geben Eltern und/oder Lehrkräfte eine Einschätzung zum emotionalen Befinden und Verhalten von Kindern und Jugendlichen ab. Auch ein Selbstbeurteilungsbogen für Jugendliche wurde entwickelt. Der SEAL dient der Erfassung der häufigsten komorbiden Störungen und psychischen Auffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen mit Lernproblemen. Der Fragebogen soll einen wichtigen Beitrag leisten, um bei einer vorliegenden Entwicklungsstörung schulischer Fertigkeiten begleitende psychische Auffälligkeiten zu erkennen und ermöglicht somit z. B. im Rahmen einer Entscheidung über Eingliederungshilfe eine fachliche Einschätzung, ob bei einem Kind eine seelische Beeinträchtigung vorliegt oder droht. Auf Grundlage der Ergebnisse des Fragebogens können von Fachpersonen effektive Hilfen für betroffene Kinder entwickelt werden, um die negative Wechselwirkung von Lernproblemen und emotionalen Problemen zu reduzieren.

TEK 14-18 – Training Emotionaler Kompetenzen für Jugendliche von 14 bis 18 Jahren
Leitung: Prof. Dr. Claudia Mähler
Mitarbeit: M. Ed. Kasra Mirzaie, Dr. Ann-Katrin Bockmann

Defizite in emotionalen Kompetenzen stehen im Zusammenhang mit psychopathologischen Auffälligkeiten im Jugendalter. Dabei tragen insbesondere Schwierigkeiten in der Emotionsregulation zur Entstehung und Aufrechterhaltung einer Vielzahl psychischer Störungen bei. Zudem ist das Jugendalter für die Emotionsregulation eine kritische Entwicklungsphase und zugleich der Erwerb emotionaler Kompetenzen zentral für die erfolgreiche Bewältigung anderer Entwicklungsaufgaben. Dennoch gibt es für das Jugendalter bisher kaum wissenschaftlich fundierte und gut evaluierte Ansätze zur Förderung emotionaler Kompetenzen. Daher wurde das Training emotionaler Kompetenzen (TEK) nach Berking (2017) als TEK 14-18 für das Jugendalter adaptiert und erfolgreich auf seine Wirksamkeit überprüft.

Parallel zur Evaluation des TEK 14-18 wurden per Ecological Momentary Assessment (EMA) Daten übers Smartphone erhoben und ausgewertet, um Bedingungen und Prozesse der flexiblen Emotionsregulation, Affektdynamik sowie Symptomveränderungen zu ermitteln.

Wissenschaftliche Begleitung der niedersächsischen Beratungslehrerweiterbildung
Leitung: Prof. Dr. Claudia Mähler
Mitarbeit: Dr. Kirsten Schuchardt, Dipl. Psych. Anne Roosen-Runge

Im Auftrag des Nds. Kultusministeriums, der Regionalen Landesämter für Schule und Bildung und in Kooperation mit der Nds. Schulpsychologie werden seit 1978 in Niedersachsen jährlich Beratungslehrkräfte unter der konzeptionellen Verantwortung und wissenschaftlichen Begleitung der Universität Hildesheim ausgebildet. Die Weiterbildung zur Beratungslehrkraft erstreckt sich berufsbegleitend über zwei Jahre mit regelmäßigen Studienzirkeltagen und Seminarwochen geleitet durch die niedersächsische Schulpsychologie. Zu den Aufgaben von Beratungslehrkräften gehören u.a. die Beratung von Schülerinnen und Schüler, ihren Eltern und Lehrkräfte bei individuellen Lern-, Leistungs- und Verhaltensproblemen, die Mitarbeit in schulischen Arbeitsgruppen und Projekten, die Mitwirkung bei schulinternen Lehrerfortbildungen oder auch die Vernetzung mit regionalen Beratungseinrichtungen und der Jugendhilfe. Regelmäßige Untersuchungen zur Evaluation der Weiterbildung und der Tätigkeit von ausgebildeten Beratungslehrerinnen und Beratungslehrern dienen zur Verbesserung und Qualitätssicherung der Weiterbildungsmaßnahme und der Einsatzbedingungen in den Schulen.

Publikationen:

  • Schuchardt, K., Beuter, A. & Mähler, C. (2017). Weiterbildung von Beratungslehrern in Niedersachsen. Wichtige Unterstützung im Schulalltag. Weiterbildung, 51, 33-35.
Wissenschaftliche Begleitung der Lehrkräftefortbildung KIK „Kommunikation – Interaktion – Kooperation“
Leitung: Prof. Dr. Claudia Mähler
Mitarbeit: Dr. Kirsten Schuchardt,  Dipl. Psych. Anne Roosen-Runge

Eine starke Klassengemeinschaft fördert die Lernmotivation sowie die Schulleistungen von Schülerinnen und Schülern und erhöht deren wahrgenommenes schulisches Wohlbefinden. Insbesondere für Kinder, die psychische Auffälligkeiten oder Schwierigkeiten beim Lernen haben, ist ein gutes Klassenklima bereichernd. Eine zentrale Rolle bei der Entwicklung eines guten sozialen Klassenmanagements nimmt die Klassenlehrkraft ein. Im Rahmen der über 20 Jahren bestehenden, wissenschaftlich fundierten niedersächsischen Lehrkräftefortbildung KIK- „Kommunikation – Interaktion – Kooperation“ erfahren Klassenlehrkräfte, wie sie das soziale Klima in ihrer Klasse aktiv gestalten können. Geleitet von Schulpsychologinnen und Schulpsychologen werden den Lehrkräften in anderthalb Jahren schulformübergreifend unter anderem Inhalte zur Gruppenentwicklung und Kommunikation vermittelt sowie Möglichkeiten zur Erprobung und Reflektion von Interventionen und Maßnahmen der Unterrichtsgestaltung wie kooperativen Lernformen gegeben. Gegenseitige Hospitationen der Lehrkräfte und Supervisionen durch die Schulpsychologinnen und Schulpsychologen begleiten den Prozess der Fortbildung. Als ein gemeinsames Projekt des Niedersächsischen Kultusministeriums und der Universität Hildesheim wird die Fortbildung fortlaufend evaluiert.

Publikationen:

  • Beuter, A., Schuchardt, K. & Mähler, C. (2020). KIK – für ein soziales Miteinander in der Klasse. Die schulpsychologische Lehrerfortbildung mit Tradition. Schulverwaltungsblatt 8, 381.
  • Schuchardt, K., Junker, L. & Hannekum, R. (2022). Förderung des sozialen Lernens und des Klassenklimas in Zeiten der Covid-19-Pandemie – KIK Fortbildung für Klassenlehrkräfte. Praxis Schulpsychologie, 30, 10.
Einstellungen von Lehrkräften zu Lernstörungen
Leitung: Prof. Dr. Claudia Mähler
Mitarbeit: M.Sc. Psych Rike Hannekum, Dr. Kirsten Schuchardt

Einstellungen, Überzeugungen und das Wissen von Lehrkräften zu Lernstörungen haben Auswirkungen auf die Erwartungen an Schülerinnen und Schüler (SuS) mit Lernstörungen und auf die Leistungen jener SuS.

Zur Erfassung der Einstellungen und Überzeugungen von Lehrkräften zum Unterrichten von SuS mit Lese- und Rechtschreibstörung (LRS) wurde basierend auf der Theorie des geplanten Verhaltens von Ajzen (1985) ein Messinstrument entwickelt, das im Rahmen des Projekts evaluiert werden soll. Zudem soll untersucht werden, inwieweit Einstellungen zur LRS das Verhalten von Lehrkräften vorhersagen können und welche Faktoren Einstellungen zur LRS beeinflussen.

Psychoedukation bei Lernstörungen
Leitung: Prof. Dr. Claudia Mähler
Mitarbeit: M.Sc. Psych Conny Griepenburg, Dr. Kirsten Schuchardt

Psychoedukation wird in den meisten Therapiemanualen für Kinder und Jugendliche als wesentlicher Bestandteil zu Beginn einer Behandlung aufgeführt. Die Wirkweise von gezielter Psychoedukation ist dabei kaum belegt. Auch bei Kindern mit Lernstörung wurden Effekte bisher nicht systematisch untersucht.
Im Rahmen des Projekts wird der Frage nachgegangen, wie Psychoedukation bei Lernstörungen umgesetzt wird und wie sie wirkt. Unter anderem wird untersucht, ob eine systematische, kindgerechte Psychoedukation anhand visueller Hilfsmittel im Vergleich zu einem nicht-standardisierten Vorgehen ohne visuelle Hilfsmittel das Wissen über die Pathogenese von Lernstörungen, die Zufriedenheit mit der Psychoedukation und die Compliance bei Kind und Eltern erhöht und dabei das subjektive Belastungsgefühl der Betroffenen reduziert.

Publikationen:

  • Griepenburg, C. & Schuchardt (in Druck). Psychoedukation in der Schule. In M. Börnert-Ringleb, G. Casale, M. Balt & M. Herzog (Hrsg.), Lern- und Verhaltensschwierigkeiten in der Schule - Erscheinungsformen, Erklärungsmodelle und Implikationen für die Praxis. Stuttgart: Kohlhammer.
  • Schuchardt, K. & Griepenburg, (2021). Psychoedukation in der Schule zur Begleitung und Unterstützung von Kindern mit Lernschwierigkeiten. In C. Mähler & M. Hasselhorn (Hrsg.), Inklusion. Chancen und Herausforderungen (Tests und Trends der pädagogisch-psychologischen Diagnostik, Bd. 18, S. 203-219). Göttingen: Hogrefe.
  • Schuchardt, K., Griepenburg, C. & Mähler, C. (2021). Umgang mit Lernstörungen in der Klasse. Gegen Stigmatisierung und Ausgrenzung. In C. Bätge, P. Cloos, F. Gerstenberg & K. Riechers (Hrsg.), Inklusive Bildungsforschung der frühen Kindheit Empirische Perspektiven und multidisziplinäre Zugänge (S. 302-319). Weinheim: Beltz Juventa.
  • Griepenburg, C., Schuchardt, K. & Mähler, C. (2021). Psychoedukation bei Lernstörungen: Wie zufrieden sind betroffene Eltern? Praxis der Kinderpsychologie und Kinderpsychiatrie 70 (4), S. 298-315. doi.org/10.13109/prkk.2021.70.4.298.
  • Gabriel, T., Griepenburg, C. & Schuchardt, K. (2021). Grundschulkindern Lernstörungen erklären: Evaluation einer psychoedukativen Lehreinheit zur Aufklärung über Lernstörungen. Praxis der Kinderpsychologie und Kinderpsychiatrie 70 (4), S. 316-332. doi.org/10.13109/prkk.2021.70.4.316.
  • Griepenburg, C., Schuchardt, K., Lautenschläger, P. & Mähler, C. (2020). Wirksamkeit einer strukturierten, kindgerechten Psychoedukation bei Lernstörungen. Lernen und Lernstörungen. doi.org/10.1024/2235-0977/a000301.
  • Griepenburg, C. & Schuchardt, K. (2019). Psychoedukation bei Lernstörungen: Relevanz und Umsetzung, Lernen und Lernstörungen, 8, 33–45. doi.org/10.1024/2235-0977/a000245.
Kea - Kinder entwickeln alltagsintegriert Sprache
Leitung: Dr. Ann-Katrin Bockmann
Mitarbeit: M.Sc. Psych. Anna Machmer, M.Sc. Psych. Lena Pätzold, B.Sc. Logop. Funda Can, M.Sc. Psych. Theresa Demary, M.Sc. Psych Jana Drechsler, Kerstin Borgaes (staatl. anerk. Erzieherin)
Förderung: Land Niedersachsen, Landkreis Hildesheim

Das Kea-Projekt („Kinder entwickeln alltagsintegriert Sprache“) unterstützt seit 2011 rund 173 Kindertagesstätten in Stadt und Landkreis Hildesheim dabei, den gesetzlichen Sprachbildungs- und Sprachförderauftrag des Landes Niedersachsen umzusetzen. In Zusammenarbeit zwischen der Universität Hildesheim und dem Landkreis Hildesheim ist ein flächendeckendes Fort- und Weiterbildungsangebot für Erzieher/innen entstanden. Es werden sowohl verschiedene Fortbildungen, Studientage und Fachtage rund um das Thema Sprache angeboten, als auch eine Intensivfortbildung zu alltagsintegrierter Sprachförderung (Heidelberger Interaktionstraining /HIT) und Hospitationen, Coaching und Beratung vor Ort in den Einrichtungen. Zusätzlich werden Leitungskräfte und Fachberater/innen durch verschiedene Angebote begleitet und unterstützt. Es besteht eine regionale und überregionale Vernetzung, unter anderem mit den Projekten „Rucksack“ und „Griffbereit“, dem Arbeitskreis Sprachförderung der Frühen Hilfen, dem örtliche Brückenjahr Team, der Hochschulambulanz KiM der Universität Hildesheim, dem DialogWerk Braunschweig, dem Zentrum Für Entwicklung und Lernen ZEL in Heidelberg  sowie der PH Heidelberg.

Weitere Informationen finden Sie auf der Homepage: www.kea-hildesheim.de

Das Lernen steuern mit Kim Känguru - Therapieprogramm für Kinder mit Lern- und Aufmerksamkeitsschwierigkeiten
Leitung: Prof. Dr. Claudia Mähler
Mitarbeit: Dr. Kirsten Schuchardt, M.Sc. Psych. Julia Koenigs

Viele Grundschulkinder, das haben aktuelle wissenschaftliche Studien gezeigt, leiden gleichzeitig unter Lernschwierigkeiten (Lese-Rechtschreibprobleme und/oder Rechenprobleme) und unter Aufmerksamkeitsstörungen. In diesem Projekt wird ein kombinierter Therapieansatz entwickelt und erprobt, der sich auf der einen Seite aus verhaltenstherapeutischen Therapiebausteinen zur Steuerung der Aufmerksamkeit und Selbstregulation und auf der anderen Seite aus Methoden der Lerntherapie zusammensetzt. Das Programm „Das Lernen steuern mit Kim Känguru“ ist als Gruppentraining konzipiert, in dem Kinder der zweiten und dritten Klassenstufe mit einer Gruppengröße von zwei bis vier Kindern an 12 Trainingssitzungen à 90 Minuten im wöchentlichen Rhythmus teilnehmen. Parallel läuft ein begleitendes Elterntraining mit 5 Elterngruppensitzungen zur Verbesserung der häuslichen Unterstützung.

In der Hochschulambulanz KiM - Kind im Mittelpunkt des Instituts für Psychologie nehmen seit dem Jahr 2015 in regelmäßigen Abständen Kinder und Eltern erfolgreich am Programm teil. Derzeit läuft eine Evaluationsstudie zur Wirksamkeit dieses neuen Therapieprogramms.

Publikationen:

  • Koenigs, J., Schuchardt, K. & Mähler, C. (2019). Wirksamkeit eines kombinierten Lese-Rechtschreib- und Aufmerksamkeitstrainings. Lernen und Lernstörungen, 8, 21–32. doi.org/10.1024/2235-0977/a000248
Katamnesestudie zu Lernstörungen
Leitung: Dr. Kirsten Schuchardt, M.Sc. Psych. Conny Griepenburg, Prof. Dr. Claudia Mähler

Die in der Hochschulambulanz KIM (Kind im Mittelpunkt) stattfindende Katamnesestudie verfolgt das Ziel, die langfristige Entwicklung von Kindern mit Lese-Rechtschreibschwierigkeiten, Rechenschwierigkeiten und Kombinierten Schwierigkeiten schulischer Fertigkeiten über die Schulzeit zu untersuchen. Hierzu werden Kinder im Jugendalter nachuntersucht, bei denen im Grundschulalter eine Lernstörung festgestellt wurde. In dieser Studie wird folgenden Fragen konkret nachgegangen: Wie stabil erweisen sich die Lernschwierigkeiten bis ins Jugendalter? Finden sich erhöhte Auffälligkeiten im sozio-emotionalen Erleben und im Verhalten? Welche Veränderungen zeigen sich im schulischen Selbstkonzept, im Stresserleben und in der Stressbewältigung über die Schulzeit?

FREDI 0-3 goes India: Einsatz einer auf den indischen Kontext angepassten Version des FREDI 0-3 im Rahmen einer Kooperation mit der Universität Göttingen
Leitung: Prof. Dr. Sebastian Vollmer, Center of Modern Indian Studies (Cemis), Uni Göttingen
Projektpartner_innen: Prof. Dr. Claudia Mähler, M.Sc. Psych. Nadine Storch, B.Sc. Marika Kisters

Eine Arbeitsgruppe der volkswirtschaftlichen Fakultät der Universität Göttingen forscht seit einigen Jahren zu verschiedenen Aspekten der sozioökonomischen Entwicklung in Bihar, Indien. Im lucky iron leaf and picture book project wird durch die Forschungsgruppe u.a. der Einfluss einer vor Ort implementierten Interventionsmaßnahme zur Steigerung der Eisenzufuhr in der Nahrungsaufnahme und regelmäßiger kognitiver Stimulation auf die frühkindliche Entwicklung einer Stichprobe aus der Region untersucht. Dieses Vorhaben erfordert eine Erfassung des gegenwärtigen Entwicklungsstandes der beteiligten Kinder. Aus diesem Grund wurde die Arbeitsgruppe von Frau Prof. Mähler im Sommer 2016 als Kooperationspartner für den Bereich der Entwicklungsdiagnostik tätig. Im Rahmen einer Bachelorarbeit wurde der FREDI 0-3 unter Einbezug einschlägiger Fachliteratur auf den indischen Entwicklungskontext angepasst und im November 2016 vor Ort in Madhepura, Bihar, pilotiert. Weiterhin wurden indische Studierende, welche in dem Projekt als Enumeratoren die Datenerhebung durchführen, in der Anwendung und Durchführung der angepassten Version des FREDI 0-3 ausgebildet. Nach dieser Baseline-Erhebung startete die Interventionsmaßnahme mit einer geplanten Dauer von 12 Monaten. Am Ende dieses Zeitraums ist für November 2017 eine erneute Erfassung des Entwicklungsstandes der Stichprobe geplant. Zu diesem Anlass ist die Konzipierung einer weiteren Version des FREDI 0-3 erforderlich, um deren aktuelle Entwicklung adäquat und altersgemäß erheben zu können.

Alltagsintegrierte Sprachförderung für LateTalker: Kurzintervention für Eltern und pädagogische Fachkräfte
Dissertationsprojekt:M.Sc. Psych. Anna Machmer

13-20% der Zweijährigen sind Late Talker (Grimm, 2003). Sie haben einen verspäteten Sprechbeginn, einen geringen aktiven Wortschatz (weniger als 50 Wörter) und verwenden wenige oder keine Zwei-Wort-Kombinationen. Mit dem „Heidelberger Elterntraining zur frühen Sprachförderung“ (HET, Buschmann, 2017) und dem „Heidelberger Interaktionstraining für pädagogische Fachkräfte zur alltagsintegrierten Sprachförderung ein- und mehrsprachiger Kinder“ (HIT; Buschmann & Jooss, 2011; Simon & Sachse, 2013) stehen sowohl für die Eltern als auch für die pädagogischen Fachkräfte zwei standardisierte und wissenschaftlich evaluierte Langzeitinterventionen im Gruppensetting zur Verfügung. In der Praxis ergeben sich in der Umsetzung des HET für Eltern jedoch häufig zeitliche, organisatorische und finanzielle Hürden. Im Rahmen des Projekts „Kinder entwickeln alltagsintegriert Sprache“ (KEA; Gerlach-Sufin & Bockmann, 2017), einer Kooperation zwischen Landkreis und Universität Hildesheim, werden bei der Beratung in Krippen Eltern und pädagogische Fachkräfte gemeinsam erfolgreich darin unterstützt, einen sprachförderlichen Umgang mit Late Talkern zu finden. Ziel ist, die zentralen Prinzipien aus HET und HIT in einer Kurzberatung (zwei Termine) für Eltern und Fachkräfte eines betroffenen Late Talkers zu integrieren und deren Wirksamkeit im Rahmen einer randomisierten Kontrollgruppenstudie zu untersuchen.

Bewältigung von Lernschwierigkeiten
Leitung: Prof. Dr. Claudia Mähler
Mitarbeit: Dr. Kirsten Schuchardt, M.Sc. Psych. Julia Koenigs

Kinder mit Lernschwierigkeiten sind in ihrem Alltag einer Reihe von schwierigen Schul- und Lernsituationen ausgesetzt, da sie häufig an ihre eigenen Leistungsgrenzen geraten oder schulische Misserfolge erleben. Dennoch gelingt es einem Teil der Kinder mit Lernschwierigkeiten die Probleme zu bewältigen und ihre Gesundheit zu erhalten. Dies wirft die Frage auf, wie sich diese Kinder von anderen Kindern mit Lernschwierigkeiten unterscheiden, welche vermehrt psychopathologische Symptome aufweisen. Die vorliegende Studie widmet sich deshalb der Untersuchung kindlicher und elterlicher Bewältigungsstrategien in schwierigen häuslichen sowie schulischen Lernsituationen. Hierzu werden Kinder der ersten bis zehnten Schulstufe, welche aufgrund von Lernschwierigkeiten in der Hochschulambulanz KiM (Kind im Mittelpunkt) für Kinder und Jugendliche vorstellig werden, zunächst im Rahmen der ausführlichen Diagnosestellung anhand von standardisierten Testverfahren hinsichtlich ihrer Intelligenz, ihrer Schulleistungen sowie eventuell vorhandener psychopathologischer Symptomatik untersucht. Die Beurteilung der Bewältigung erfolgt anhand von drei selbstkonzipierten Fragebögen aus Kinder-, Eltern- und Lehrerperspektive.

Publikationen:

  • Koenigs, J., Schuchardt, K., Götzinger, R. S. & Mähler, C. (2019). Bewältigung schwieriger Schul- und Lernsituationen bei Kindern mit Lernschwierigkeiten. Empirische Sonderpädagogik, 11 (2), 118-131.

Abgeschlossene Forschungsprojekte

FRISCH: Frühe Inklusion beim Schriftspracherwerb
Leitung: Prof. Dr. Claudia Mähler
Mitarbeit: M.Sc. Psych. Lisa Miller
Förderung: Niedersächsisches Ministerium für Wissenschaft und Kultur

In Kindertagesstätten findet sich eine große Heterogenität im Hinblick auf Vorläuferkompetenzen für den Schriftspracherwerb (z.B. Phonologische Bewusstheit, Sprachstand in Deutsch, Arbeitsgedächtnis), die im Übergang zur inklusiven Schule mit Risiken für den Schriftspracherwerb einhergeht. Wie kann ein Einstieg in die Schriftsprache für alle Kinder gelingen?

In der geplanten Interventionsstudie wird untersucht, in welcher Weise zum einen eine Förderung der phonologischen Bewusstheit im letzten Kindergartenjahr und zum anderen eine Anlehnung des Anfängerunterrichts in Deutsch an das Konzept der lautgetreuen Lese-Rechtschreibförderung nach Reuter-Liehr dazu beitragen, allen Kindern den Einstieg in die Schriftsprache zu ermöglichen.

Hierzu werden im längsschnittlichen Prätest-Posttest-Kontrollgruppen-Design quasi-experimentell je 40 Kinder unter einer von vier Bedingungen begleitet: Training der phonologischen Bewusstheit in der Kita ja/nein in Kombination mit Unterricht nach lautgetreuer Lese-Rechtschreibförderung ja/nein. Nach der Untersuchung relevanter Vorläuferfertigkeiten im letzten Kindergartenjahr erfolgen am Ende des ersten Schuljahres sowie in der zweiten Hälfte des zweiten Schuljahres standardisierte Lernstandserhebungen zum Erwerb der Schriftsprache.

Professionalisierung alltagsintegrierter sprachlicher Bildung bei ein- und mehrsprachig aufwachsenden Kindern – Fühlen Denken Sprechen
Leitung: Prof. Dr. Claudia Mähler und Prof. Dr. Peter Cloos (Universität Hildesheim), Prof. Dr. Katja Koch (Universität Braunschweig), Prof. Dr. Maria von Salisch (Universität Lüneburg
Mitarbeit: Dr. Jeanette Piekny, M.Sc. Psych. Merle Skowronek, M.A. Anna Dieter
Förderung: Bund-Länder-Initiative Bildung durch Sprache und Schrift (BiSS)

Ziel des Projektes ist es, eine Fortbildung für pädagogische Fachkräfte zu entwickeln, die das Emotions- und Sachwissen der Kinder im Bereich Naturwissenschaft in den Blick nimmt. Die Grundbedürfnisse des Kindes („sich wohlfühlen“ und „die Welt entdecken“) sollen genutzt werden um sprachliche Kompetenzen aufzubauen.

Das Projekt besteht aus drei Phasen. Nach einer Bestandsaufnahme sprachlicher Interaktionen in den beteiligten Kindergärten (Phase I) wird die Fortbildung „Fühlen Denken Sprechen“ entwickelt (Phase II). Sie zielt auf eine alltagsintegrierte Sprachförderung ab, die auf Emotions- und wissenschaftliche Denken fokussiert. Den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Fortbildung sollen Sprachlehrstrategien vermittelt werden, die den eigenen sprachlichen Input verbessern. Im Anschluss an die Fortbildung wird deren Wirksamkeit im Hinblick auf den sprachlichen Kompetenzzuwachs und den Wissenszuwachs der Kinder untersucht (Phase III).

Das Projekt ist als interdisziplinäres Längsschnittprojekt (Psychologie, Erziehungswissenschaft) angelegt und verknüpft so drei für die kindliche Sprachentwicklung wesentliche Forschungsfelder. Diese gerade für den Sprachförderbereich so wichtige Verzahnung von Perspektiven und Disziplinen führt zu einer forschungsbasierten Optimierung der bereits in verschiedenen Verbünden praktizierten alltagsintegrierten Sprachförderung.

Es nehmen Kindertagesstätten in Hildesheim, Braunschweig und Hamburg am Projekt teil.

Konzipierung und Normierung eines Entwicklungsscreenings auf Basis des FREDI 0-3
Leitung: Prof. Dr. Claudia Mähler
Mitarbeit: M.Sc. Psych. Nadine Storch
Förderung: Hogrefe-Verlag

In diesem Projekt soll, basierend auf dem in Hildesheim konstruierten Entwicklungstest „Frühkindliche Entwicklungsdiagnostik für Kinder von 0-3 Jahren“ (FREDI 0-3, Mähler, Cartschau & Rohleder, 2016), ein Screening-Verfahren zur Früherkennung von potenziellen Entwicklungsrisiken konzipiert und normiert werden. Im ersten Schritt dieser Konzipierung wurden im Rahmen einer Masterarbeit leicht lösbare und zentrale Entwicklungsschritte der frühen Kindheit erfassende Items aus dem Itembestand des FREDI 0-3 entnommen und zu einem Screening-Verfahren zusammen gestellt. Dabei spielten, neben der screeningspezifischen Eignung der Items, eine reibungslose Durchführung und eine zeitlich kurze Durchführungsdauer eine bedeutende Rolle. In einer N=40 Kinder zwischen null und drei Jahren umfassenden Pilotstudie wurde das Screening-Verfahren auf seine Durchführbarkeit und Eignung im Sinne des Screening-Ansatzes überprüft. Dabei konnte die Praktikabilität sowie die Akzeptanz des Verfahrens bei der Zielgruppe als positiv bewertet werden. Ferner konnten die Kinder mit einer unbeeinträchtigten Entwicklung die als leicht lösbar klassifizierten Items mehrheitlich lösen. Um diese ersten Befunde testtheoretisch absichern zu können, soll im nächsten Schritt der Konzipierung eine Normierung des Screenings auf Basis der Normierungsdaten des FREDI 0-3 vorgenommen werden. Weitere Schritte in der Fertigstellung des Screenings sollen zum einen ein Vergleich der theoretischen Screening-Werte der Normstichprobe mit den Ergebnissen im Rahmen einer Studie zur prognostischen Validität des FREDI 0-3 sein. Zum anderen soll das Screening-Verfahren mit einer Stichprobe von Kindern mit Entwicklungsauffälligkeiten durchgeführt werden. Ziel dieser zusätzlichen Maßnahmen ist es, die testdiagnostische Eignung des Verfahrens im Rahmen des Screening-Ansatzes absichern zu können und somit ein den aktuellen Gütekriterien entsprechendes Entwicklungsscreening anbieten zu können.

Erarbeitung und Normierung eines Entwicklungstests für die frühe Kindheit (0-3 Jahre)
Leitung:Prof. Dr. Claudia Mähler
Mitarbeit: Dipl. Psych. Katharina Rohleder, M.Sc. Psych. Friederike Cartschau
Förderung:Hogrefe-Verlag

 

Die Frühdiagnostik hat in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen. Unsere Kenntnisse der Entwicklung in der frühen Kindheit sind stark angewachsen und haben vor allem durch Befunde aus der Neuropsychologie wichtige Impulse erfahren. Dadurch ist auch das Bewusstsein für die Plastizität des Gehirns und Nervensystems und damit die Sinnhaftigkeit früher Diagnostik und Förderung stetig gestiegen. Die frühe Identifikation von Entwicklungsrückständen in Kombination mit geeigneten Fördermaßnahmen kann die Entwicklungschancen von Kindern beträchtlich erhöhen. Die Zunahme an sozialpädiatrischen und Frühinterventionszentren ist die logische Folge davon. Aber auch die Einsicht, dass für eine gelingende schulische Entwicklung der Grundstein in der frühen Kindheit gelegt wird, hat die Sensibilität für die frühkindliche Entwicklung und Bildung erhöht. Auch Krippen und Kindertagesstätten ebenso wie Kinderärzte in der Routine-Untersuchung sind aufgerufen, mit einem guten differentialdiagnostischen Blick die ihnen anvertrauten Kinder zu beobachten. Für diese Einsatzbereiche soll ein gutes und zeitgemäßes Diagnoseinstrument für Kinder von 0 bis 3 Jahre entwickelt und normiert werden. Es soll folgende Funktionsbereiche enthalten: visuelle und akustische Wahrnehmung, Körpermotorik, Handmotorik, rezeptive und expressive Sprache, kognitive Entwicklung, soziale und emotionale Entwicklung sowie Selbständigkeit.

Differentielle Entwicklungsverläufe kognitiver Kompetenzen im Kindergarten- und Schulalter (KOKO)
Leitung:Prof. Dr. Claudia Mähler, Prof. Dr. Dietmar Grube
Mitarbeit:Dr. Kirsten Schuchardt, Dr. Ariane von Goldammer, Dr. Jeanette Piekny, Dipl. Psych. Christina Balke, M.Sc. Psych. Nora Lessing
Förderung:MWK Nds. (Forschungsverbund frühkindliche Bildung und Entwicklung)

 

Die kritische Betrachtung des Schulerfolgs deutscher Kinder hat den Fokus der Aufmerksamkeit in den letzten Jahren auf das Vorschulalter verschoben. In welchem Ausmaß bringen Kinder bei der Einschulung die nötigen Kompetenzen mit, um den Anforderungen der schulischen Bildungsmaßnahmen gewachsen zu sein? Wie entwickeln sich diese Kompetenzen im Vorschulalter? Inwieweit lässt sich die Schulfähigkeit voraussagen? Lassen sich Vorläuferfertigkeiten schulischer Kompetenzen beeinflussen?
Antworten auf diese Fragen soll eine längsschnittliche Analyse der Entwicklung von kognitiven Vorläuferkompetenzen geben. Die Untersuchung differentieller Entwicklungsverläufe von drei- bis sechsjährigen Kindern wird Auskunft über Entwicklungsstadien, Entwicklungstempi und über individuelle Entwicklungsvorsprünge und ‑rückstände geben.
Zwei Bereiche relevanter Vorläuferfertigkeiten sollen betrachtet werden: bereichsübergreifende Entwicklungsaspekte (Teilprojekt 1, C. Mähler: Intelligenz, Arbeitsgedächtnis, Konzentrationsfähigkeit, Metakognition, Entwicklung wissenschaftlichen Denkens und konzeptuellen Wissens, Theory of Mind) und bereichsspezifische Vorläuferkompetenzen (Teilprojekt 2, D. Grube: numerische Kompetenzen wie Mengenverständnis oder Zählfertigkeiten und phonologische Verarbeitung wie z.B. phonologische Bewusstheit oder andere sprachliche Fertigkeiten). Es werden 200 Kinder, die zu Beginn der Studie zwischen 3 und 4 Jahre alt waren und voraussichtlich im Sommer 2011 eingeschult werden, halbjährlich untersucht.
Auf diese Weise können sowohl bereichsübergreifende als auch bereichsspezifische Entwicklungsaspekte und zusätzlich deren interaktives Zusammenwirken analysiert werden. Neben dieser Grundlagenforschung zur kognitiven Entwicklung im Vorschulalter enthalten beide Teilprojekte Anwendungsschwerpunkte: Es werden diagnostische Instrumente für das Vorschulalter entwickelt bzw. erprobt, es sollen Erkenntnisse zur Optimierung der Schulfähigkeitsberatung gewonnen werden (Teilprojekt 1, C. Mähler), und eine Intervention zur Förderung mathematischer Vorläuferkompetenzen soll in ihrer Wirksamkeit überprüft werden (Teilprojekt 2, D. Grube).

Entwicklung und Evaluation eines Trainingsprogramms zur Überwindung von Arbeitsgedächtnisdefiziten bei Kindern mit Lese-Rechtschreibstörung
Leitung:Prof. Dr. Claudia Mähler
Mitarbeit:M.Sc. Psych. Ellen Radtke, M.Sc. Psych. Christina Jörns
Förderung:BMBF

 

Das Ziel dieses geplanten Forschungsprojektes besteht in der Entwicklung und Evaluation eines Arbeitsgedächtnistrainings für Kinder mit Lese-Rechtschreibstörung. Wie aus der Forschungsliteratur seit langem bekannt ist, gehen Störungen des Schriftspracherwerbs mit Störungen der phonologischen Informationsverarbeitung einher. Neben der phonologischen Bewusstheit sind vor allem das phonetische Rekodieren im Arbeitsgedächtnis und der Abruf phonologischer Codes aus dem Langzeitgedächtnis betroffen. Forschungsarbeiten im Kontext des Arbeitsgedächtnismodells von Baddeley (1986) haben die Arbeitsgedächtnisdefizite präzise in der phonologischen Schleife und teilweise in der zentralen Exekutive lokalisiert.
Vielfach werden die Arbeitsgedächtnisdefizite als komorbides Erscheinungsbild aufgefasst. Die Spezifität des Defizits sowie der enge Zusammenhang von phonologischer Informationsverarbeitung und Schriftspracherwerb legen jedoch eine ursächliche Beziehung zwischen einem funktionalen Arbeitsgedächtnisdefizit und einer Störung des Schriftspracherwerbs nahe. Damit gewinnt die mögliche Beeinflussbarkeit der Arbeitsgedächtnisfunktionen eine große Bedeutung. Es stellt sich die Frage, ob vorhandene Arbeitsgedächtnisdefizite behebbar oder zumindest reduzierbar sind. Im Rahmen des Forschungsprojekts soll zunächst ein computergestütztes adaptives Training für die verschiedenen Subsysteme des Arbeitsgedächtnisses entwickelt und anschließend in einem Prätest-Posttest-Follow-up-Kontrollgruppendesign einer isolierten Evaluation unterzogen werden.

Differentialdiagnostische Relevanz des Arbeitsgedächtnisses für Kinder mit umschriebenen Entwicklungsstörungen schulischer Fertigkeiten
Leitung:Prof. Dr. Claudia Mähler, Dr. Kirsten Schuchardt
Mitarbeit:Dipl. Psych. Christina Balke-Melcher, M.Sc. Psych. Larissa Bonin
Förderung:BMBF

 

Ziel der geplanten multizentrischen Längsschnittstudie ist es, verlässliche Erkenntnisse über die Entwicklungsverläufe der unterschiedlichen Funktionsbereiche des Arbeitsgedächtnisses bei Kindern mit unterschiedlichen Lern- und Leistungsstörungen im Alter zwischen 8 und 12 Jahren zu gewinnen. Zusätzlich soll geklärt werden, ob sich im Entwicklungsverlauf der Arbeitsgedächtnisfunktionen systematische Unterschiede zeigen zwischen Kindern, die zwischen 8 und 12 Jahren ihre umschriebene Entwicklungsstörung überwinden und solchen, denen das nicht gelingt. Dabei soll eine Reihe diagnostisch relevanter Fragen geklärt werden. Das Forschungsvorhaben soll in einem längsschnittlichen Design mit mind. je 30 Kindern pro spezifischer umschriebener Entwicklungsstörung schulischer Fertigkeiten umgesetzt werden, die sich am Beginn der Studie am Ende von Klasse 2 befinden. Für die längsschnittliche Untersuchung sollen acht Subgruppen von Kindern in die Studie aufgenommen werden, die spezifische diagnostische Voraussetzungen hinsichtlich der Intelligenz, der Leistungen im Lesen, Rechtschreiben sowie der Mathematik erfüllen und die im Schuljahr 2010/2011 die zweite Klasse besuchen. Diese Kinder sollen dann über zunächst 2 Jahre (bei Verlängerung in der zweiten Phase insgesamt 4 Jahre) wiederholt in halbjährigen Abständen untersucht werden. An jedem der drei Standorte (Frankfurt, Oldenburg, Hildesheim) soll ein Teil der Stichprobe rekrutiert werden.

Forschungsprojekt zur Verbesserung des Klassenklimas
Leitung: Prof. Dr. Norbert Grewe
Mitarbeit: Dipl. Psych. Christina Balke
Förderung: Nds. Kultusministerium

 

Dieses Projekt verbindet Fragen der Grundlagenforschung mit der Überprüfung der Effekte einer Fortbildung. In Kooperation mit dem Nds. Kultusministerium, der Nds. Landesschulbehörde und der Nds. Schulpsychologie werden Lehrkräfte des allgemeinbildenden Schulwesens 1 ½ Jahre fortgebildet, um in ihren Klassen Maßnahmen zur Verbesserung des Klassenklimas zu erproben.
Seit 1994 nahmen unter der Leitung und wissenschaftlichen Begleitung der Universität Hildesheim bisher ca. 600 Lehrkräfte aus ganz Niedersachsen an dieser Fortbildung teil. Weitere Kurse sind geplant.
Die Effekte der Fortbildung werden in Vorher-Nachher-Untersuchungen der teilnehmenden Schulklassen unter Einbeziehung von Vergleichsklassen überprüft. Das Forschungsprojekt ist auf einen Zeitraum von ca. 10 Jahren angelegt und wird von verschiedenen Drittmittelgebern finanziert (BLK-Modellversuch, VW-Stiftung, Nds. Kultusministerium). 

Link: KIK Fortbildung zur Verbesserung des Klassenklimas

Absentismus in der Schule
Leitung:Prof. Dr. Norbert Grewe
Mitarbeit:M.Sc Päd. Psych. Sarah Grams, B.Sc. Päd. Psych. Anna Vogel
Förderung:Nds. Kultusministeriu

 

Einige Institutionen bieten Sondermaßnahmen zur Beschulung von schulmüden und schulverweigernden Jugendlichen an. Zur Zeit findet u.a. eine Recherche statt, um das Angebot für diese Schülergruppe in Niedersachsen zu erfassen. Erste Ergebnisse stellen wir Ihnen als download zur Verfügung. 

Link: Broschüre Schulverweigererprojekte (Stand: Juni 2010)

Vorhersage von Lese-Rechtschreibleistungen aus vorschulischen Maßen der Sprachentwicklung und der phonologischen Informationsverarbeitung
Dissertationsprojekt:Dipl. Psych. Ariane von Goldammer

 

Für einen erfolgreichen Schriftspracherwerb in den ersten Grundschuljahren sind sowohl die phonologische Informationsverarbeitung als auch Kompetenzen der mündlichen Sprache relevant. Im Dissertationsprojekt werden Fragen zu den vorschulischen Prädiktoren des Schriftspracherwerbs und ihrer Abhängigkeit von sozialen Bedingungsfaktoren gestellt und beantwortet. Innerhalb der Göttinger Entwicklungsstudie GESAgT (A. Bockmann, A. v. Goldammer) wurde die Vorhersagekraft vorschulischer Sprach- und Arbeitsgedächtnisfähigkeiten für den Schriftspracherwerb überprüft. Da bekannt ist, dass die nicht-deutsche Muttersprache eines Kindes einen Risikofaktor für den Schriftspracherwerb darstellt, wurde im Rahmen der wissenschaftlichen Begleitung des Projekts „Schulreifes Kind“ (Leitung: M. Hasselhorn, W. Schneider, H. Schöler) überprüft, ob und in welcher Hinsicht sich die Sprach- und Arbeitsgedächtnisfähigkeiten von ausschließlich deutschsprachigen Kindern und mehrsprachigen Kindern unterscheiden.

Bereichsübergreifendes wissenschaftliches Denken in der frühen und mittleren Kindheit: Entwicklungsschritte und Einflussfaktoren
Dissertationsprojekt:Dipl. Psych. Jeanette Piekny

 

Im Forschungsfeld zur Entwicklung des wissenschaftlichen Denkens gibt es zwei weitgehend unverbundene Forschungsansätze: Der bereichsspezifische Ansatz, innerhalb dessen intuitive Theorien zu bestimmten Inhaltsbereichen im Vordergrund stehen, und der bereichsübergreifende Ansatz, der die Entwicklung von methodischen Kompetenzen fokussiert. Innerhalb des bereichsübergreifenden Ansatzes bestand lange Zeit die Ansicht, dass sich das Verständnis für die wissenschaftliche Methodik frühestens in der Adoleszenz entwickelt. Neuere Studien haben allerdings gezeigt, dass sechsjährige Kinder bereits konklusive von inkonklusiven Experimenten unterscheiden (Sodian, Zaitchek & Carey, 1991) und dass Vierjährige Zusammenhänge zwischen zwei Variablen erkennen und im Hinblick auf Kausalhypothesen interpretieren können (Koerber, Sodian, Thoermer & Nett, 2005). Erste Vorläuferkompetenzen im Verständnis für die wissenschaftliche Methodik liegen also bereits in der frühen Kindheit vor.
Der erste Teil des Promotionsvorhabens geht, anknüpfend an diese Befunde, der Frage nach, wie sich verschiedene Teilprozesse des wissenschaftlichen Denkens im Laufe der Kindergartenzeit entwickeln. Hierzu werden derzeit im Rahmen des Längsschnittprojektes Differentielle Entwicklungsverläufe kognitiver Kompetenzen im Kindergarten- und Schulalter Untersuchungen zum Verständnis für die Konklusivität bzw. Inkonklusivität von Experimenten sowie zur Fähigkeit zur Evidenzbewertung durchgeführt. Zusätzlich wird eine Aufgabe zur Erfassung der Fähigkeit zum vorwissensunabhängigen Generieren von Hypothesen entwickelt und erprobt. Die längsschnittliche Analyse wird durch eine eigenständige Querschnittserhebung ergänzt, die das Altersspektrum auf das Grundschulalter erweitert.
Der zweite Teil des Promotionsvorhabens befasst sich mit der Frage, durch welche Faktoren die Entwicklung des wissenschaftlichen Denkens beeinflusst wird. Seit einigen Jahren werden die Fähigkeit zur sozialen Perspektivenübernahme (die „Theory of mind“ von Kindern) und metakognitive Kompetenzen als maßgebliche Einflussfaktoren diskutiert (Kuhn, 1999, 2000). Bisher fehlen allerdings empirische Befunde zum Zusammenhang zwischen diesen Fähigkeiten in der frühen und mittleren Kindheit. Zudem gibt es noch keine Befunde zu der Frage, ob „Theory of mind“ Kompetenzen die Fähigkeit, wissenschaftlich zu denken, tatsächlich vorhersagen können. Diese Frage soll im zweiten Baustein des Promotionsvorhabens bearbeitet werden.

Spielorientierte Förderung schulischer Vorläuferfertigkeiten im Kindergarten (ZIKZAK)
Leitung: Prof. Dr. Claudia Mähler
Mitarbeit: M. Sc. Psych. Christina Jörns, Dr. Kirsten Schuchardt    
Kooperation: Prof. Dr. Dietmar Grube (Universität Oldenburg)    

Die phonologische Bewusstheit sowie die numerischen Kompetenzen am Ende der Kindergartenzeit stellen wichtige Prädiktoren für den Lernerfolge im schulischen Deutsch- und Mathematikunterricht dar. Aus diesem Grund sind sich Fachvertreter der pädagogischen Psychologie und verwandten Disziplinen einig, dass eine frühe Förderung dieser beiden bereichsspezifischen Vorläuferfertigkeiten in Kindertageinrichtungen eine wichtige Rolle spielt, wenn es um die Prävention von Lernschwierigkeiten in der Schule geht. Weitestgehend uneinig ist man sich jedoch, wie eine solche Förderung im Kindergarten formal erfolgen sollte.  Auf der einen Seite existieren auf dem Markt theoriebasierte, lehrgangsorientierte Trainingsprogramme, deren Wirksamkeit überwiegend gut belegt ist, jedoch relativ starre Durchführungsbedingungen aufweisen, die die Umsetzung im Kindergartenalltag erschweren. Auf der anderen Seite steht der derzeit im Trend liegende Ansatz der alltagsintegrierten Förderung, der zwar stärker der Vorstellung einer „natürlichen“ Form des Lernens durch alltägliche Erfahrungen entspricht, dabei jedoch eine höhere Flexibilität, eine leichtere Erlernbarkeit sowie einen geringeren Aufwand suggeriert. Diese augenscheinlichen Vorteile können jedoch leicht ins Gegenteil ausschlagen, wenn garantiert werden soll, dass mit dieser Art der Förderung nachhaltige Entwicklungsvorteile erzielt werden.

Im Rahmen des Projekts ZIKZAK soll ein Kompromiss zwischen diesen beiden Polen der Förderung entwickelt werden, der die Vorteile beider Ansätze aufweist und dabei die jeweiligen Nachteile minimiert. Zu diesem Zweck wurden auf Basis bewährter Entwicklungsmodelle bzw. -theorien zwei Spielesammlungen entwickelt (ZIK = Zuhören im Kindergarten, ZAK = Zahlen im Kindergarten), die es Erzieher_innen ermöglichen sollen, sowohl die phonologische Bewusstheit als auch die numerischen Kompetenzen der ihnen anvertrauten Kinder erfolgreich und gleichzeitig ressourcenschonend zu fördern. Zur Beantwortung der Frage nach der Eignung beider Spielsammlungen für eine nachhaltige Förderung der o.g. bereichsspezifischen Vorläuferfertigkeiten wurden diese in einem Prä-Post-Follow-Up-Design mit zwei Fördergruppen à ca. 50 Kindern evaluiert.

SELF – Selbstregulation und Exekutive Funktionen im Kindergarten- und Grundschulalter
Leitung: Prof. Dr. Claudia Mähler
Mitarbeit: M. Sc. Psych. Katharina Schirmbeck (geb. Thieken)    
Förderung: Promotionskolleg Unterrichtsforschung der Universität Hildesheim    

Das SELF Projekt beschäftigt sich mit der Entwicklung von Fähigkeiten der Selbstregulation und den exekutiven Funktionen im Kindesalter. Wie gut können Kinder ihre Aufmerksamkeit steuern? Können sie sich auch auf eine neue Spielregel einstellen und ihr Vorgehen verändern? Bisherige Forschung konnte bereits zeigen, wie wichtig diese Fähigkeiten für späteren Schulerfolg und die sozial-emotionale Entwicklung sind.

Ziel des SELF Projekts ist es herauszufinden, wie sich kindliche Selbstregulation und exekutive Funktionen von Beginn des Kindergartens bis zum Ende der Grundschule in verschiedenen Kulturkreisen entwickeln. Das Projekt führen wir in Kooperation mit unseren Projektpartnern an der Universität Hongkong durch. Dies eröffnet uns die Möglichkeit, die Beobachtungen in den beiden Regionen, Deutschland und Hongkong, zu vergleichen, um so zu erforschen, welche unterschiedlichen Einflüsse die verschiedenen Lebensumwelten der Kinder auf die Entwicklung der Selbstregulation und der exekutiven Funktionen haben.