Für Studierende wurden mit der Umstellung der alten Magister- und Diplom-Studiengänge auf BA- und MA-Studiengänge massive Veränderungen im Studierverhalten und in Bezug auf psychische Belastungen festgestellt. Ein zusätzliches Engagement in der Selbstverwaltung wird schwieriger und letztlich nur unter Bedingungen gefördert, die diese Tätigkeit attraktiv erscheinen lassen.
Die Forschungsgruppe um Stephan Buchberger, Christian Seipel und Per Holderberg hat in den vergangenen zwei Jahren die Frage untersucht, wie Hochschulen innerhalb ihrer Organisation ihre Beteiligten steuern, wie sich Studierende selbst in die studentische und akademische Selbstverwaltung einbringen und welche Faktoren ein gelingendes Engagement von Studierenden an der Hochschulpolitik befördern. Wie sehen Studierende selbst die Aufgabe und Rolle der studentischen Beteiligung in der Hochschule? Was für ein Verständnis von Hochschulpolitik haben Sie und allgemein: von einer funktionierenden demokratischen Mitbestimmung? Welche politische Einstellung besitzen die aktiv sich beteiligenden Studierenden? In welcher sozialen Praxis des Mitbestimmens werden Ausschlusserfahrungen wahrgenommen?
Diesen und weiteren Fragen ist die Forschungsgruppe mittels eines mixed-method Forschungsdesigns nachgegangen und erfasste bundesweit auf Basis einer Onlinebefragung die Perspektive von Studierendenvertreter*innen. Einige Ergebnisse sind bereits publiziert und betonen, wie ein gelingendes Engagement von Studierenden funktioniert:
Unsere Ergebnisse zeigen, dass die emotionalen Aspekte und Herausforderungen des Studierens und die hohen sozial-psychologischen Belastungen von Studierenden allgemein als Problemfelder für gelingendes hochschulpolitisches Engagement bzw. für die Zufriedenheit mit dem hochschulpolitischen Engagement zu betonen sind. Die von uns befragten ehrenamtlich hochschulpolitisch engagierten Studierenden bewerten die sozialen Beziehungen und die gegenseitige Unterstützung als entscheidende Determinanten für die Zufriedenheit mit dem Engagement. Insofern ist das Engagement nicht nur von individuellen Überlegungen Studierender abhängig, sondern insbesondere strukturell bedingt. So sollten auch Hochschulleitungen die Studienbedingungen so gestalten, dass psychische Belastungen und Überforderungen möglichst vermieden werden. Das könnte das hochschulpolitische Engagement von Studierenden fördern und dazu beitragen, das Gefühl der Zugehörigkeit und des Gemeinschaftsgefühls zu stärken, was eine positive Auswirkung auf die psychische Gesundheit bzw. die Zufriedenheit mit dem hochschulpolitischen Engagement hat. (Seipel, Holderberg & Buchberger 2023: 22)
Weitere Informationen zum Forschungsprojekt finden Sie hier.
Erste Publikationen und Ergebnisse können hier eingesehen werden:
Holderberg, Per; Seipel, Christian und Stephan Buchberger (2023): Ausschlusserfahrungen in den Entscheidungsstrukturen gemanagter Hochschulen Perspektiven der engagierten Studierendenschaft. In: Hochschulmanagement (2+3), im Erscheinen.
Seipel, Christian; Holderberg, Per und Stephan Buchberger (2023): Determinanten der Zufriedenheit von hochschulpolitisch engagierten Studierenden in Deutschland. In: Personal- und Organisationsentwicklung 18(1+2), S. 17-22. Link
Holderberg, Per; Buchberger, Stephan und Christian Seipel (2022): Erste Erkenntnisse einer Untersuchung an der Universität Hildesheim - Die Rolle der studentischen Interessenvertretung in Hochschulen. In: Erziehung und Wissenschaft Niedersachsen (3), S. 10. Link
Buchberger, Stephan; Per Holderberg und Christian Seipel (2022): Die Rolle der studentischen Interessenvertretung in Hochschulen. In: Dippelhofer, Sebastian und Theo Döppers (Hg.): „Qualität im Hochschulsystem“ Eine Rundumschau im Posterformat. Die Beiträge zur 16. Jahrestagung der Gesellschaft für Hochschulforschung (GfHf), 35, S. 31-33. Link