Ein Bild geht um die Welt: Hillary's Hand

Friday, 14. November 2014 um 13:05 Uhr

Ein Bild sagt mehr als tausend Worte? Die Welt der Pixel analysieren: Das Institut für Sozialwissenschaften zeigt Wege auf, wie Bilder interpretiert werden können.

Wie man Pixel interpretieren kann: Professor Michael Kauppert und Irene Leser vom Institut für Sozialwissenschaften der Universität Hildesheim zeigen in der Publikation „Hillary's Hand. Zur politischen Ikonografie der Gegenwart", wie man Bilder, die um die Welt gehen, analysieren kann.

Das Foto aus dem „Situation Room" im Weißen Haus (zum Bild), in dem sich am 1. Mai 2011 das nationale Sicherheitsteam der US-Regierung versammelte, ging um die Welt. Die Aufnahme von Pete Souza wurde massenmedial außerordentlich schnell verbreitet, lud zu Bild-Adaptionen ein und gilt als eines der meist betrachteten Fotos auf flickr. An politischen, rechtlichen und moralischen Kommentaren zu diesem Bild fehlt es nicht – wohl aber an wissenschaftlich begründeten Aussagen. „Einem berühmten Sprichwort zufolge sagt ein Bild mehr als tausend Worte. Mit unserem Buch lässt sich prüfen, ob dies mehr als nur eine Metapher ist", sagt Michael Kauppert. Entstanden ist nun ein Buch zu einem Bild, in 76.505 Worten. „Hillary's Hand" versammelt soziologische, kunst- und kulturwissenschaftliche Analysen zu einem Foto und bündelt sie in einer methodischen Reflexion. Die Beiträge befassen sich mit Abwesenheit und Sichtbarkeit, mit Wahrheit, mit Medienmechanismen amerikanischer Bildpolitik nach dem 11. September, und erklären, was Hillary Clintons Hand verdeckt.

„Lange Zeit wurde in der qualitativen Sozialforschung die Bedeutung des Visuellen vernachlässigt. Es galt die Maxime, die Welt als Text zu verstehen. Im Zuge gesteigerter digitaler Bildaufkommen ist es unabkömmlich, die Welt der Pixel zu analysieren", sagt die Soziologin Irene Leser. Bilder dienen privater Erinnerung, der Dokumentation (institutionell) wichtiger Ereignisse, der Information über Sachverhalte oder sie repräsentieren Herrschaft, politische und militärische Macht.

Die Herausgeber stellen Forschungsergebnisse vor und diskutieren in der Universitätsbibliothek mit dem Medienkünstler Franz Reimer über das Foto, das für Furore sorgte. Der Künstler hat eine Videoinstallation zum „Situation Room" erstellt.

Die öffentliche und kostenfreie Buchpräsentation beginnt am 18. November 2014 um 18.15 Uhr in der Leselounge der Universitätsbibliothek Hildesheim. Interessierte sind herzlich eingeladen.

Leseprobe und Inhaltsverzeichnis „Hillary's Hand. Zur politischen Ikonografie der Gegenwart" (PDF)

„Hillarys Hand. Ein Foto, das Geschichte machte", Buchbesprechung der Publikation von Michael Kauppert und Irene Leser von der Hildesheimer Universität, Sendung „Andruck. Das Magazin für politische Literatur", Deutschlandfunk (Audio-Beitrag von Katharina Hamberger, 6 Min.)

[Dieser Beitrag wurde am 14.01.2015 aktualisiert mit dem Hinweis auf den DLF-Beitrag.]


Was haben die Abgebildeten tatsächlich gesehen? Professor Michael Kauppert und Irene Leser befassen sich mit der Frage, wie Medienbilder interpretiert werden können. Entstanden ist nun ein Buch zu einem Bild aus dem „Situation Room" im Weißen Haus in Washington, in 76.505 Worten. Foto: Official White House Photo by Pete Souza

Was haben die Abgebildeten tatsächlich gesehen? Professor Michael Kauppert und Irene Leser befassen sich mit der Frage, wie Medienbilder interpretiert werden können. Entstanden ist nun ein Buch zu einem Bild aus dem „Situation Room" im Weißen Haus in Washington, in 76.505 Worten. Foto: Official White House Photo by Pete Souza