Gesprächspraktiken in Job Centern im Rechtskreis des SGB II (Bereich der unter 25-Jährigen) – eine konversationsanalytische Studie

Projektbeschreibung

In dem von der DFG geförderten Projekt werden Gespräche mit jungen Menschen unter 25 Jahre in Job-Centern (Rechtskreis des SGB II) untersucht.  Der Datensatz besteht aus 52 aufgezeichneten und transkribierten Gesprächen aus drei  Jobcentern; hinzukommen fünfzehn Experteninterviews und nichtteilnehmende Beobachtungen. Das Projekt leistet einerseits einen Beitrag zur Konversationsanalyse institutioneller Kommunikation im Kontrast zur alltäglichen Konversation. Zum anderen steht das Projekt im Kontext zu Erforschung beruflichen Handelns in Sozialen Diensten.  Als Methoden werden die ethnomethodologische Konversationsanalyse und die ethnomethodologische Kategorisierungsanalyse eingesetzt.

In einer ersten Projektphase (April 2008 – April 2010) wurden Analysen zu verschiedenen Themen durchgeführt.
U. a.:

  • Der PC im institutionellen Gespräch
  • Telefonklingeln
  • Sanktionierungen
  • Personale Kategorisierung in Gesprächsanfängen
  • Vergeschlechtlichte Kategorisierungen
  • Interaktionen zwischen Verständigung und Anordnung
  • Eingliederungsvereinbarungen

In der zweiten Projektphase (Mai 2010 – Mai 2011) wird die Kategorie  „Lebensalter“ im Gespräch analysiert.  Es scheint ein Charakteristikum dieser Gespräche zu sein, dass immer wieder neu justiert wird, ob gerade mit einem jungen Erwachsenen, einem Jugendlichen, einem Kind oder einem Erwachsenen geredet wird. Damit wird die Verortung in der Lebensspanne zu einer interaktionellen Leistung und Ressource der Beteiligten. Vor diesem Hintergrund wird der Frage nachgegangen, wie die Verortung in der Lebensspanne gemeinsam erarbeitet und welche interaktive Funktionen damit erfüllt bzw. interaktive Optionen damit eröffnet werden. Die Datenbasis des Projektes wurde diesbezüglich zudem um Berufsberatungsgespräche der Agentur für Arbeit erweitert.

 

Projektleitung:

Dr. Ute Karl
Prof. Dr. Wolfgang Schröer
Prof. Dr. Stephan Wolff

 

Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen:

Dr. Daniela Böhringer
Bettina Holdreich
Dr. Hermann Müller
Julia Schröder (bis 2009)

 

Veröffentlichungen

Stephan Wolff, Hermann Müller (2013), Persönlichkeit und Persönlichkeitsentwicklung im Jobcenter, erscheint in: Zeitschrift für Sozialpädagogik 11. Jg. 2013, Heft 1, S. 18 - 36

Daniela Böhringer, Ute Karl, Hermann Müller, Wolfgang Schröer, Stephan Wolff, Den Fall bearbeitbar halten, Gespräche in Jobcentern mit jungen Menschen, Rekonstruktive Forschung in der Sozialen Arbeit Band 13, Verlag Barbara Budrich, Opladen u.a., 2012

Böhringer, Daniela; Wolff, Stephan (2010): Der PC als „Partner“ im institutionellen Gespräch. In: Zeitschrift für Soziologie, 39, 3, 233- 251.

Böhringer, Daniela (2010): Beratung „mit“ dem PC? Der Computer in der institutionellen Beratung im Jobcenter. In: Göhlich, Michael; Weber, Susanne M.; Seitter, Wolfgang; Feld, Timm C. (Hrsg.): Organisation und Beratung. Beiträge der AG Organisationspädagogik. Wiesbaden: VS-Verlag, S. 247-256.

Karl, Ute (2010):  Gender und die Gruppe der ‚U 25’ – zur Rekonstruktion vergeschlechtlichter Kategorisierungsprozesse in Gesprächsinteraktionen. In: Jaehrling, Karen/ Rudolph, Clarisse (Hrsg.): Grundsicherung und Geschlecht. Münster: Westfälisches Dampfboot, S.147–163.

Schröder, Julia (2010) (i.E.): Es klingelt. Institutionelle Kommunikation in sozialen Diensten, In: Neue Praxis