Weiterbildung: Uni bildet Schulbegleiter fort

Monday, 06. June 2016 um 15:47 Uhr

Die Universität Hildesheim arbeitet mit einer Grundschule in Salzgitter zusammen, um Schulbegleiterinnen und Schulbegleiter fortzubilden. Bewerbungen für das einjährige Qualifizierungsprogramm sind ab sofort möglich.

Schulbegleiterinnen und Schulbegleiter sind für Kinder da, sie begleiten Kinder mit Beeinträchtigungen und erleben unmittelbar Höhen und Tiefen des Schulalltags, Erfolge und Niederlagen. Sie sollen dazu beitragen, dass ein Kind dem Unterricht folgen kann. Die Heinrich-Albertz-Schule Salzgitter und das Centrum für Lehrerbildung und Bildungsforschung der Universität Hildesheim bilden ab Herbst 2016 Schulbegleiterinnen und Schulbegleiter fort. Gefördert wird das Qualifizierungsprojekt von der Schulstiftung der EKD Hannover. Während der einjährigen Fortbildung lernen die Teilnehmer etwa, wie sie Lernprozesse begleiten und wie sie mit Lehrkräften und weiteren Fachleuten im Schulalltag zusammenarbeiten können. Die Weiterbildung beinhaltet mehrere Praxisphasen an der Grundschule, um Theorie und Praxis zu kombinieren.

Durch die Einführung der inklusiven Schule ist der Bedarf an Schulbegleitern sprunghaft angestiegen. In den 1980er Jahren haben Schulbegleiter grundpflegerische Leistungen erbracht, um beeinträchtigten Kindern den Schulbesuch zu ermöglichen. Heute umfassen die Tätigkeiten nicht nur pflegerische sondern auch pädagogische Aufgaben: Schulbegleiter sollen einen bestimmten Schüler bzw. eine bestimmte Schülerin im schulischen Lernumfeld unterstützen, so dass dieser am Unterricht teilhaben kann – von der Hilfe beim Anziehen und Schlucken über den Toilettengang bis zur Unterstützung während der Unterrichtszeit. „Schulbegleiterinnen und Schulbegleiter sind für die Kinder bedeutsame Bezugspersonen und haben unmittelbaren Kontakt zum Kind“, sagt Cindy Bergt, Mitarbeiterin am Hildesheimer Centrum für Lehrerbildung und Bildungsforschung.

Die Qualifikation der Schulbegleiter sei sehr unterschiedlich. Die Personen wurden in der Regel nicht speziell für diese Aufgaben ausgebildet. „Die Bezahlung ist sehr gering. Von den Lehrerinnen und Lehrern werden Schulbegleiter oftmals nicht als kompetente Ansprechpartner wahrgenommen und eher selten bei der Zusammenarbeit im multiprofessionellen Team eingebunden, etwa wenn es um die gemeinsame Fallanalyse und die gemeinsame Planung, Durchführung und Reflexion des Unterrichts geht“, sagt Bergt. „Schulbegleiter sind nur für ein Kind zuständig. Bei mehreren Schulbegleitungen in einer Klasse kann es passieren, dass annähernd so viele Erwachsene wie Kinder im Klassenzimmer sind.“ Die Fortbildung soll den Schulbegleitern „mehr Sicherheit und Qualifikationen“ bringen, sagt die Erziehungswissenschaftlerin.

Kurz erklärt: Fortbildung für Schulbegleiter

Gemeinsam mit einer Schule in Salzgitter bildet die Universität Hildesheim Fachleute in einer einjährigen Qualifizierungsreihe „Schulische Teilhabe-Assistent_innen (Schulbegleitungen)“ aus.  Die Qualifizierung besteht aus vier Themen-Blöcken und mehreren praktischen Erkundungswochen in der Heinrich-Albertz-Schule Salzgitter. Mentorinnen und Mentoren begleiten die Praxisphasen.  Die einjährige Qualifizierungsreihe beginnt im Oktober 2016. Zunächst geht es um Grundlagen einer „Pädagogik der Vielfalt“, Widersprüche und Perspektiven der inklusiven Bildung. Anschließend folgen Fortbildungen zu den Themen „Lernprozesse wahrnehmen, verstehen, fördern: neurobiologische Grundlagen des Lernens“, „Konstruktiver Umgang mit unterschiedlichen Beeinträchtigungen im kognitiven sowie sozio-emotionalen Bereich“, „Zusammenarbeit in multiprofessionellen Teams: Modelle zur Kooperation“, „Kommunikation“ sowie „Unterstützung in der Pflege“. Die Fortbildungsreihe endet im August 2017.

Kontakt und Bewerbung

Wer Interesse an der einjährigen Fortbildung hat, kann sich an die Abteilung Fort- und Weiterbildung des Centrums für Lehrerbildung und Bildungsforschung (CeLeB) der Universität Hildesheim wenden (Cindy Bergt, Tel. 05121.883-92300, E-Mail bergt@uni-hildesheim.de). Eine Bewerbung ist bis zum 11.06.2016 möglich. Die Teilnahme an der Fortbildung kostet 1.200 Euro. Bei erfolgreichem Abschluss der Qualifizierung werden 70% der Kosten erstattet.

Kurz erklärt: Inklusion in der Lehrerausbildung und Lehrerfortbildung

Die Universität Hildesheim bildet in einem Inklusions-Studiengang Lehrerinnen und Lehrer berufsbegleitend fort und unterstützt Grundschulen, Haupt- und Realschulen, Gesamtschulen und Gymnasien auf dem Weg zur inklusiven Schule. Zwei Jahre statt ein Wochenende: Über einen Zeitraum von zwei Jahren kommen die berufstätigen Lehrer jeden Monat in Hildesheim zusammen. Manche sind 25, andere bereits 55 Jahre. Die Nachfragen von Lehrern nach umfassender Fortbildung sind hoch, einige Schulen bilden 2er- und 4er-Teams weiter. Weitere Informationen über den Studiengang  „Inklusive Pädagogik und Kommunikation“ finden Sie online.

Nachgefragt: Vertrauen

Seitdem in Niedersachsen seit dem Schuljahr 2013/14 ein Rechtsanspruch gilt und Eltern frei wählen können, ob ihr Kind eine Förder- oder Regelschule besuchen soll, ist Karin Frank-Gerstungs Teamfähigkeit stärker als bisher gefordert. Sie ist eine der ersten Lehrerinnen in Niedersachsen, die berufsbegleitend zwei Jahre „Inklusive Pädagogik und Kommunikation“ studiert hat. Mehr erfahren: Interview mit der Lehrerin (Uni-Magazin 2015, online, Seite 60).

Medienkontakt: Pressestelle der Uni Hildesheim (Isa Lange, presse@uni-hildesheim.de, 05121.883-90100)


Schulalltag ist vielfältig. Wie arbeiten die unterschiedlichen Berufsgruppen zusammen? Die Arbeit in multiprofessionellen Teams ist ein Themenbereich einer einjährigen Qualifikationsreihe für Schulbegleiter der Universität Hildesheim. Außerdem geht es um den Umgang mit Vielfalt und neurobiologische Grundlagen des Lernens. Themenbild: Isa Lange/Uni Hildesheim

Schulalltag ist vielfältig. Wie arbeiten die unterschiedlichen Berufsgruppen zusammen? Die Arbeit in multiprofessionellen Teams ist ein Themenbereich einer einjährigen Qualifikationsreihe für Schulbegleiter der Universität Hildesheim. Außerdem geht es um den Umgang mit Vielfalt und neurobiologische Grundlagen des Lernens. Themenbild: Isa Lange/Uni Hildesheim