Aktivitätsbericht CO-le@rning 09/21 – 04/22

Im Teilbereich CO-le@rning des Projekts Digital C@MPUS-le@rning wird eine digitale Umgebung für Vernetzung und Kollaboration in Studium, Lehre und Projektarbeit entwickelt (Social C@MPUS). Im Fokus stehen dabei die digitalen Lehrformate Social Reading & Writing, ein soziales Netzwerk sowie ein KanBan-Board.

Social Reading

Unter dem Begriff Social Reading wird gemeinhin das Teilen von Lektüreerfahrungen im digitalen Raum verstanden. Im Kontext unseres Projekts betrachten wir diese Praxis als Chance für die Hochschullehre, in Lehrveranstaltungen Texte auf eine neue, gewinnbringende Weise zu rezipieren. Digitale Tools zum gemeinsamen Lesen und Annotieren tragen das Potenzial in sich, das Lesen von Fachtexten für Studierende zu einem transparenten, kollaborativen und damit womöglich auch effektiverem Prozess zu machen. Dabei können Lehrende verschiedene Ziele verfolgen, etwa:

  • Ein besseres Textverständnis, das nach der Hierarchie der kognitiven Prozesse von Anderson & Krathwohl (2001) in sechs Stufen unterteilt werden kann: Erinnern, Verstehen, Anwenden, Analysieren, Bewerten und Erschaffen
  • Eine höhere Motivation der Studierenden zur sorgfältigen Bearbeitung der Lektüre durch soziale Faktoren (gezeigt in einigen Studien, siehe bspw. Miller et al. (2018))
  • Das Ermitteln von Lernstand und Lesekompetenz der Studierenden, um die Lehre besser an eine Seminargruppe anpassen zu können
  • Entlastung der Lehrenden durch Methoden, die Peer Learning fokussieren

Seminarwerkstatt

Doch wie können Methoden des Social Readings in Lehrveranstaltungen eingesetzt werden?

Mit dieser Frage beschäftigte sich die Seminarwerkstatt „Wie wir lesen wollen”. In der Lehrveranstaltung im WiSe21/22 erprobten Studierende Strategien des Social Readings unter wechselnden Bedingungen – mal online, mal vor Ort, mit langen und kurzen, literarischen wie wissenschaftlichen Texten. Die verschiedenen Strategien, Methoden und Ziele wurden schriftlich reflektiert, im Plenum diskutiert und qualitativ ausgewertet.

Handreichungen für Lehrende

Aus den Erfahrungen der Seminarwerkstatt und Literaturrecherchen entstanden Materialien, die Dozent_innen das Lehrformat Social Reading vorstellen sollen. Entwickelt wurden neben einer ausführlichen Einführung und Anleitungen für die entsprechenden Tools, vor allem ein Methoden-Lexikon und ein Entscheidungsbaum, mit dem Lehrende schnell eine auf ihre Bedürfnisse abgestimmte Methode finden können.

Aktuell befinden sich die Handreichung in Abstimmung. Geplant ist diese zeitnah in Form eines Selbstlernkurses in Moodle sowohl universitätsintern als auch extern via Twillo zugänglich zu machen.

Erster Transfer

Mithilfe der Handreichungen, aber auch durch individuellen Support sollen die entwickelten Social Reading-Konzepte zum WiSe22/23 erstmalig auf andere Fächer übertragen werden. Die Umsetzung erfolgt gemeinsam mit dem Bereich Transfer und dessen le@rningLOTSEN.

Wie Ideen wie Social Reading am besten an Lehrende unterschiedlichster Fächer vermittelt werden kann, wurden in einer kollegialen Beratung im Rahmen von HFDxChange des Hochschulforum Digitalisierung diskutiert. Das Konzept der le@rningLOTSEN fand viel Zustimmung, viele weitere Vermittlungsideen – von Speed-Dating über Co-Teaching bis zu Success Stories – wurden vorgeschlagen und verbleiben für die kommenden Semester in unserer Hinterhand.

Dissemination und Evaluation

Zu der Frage, wie Social Reading-Konzepte so ausgestaltet werden können, dass sie die Lesekompetenz von Studierenden unmittelbar erhöhen, wurde am 12. Mai eine Präsentation auf dem Jungen Forum für Medien und Hochschulentwicklung (JFMH) in Marburg gehalten. Der Vortrag stieß auf viel Interesse. In der anschließenden Diskussionsrunde debattierten verschiedene Tagungsteilnehmer_innen darüber, mit welchem methodischen Gerüst vorgegangen werden sollte, um den Einsatz von Social Reading in der Transfer-Phase bestmöglich zu evaluieren. Das Gros der Diskutierenden sprach sich für einen qualitativen Ansatz aus, der allerdings ganz verschieden ausgestaltet werden kann.

Mit Blick auf den anstehenden ersten Transfer im kommenden Wintersemester planen wir, die verschiedenen Optionen für eine umfassende Evaluation von Social Reading als Lehrformat bald zu sichten und konkret vorzubereiten.

Social Writing

Parallel zu der Konzeption von Social Reading wird im SoSe22 auch Social Writing als kollaboratives Format in der Hochschullehre entwickelt. So erproben Studierende in der Seminarwerkstatt „Schreiben zu vier Händen” im Sommersemester verschiedene Methoden des kollaborativen Schreibens, reflektieren und diskutieren über das beste Vorgehen, um verschiedene Lernziele zu erreichen. Ergebnisse dazu werden im nächsten Bericht zu lesen sein.

Das soziale Netzwerk

Angestrebt wird die Implementierung eines sozialen Netzwerkes für die gesamte Universität Hildesheim, das man sich wie eine Art funktionsreduziertes Facebook vorstellen kann, in dem die für eine inneruniversitäre Vernetzung relevanten Funktionen im Vordergrund stehen, andere jedoch verzichtbar erscheinen (z.B. integrierte Spiele).

Beispiel

Ein konkretes Beispiel, wofür das soziale Netzwerk genutzt werden könnte:

Stellen wir uns einmal eine Studierende des Studiengangs Internationales Informationsmanagement namens Paula vor. Paula hat schon lange den Wunsch, ein Studienprojekt zu verwirklichen. Gemeinsam mit anderen Studierenden möchte sie einen Blog entwerfen und sucht dafür noch Kommiliton_innen, die sie mit ihrer Expertise in Softwareentwicklung unterstützen können. Bislang konnte sie in ihren Seminaren dafür noch niemanden gewinnen. Paula könnte sich jetzt im Social Network der Universität umschauen. Dafür postet sie ihr Anliegen im Space ihres Studiengangs, in dem des Studiengangs Informationsmanagement und Informationstechnologie, im Fachbereich 4 sowie in ihrem eigenen Feed. Zusätzlich kann sie in der Suche nach Personen suchen, die Softwareentwicklung oder Programmieren als Tags in ihren Profilen hinterlegt haben. Diesen Kommiliton_innen kann Paula direkt im Social Network eine Nachricht schreiben. Auf diese Weise kann Paula Mitstreiter_innen finden und muss nicht auf unsichere Plattformen wie Facebook oder WhatsApp zurückgreifen. Ein Gewinn für alle Beteiligten.

Software

Im Projekt war die Nutzung von MoodleNet für die Realisierung des sozialen Netzwerkes geplant und der Austausch mit den Entwickler_innen sowie anderen Hochschulen gesucht, um den Entwicklungsstand der Open Source Software voran zu bringen. Bedingt durch Verzögerungen in den Basis-Entwicklungen der Software sowie dem Fehlen wichtiger kommunikativer Funktionen hat das Team alternative Software-Lösungen recherchiert, Funktionen verglichen und nach einer intensiven Analyse entschieden, die Software HumHub einzusetzen, um die Projektziele umsetzen zu können.

Konzeption

Von Projektbeginn an wurden für die Konzeption und Umsetzung verschiedene Zielgruppen in den Blick genommen: In zahlreichen Interviews wurden von November 2021 bis Januar 2022 Angehörige aller Statusgruppen zu ihren Einschätzungen über Vernetzung und Kollaboration innerhalb der Universität befragt sowie ihre Erwartungen und Funktionswünsche an ein soziales Netzwerk erhoben. Befragt wurden insgesamt 29 Personen, davon waren 9 Lehrende, 8 Studierende und 12 Mitarbeitende in Technik und Verwaltung.

Unsere Erwartungen an das Social Network überschneiden sich zum großen Teil mit den Wünschen und Bedarfen verschiedener Universitätsmitglieder. Unsere wichtigsten Takeaways: Es gibt einen starken Wunsch nach Bündelung von Informationen, da es an sogenannter Awareness fehlt. Awareness meint in diesem Fall das Bewusstsein über Informationen, Angebote, Zuständigkeiten etc. innerhalb der Universität. Kurz gesagt: was gibt es eigentlich und wen kann ich darüber ansprechen? Daran anknüpfend fehlt es vielen der Befragten an Struktur in der Kommunikation und an Vernetzung innerhalb der Universität. Genau hier kommt unser (Teil-)Projektvorhaben ins Spiel. Von einem University Social Network erhoffen wir uns eine schnellere, unkompliziertere universitätsinterne Kommunikation, die Steigerung der Effizienz durch Bündelung von Informationen und eine effektive Expert_innensuche, das Aufbrechen von Wissenssilos, die Bildung von Synergien, eine verbesserte Vernetzung und Möglichkeit zur Partizipation, ein stärkeres Zugehörigkeitsgefühl sowie eine höhere Transparenz.

Im Januar wurde die Idee des sozialen Netzwerks auch in der NEW-le@rning-Veranstaltungsreihe des Zentrums für Digitalen Wandel vorgestellt und es konnten so noch einmal die Meinungen der Teilnehmenden (zumeist Lehrenden) eingeholt werden. All diese Wünsche und Anmerkungen fließen natürlich in die Projektarbeit ein: Es wurde beispielsweise immer wieder nach einem Veranstaltungsmanagement gefragt, so dass diese Funktion bei der Evaluation verschiedener Systeme stärker berücksichtigt wurde.

Peer-Beratung

Zudem wurde das Konzept in einer Peer-Group im Rahmen von HFDxChange vorgestellt: Eine Mitarbeitende des Teams hat sich mit der Fragestellung „Wie können wir Studierende und Beschäftigte zur Nutzung des universitätsinternen Social Network anregen?“ für die kollegiale Beratung beworben und wurde unter den Bewerbungen ausgewählt. In diesem vom Hochschulforum Digitalisierung angebotenen Format gab es folgende Anregungen für diesen Fall: Mit einer kleinen Leuchtturmcommunity starten und die Inhalte stufenweise ausbauen, den Mehrwert für User_innen herausstellen und verdeutlichen, Umfragen durchführen, bei denen alle Statusgruppen schildern können, wie sie das System nutzen würden oder sogar werden, die Etablierung eines Gamification Konzepts und Ausgestaltung von Wettbewerben, sowie das zur Verfügung stellen unterschiedlichster Interessensgruppen zur Stärkung der sozialen Bindung an der Universität.

Einige der aufgeführten Aspekte fanden schon vor der Fallberatung Beachtung, andere geben Anregung für weitere Aktionen, um die Bekanntheit und damit auch den Nutzen des Social Networks zu erhöhen.

Kommunikationskonzept

Für die Einführungsphase erarbeitete der Teilbereich le@rning ein Kommunikationskonzept, in dem adressatenorientiert unterstützende Maßnahmen entwickelt werden. In einem intensiven Prozess wurden die Analyseschritte, Ideen, Use-Cases, Maßnahmen und Zeitpläne kollaborativ auf einem digitalen Whiteboard festgehalten.

Beta-Test

Aktuell findet die Testphase eines Open Source Social Networks mit HumHub statt. Für diese Phase des sozialen Netzwerks werden aus allen Statusgruppen Beta-Testende gesucht, um verschiedene Use-Cases abzubilden und die unterschiedlichen Bedarfe abbilden zu können.

Das Kanban-Board WeKan

Im Teilprojekt CO-le@rning wurde für die bessere Organisation von Aufgaben und Zusammenarbeit für alle Mitglieder der Universität das digitale (Kanban-) Board WeKan implementiert, in dem Karten in Spalten organisiert werden. So kann etwa der Arbeitsfortschritt eines Teams verfolgt werden, indem die Spalten „To Do“, „In Arbeit“ und „Fertig“ genannt werden. Karten können Personen zugewiesen und Fälligkeitsdaten definiert werden, um damit die Zusammenarbeit zu optimieren. Die Verwendung von WeKan ist aber nicht auf die Aufgabenorganisation begrenzt: Auch der eigene Studien- oder Arbeitsalltag lässt sich hiermit wunderbar strukturieren. Hier finden Sie einige Demo Boards.

Zu Projektbeginn stand die intensive Prüfung der Open Source-Software WeKan an. Einige Fehler (Bugs) wurden auf GitHub, wo der Quellcode verwaltet wird, gemeldet. Zudem wurden Feature Requests, also von uns gewünschte Funktionen, gestellt und als auch Anpassungen aus den Bedarfen der Universität Hildesheim als Entwicklung in Auftrag gegeben.

Kommunikationskonzept

Um solche Tools wirksam und nachhaltig in der Universität einzuführen, wurde ein Kommunikationskonzept entwickelt. Neben der Analyse von Zielgruppen und Nutzendenverhalten wurden verschiedene Maßnahmen und Kanäle der Ansprache festgelegt. Neben der Information über diverse Verteiler, Posts in sozialen Netzwerken, Homepage-Beiträge wurden Veranstaltungen projektbezogen, im Zentrum für Digitalen Wandel und in der Hochschul-Weiterbildung organisiert sowie eine Anleitung mit vielen beispielhaften Use Cases in ein Wiki eingepflegt.

Übersicht Tools für digitale und hybride Lehre

Der Teilbereich CO-le@rning erarbeitet gemeinsam mit den Bereichen SELF-le@rning und Transfer sowie dem Rechenzentrum eine Übersicht für Lehrende über alle verfügbaren Tools zur digitalen und hybriden Lehre. Dazu wurde eine systematische Übersicht mit Kurzbeschreibung für die Homepage der Universität entwickelt (https://www.uni-hildesheim.de/digital-campus/ ), von der aus pro Tool auf ein Wiki verweisen wird, in dem Lehrenden einen Steckbrief mit den wichtigsten Eckdaten des Tools finden sowie weiterführende Anleitungen. Darüber hinaus kann über ein Formular direkter Support angefordert werden, der über ein Ticketsystem an die jeweils zuständigen Supportstellen geleitet wird. Zusätzlich wird es zukünftig Schulungen/Workshops zu einzelnen Tools für interessierte Personengruppen geben.