Saz trifft Geige

Donnerstag, 09. Mai 2013 um 16:17 Uhr

Durch Migration entstandene musikalische Vielfalt aufgreifen: Die Universität Hildesheim und die Stiftung Niedersachsen haben einen besonderen Weiterbildungsstudiengang entwickelt. Eineinhalb Jahre nach Start des Studiums liegen erste Ergebnisse vor. Jeder Student plant ein Praxisprojekt. Esin Savaz und Johanna Udert führen in Hannover Jugendliche und Erwachsene zusammen. Einblicke in den Probenraum.

„Wir führen in unserem Studienprojekt zwei Gruppen zusammen, die sonst eher unter sich bleiben", sagt Esin Savas. Und Johanna Udert ergänzt: „Eine Saz-Gruppe, Musikerinnen uns Musiker türkischer Herkunft, und eine Gruppe deutscher Kinder und Jugendlicher, die klassische Streichinstrumente spielen, treffen sich zum Kennenlernen, gemeinsamen Musizieren und mehreren Auftritten in öffentlichem und halböffentlichem Umfeld." Die beiden studieren seit Anfang 2012 im Weiterbildungsstudiengang musik.welt – Kulturelle Diversität in der musikalischen Bildung. Das Projekt „Saz trifft Geige" ist Teil ihres Studiums.

„Das gemeinsame Musizieren auf westlichen und türkischen Instrumenten bildet den Schwerpunkt der Begegnung. Die Lieder und Musikstücke bearbeiten die Teilnehmer gemeinsam. Sie spielen türkische und westeuropäische Melodien, verbinden und kombinieren sie, tauschen die Instrumente zeitweilig", sagt Savaz. Über das Musikalische sei es möglich „die eigene Kultur der anderen gegenüber zu stellen, zu verbinden". Die beiden Projektleiterinnen wollen damit auch „vorhandene Informationsdefizite und Vorurteile auf beiden Seiten abbauen". 

An diesem Projekt beteiligen sich fünfzehn Waldorfschüler der Klassen 2 bis 13 mit den Instrumenten Geige, Bratsche, Cello und Kontrabass. Auch zwei Mütter mit Altblockflöte und Cello sind dabei. Die Saz-Gruppe hat etwa zwanzig Mitglieder und ist ebenfalls altersgemischt. Nach vielen Einzelproben kommen die 8- bis 50-Jährigen seit Februar 2013 zu gemeinsamen Probentagen zusammen. Im Juni und Juli folgen dann die ersten Auftritte in Ilsede, beim Sommerfest der Waldorfschule und dem Fest der Kulturen in Hannover.

Info zum Studiengang: Studierende fordern mehr Vielfalt in der musikalischen Bildung

Musikalisch mehrsprachig – statt Querflöte spielt Jana Lipnicki auf der türkischen Längsflöte Nay. Der 55-Jährige Yusuf Sengör hat seine Saz mit einer Gitarre ausgetauscht und probt Akkordgriffe. Die beiden gehören zu den 24 Studierenden des berufsbegleitenden Studiengangs musik.welt – Kulturelle Diversität in der musikalischen Bildung an der Universität Hildesheim, der mit der Stiftung Niedersachsen und weiteren Hochschulen entwickelt wurde.

In Deutschland leben viele Menschen aus anderen Kulturen, die teilweise hoch entwickelte musikalische Kenntnisse haben, die sie weitergeben könnten. Oft wird diese Vorbildung nicht anerkannt. Hier setzt der Weiterbildungsstudiengang an. Die Studierenden erhalten seit Januar 2012 eine zweijährige musikethnologische und -pädagogische Ausbildung am Center for World Music der Universität Hildesheim (Übersicht Studieninhalte). Dazu gehören die Entwicklung eines eigenen Praxisprojekts, der Umgang mit Medien und das Erlernen eines Instruments aus einer anderen Kultur.  Innerhalb von zwei Jahren lernen die Berufstätigen Mbira, Balafon, Tabla, Klavier, Saz, Darbuka, Nay, Blockflöte, Klarinette, Sitar zu spielen.

Die Hälfte der Studierenden – darunter Musiker, Lehrkräfte, Elektrotechniker und Sozialarbeiter im Alter von 20 bis 60 Jahren – kommt aus Ländern wie Georgien, Marokko, Türkei, Russland, Iran, Deutschland.

Interessierte können sich bei Rückfragen an Morena Piro wenden.


Esin Savas und Johanna Udert studieren am Center for World Music der Universität Hildesheim. „Saz trifft Geige" ist ihr Studienprojekt. Fotos: Esin Savas/Morena Piro (Probenfoto 2013)

Esin Savas und Johanna Udert studieren am Center for World Music der Universität Hildesheim. „Saz trifft Geige" ist ihr Studienprojekt. Fotos: Esin Savas/Morena Piro (Probenfoto 2013)