Internationale Gäste am Center for World Music: Delegation aus Shanghai und Percussionistin aus Seoul

Mittwoch, 22. November 2017 um 15:39 Uhr

Kinder sollten nicht nur Popmusik kennen – der Musikunterricht in der Schule bietet die Chance, Freude an der Musikgeschichte zu entwickeln. Wie die Begeisterung für Musik in der Kindheit gefördert werden kann, damit beschäftigen sich derzeit 15 Lehrerinnen und Lehrer aus Shanghai am Center for World Music. Wie man für vermeintlich alte Klänge begeistern kann, zeigt die Percussionistin Sori Choi. Die Profimusikerin aus Seoul ist ebenfalls zu Gast am Hildesheimer Forschungsinstitut.

Musiklehrerinnen und Musiklehrer aus Shanghai sind derzeit an der Universität Hildesheim zu Gast. Sie befassen sich mit der Frage, wie man Kinder – auch jene, die kein Interesse an Musik haben – für Musik interessieren kann. Im Auftrag der Stadt Shanghai und in Kooperation mit dem Konfuzius-Institut hat das Center for World Music der Universität Hildesheim eine zweiwöchige Fortbildungsreise für 15 chinesische Lehrerinnen und Lehrer entwickelt.

„Wir sind Musiklehrerinnen, wir spielen jeden Tag Instrumente und begleiten Schülerinnen und Schüler auf dem Weg, ein Instrument zu erlernen – die Kinder haben zwei Stunden die Woche Musikunterricht“, sagt die Musiklehrerin Wang Yu. Sie unterrichtet in Shanghai Sieben- bis Zwölfjährige. „Musik hat eine besondere Kraft, wir unterrichten unsere Schüler in traditioneller Musik – es ist wichtig, dass sie nicht nur die Popmusik kennen sondern auch die Tradition und Musikgeschichte“, sagt Zhuang Wen. Sie unterrichtet Zwölf- bis Sechszehnjährige in einer Schule in Shanghai. „Wir sind in Hildesheim, um zu erfahren, wie die Lehrerinnen und Lehrer hier in Deutschland Kinder individuell unterrichten. Wir möchten den Hildesheimern außerdem zeigen, wie wir Musik unterrichten.“

Die Gäste sind bis Ende November in Niedersachsen. Ziel der Fortbildung ist es, den Pädagoginnen und Pädagogen Einblicke in die Musik- und Kunstvermittlung an niedersächsischen Schulen in der Theorie und in der Praxis zu geben, sagt die wissenschaftliche Mitarbeiterin Morena Piro.

Neben Fachvorträgen von Experten gibt es unterschiedliche praktische Workshops. „Es geht in der Musikvermittlung darum, dem, was Kinder empfinden, wenn sie Musik wahrnehmen, einen Raum zu geben. Der Zugang zu Musik erfolgt nicht zuerst kognitiv – wie viele Saiten hat das Instrument, wie nennt man das Instrument? – sondern emotional: Was fühle ich, wenn ich Musik höre und mache?“, erläutert Professor Raimund Vogels. Um die emotionale Bindung zur Musik zu verdeutlichen, hat der Musikstudent Rawad Bohsas mit den Musiklehrern über seine musikalische Biografie gesprochen. Der Oud-Spieler studiert heute am Center for World Music und hat vor 20 Jahren das Instrument Oud entdeckt und sich das Musikspiel selbst beigebracht. „Ich habe die Oud alleine gelernt, ohne jemals das Instrument studiert zu haben. Ich erzähle meine Geschichte – auch über meine Flucht aus Syrien – über mein Musikspiel“, so Rawad Bohsas.

Der Musikunterricht an Schulen kann in Kindern Neugierde und Freude wecken: Was erzählt mir das Instrument, das ich noch nicht kenne? „Es geht nicht immer darum, dass die Kinder Recht haben, sondern dass sie ein positives Gefühl zu den Objekten und Klängen aufbauen“, sagt Vogels.

Damit die Lehrerinnen und Lehrer aus Shanghai möglichst umfassende Einblicke in Theorie und Praxis erhalten, arbeitet das Center for World Music mit mehreren Kooperationspartnern zusammen, darunter die Waldorfschule am Maschsee, die Integrierte Gesamtschule Mühlenberg, die Bundesakademie Wolfenbüttel, das Projekt „Schule:Kultur!“, das Sprengel Museum Hannover, das Kulturbüro der Landeshauptstadt Hannover, das Roemer- und Pelizaeus-Museum, dem Musikzentrum Hannover, dem AppMusic Studio Hannover, der Hochschule für Musik, Theater und Medien, dem Bundesverband Musikunterricht und der Staatsoper Hannover.

Musikerin aus Seoul in Hildesheim
„I am a rhythm expert“, Sori Choi says

Im November war außerdem die Percussionistin Sori Choi aus Seoul zu Gast im „musik.welt“-Studium. Die Musikerin hat gezeigt, was man aus Schlaginstrumenten herausholen kann und beeindruckte mit ihrer unglaublich rasanten Spieltechnik auf einer zweifelligen Trommel. Choi hat mit den Musikstudentinnen und Musikstudenten gearbeitet und ihnen Einblicke in die traditionelle koreanische Musik gegeben – von höfischer Musik bis zur Pansori-Musik, einem erzählerischen Gesang mit Trommel, der zum immateriellen UNESCO-Kulturerbe der Menschheit gehört.

„Musik ist wie Medizin“, sagt Sori Choi. Mit sechs Jahren begann Sori Choi das Instrument „Janggu“ zu erlernen und studiert am größten Musikinstitut des Landes an der Seoul National University.


Musiklehrerinnen und Lehrer aus Shanghai während der Fortbildung im Hörsaal des Center for World Music, mit Instrumenten aus der Sammlung Irle. Künstlerin Sori Choi aus Seoul, hier mit Michael Fuhr und Professor Raimund Vogels vom Center for World Music. Fotos: Isa Lange/Uni Hildesheim

Musiklehrerinnen und Lehrer aus Shanghai während der Fortbildung im Hörsaal des Center for World Music, mit Instrumenten aus der Sammlung Irle. Künstlerin Sori Choi aus Seoul, hier mit Michael Fuhr und Professor Raimund Vogels vom Center for World Music. Fotos: Isa Lange/Uni Hildesheim