1. Hildesheimer CeLeB-Tagung zur Bildungsforschung am 10. Juli 2015
Methoden der Bildungsforschung
Programm |
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10:00-10:30 | Kristin Kersten |
Einführung | Michael Corsten |
10:30-12:00 Block 1
| Vanessa Reinwand / Sarah Kuschel Barbara Hornberger Bettina Uhlig |
12:00-12:30 | Mittagspause |
12:30-14:30 Block 2
| Michael Corsten / Irene Leser Tobias Fink Martin Sauerwein / Ann-Christin Schock Gunther Graßhoff / Benjamin Strahl |
15:00-16:30 Block 3
| Kristian Folta-Schoofs Andreas Mojzisch Renate Soellner |
16:45-17:30 | Abschlussdiskussion |
Abstracts
Vanessa-Isabelle Reinwand / Sarah Kuschel
Biografieforschung als Ansatz im Forschungsfeld der Kulturellen Bildung
Der Beitrag thematisiert Potenziale und Herausforderungen biografischer Ansätze für Fragen der Kulturellen Bildung. Aufgezeigt wird, für welche Forschungsinteressen und bestehenden Desiderate biografische Ansätze einen geeigneten Zugang darstellen. Ein Fokus liegt dabei auf dem Bereich der Wirkungsforschung.
Neben der Generierung von Erkenntnissen über die lebensgeschichtliche Einbettung künstlerisch-kreativer Aktivitäten und mit diesen verbundenen Bildungsprozessen, werden Möglichkeiten der Rekonstruktion kunstsparten- und altersspezifischer Merkmale Kultureller Bildungsprozesse im Rahmen biografischer Ansätze dargestellt.
In methodologischer und methodischer Hinsicht betrachtet der Beitrag Herausforderungen und gegenstandsbezogene Erweiterungen biografischer Forschungsansätze, die exemplarisch an einer entstehenden Studie dargestellt werden.
Barbara Hornberger
Zur Konzeption einer Didaktik des Populären
Populäre Kultur schafft leicht zugängliche, informelle Bildungsmomente: Sie eröffnet Möglichkeiten der ästhetischen Erfahrung, des Weltzugangs und der Erweiterung der eigenen Handlungsoptionen, und zwar (nahezu) ohne Vorbedingung. Dieses Potential kann – muss aber nicht – durch Vermittlungsprozesse in strukturiertes Wissen überführt werden. Mein Beitrag skizziert das anerkennungstheoretisch orientierte Konzept einer Vermittlung, das auf die Spezifik der populären Kultur und ihrer Rezipient_innen zugeschnitten ist.
Bettina Uhlig
Kinderzeichnungen als Datenquelle – Methoden der Bildanalyse in der qualitativ-empirischen Sozialforschung
Die qualitativ-empirische Sozialforschung hat ein differenziertes Methodenrepertoire im Bereich der Textanalyse. In den letzten Jahren kommen neben gesprochenen, geschriebenen bzw. versprachlichten Daten zunehmend Bilder (Fotos, Videos, Zeichnungen u.a.) in den Fokus der Forschung. Das stellt die Sozialforschung vor die Herausforderung, bildadäquate Analysemethoden zu entwickeln, die das Rekonstruieren und Verstehen eines Bild-Sinns ermöglichen. Der Vortrag gibt Einblicke in Methoden der qualitativ-empirischen Bildanalyse und fokussiert insbesondere auf hermeneutische Zugänge zu Bildern – auch mit Blick auf Entstehungs- und Interaktionssituationen. Besonders am Beispiel von Kinderzeichnungen wird die hermeneutische Bildanalyse vorgestellt, exemplarisch erprobt und in ihrer Reichweite diskutiert.
Michael Corsten / Irene Leser
Qualitative Längsschnittanalyse einer Habitusgenese
Eine empirische Illustration ihres Potenzials zur Rekonstruktion von Bildungs- und Sozialisationsprozessen
Der Vortrag beschäftigt sich mit der Frage, welche Erkenntnischancen qualitativ erhobene Längsschnittdaten für die Rekonstruktion der Habitusgenese sensu Bourdieu haben. An einem konkreten Fallbeispiel eines Jugendlichen wird der Mechanismus des Habitus als strukturierter und strukturierender Struktur im Hinblick auf sozialisations- und bildungstheoretische Konsequenzen hin untersucht. Ziel ist es, die Befunde der Fallrekonstruktion im Hinblick auf ihren Erkenntnisgewinn für eine empirische Prüfung des Habituskonzepts zu reflektieren.
Tobias Fink
Methode zur Erhebung qualitativer und quantitativer Daten in Kleingruppendiskussionen
Vorgestellt wird eine Methode zur Erhebung qualitativer und quantitativer Daten in Kleingruppendiskussionen. Die Methode kombiniert Elemente einer standardisierten, individuellen Fragebogenabfrage mit einem Kleingruppengespräch über die Gründe für die jeweiligen Einschätzungen. Die besonderen Vorzüge der Methode liegen in der präzisen Erhebung der Teilnehmer*innenperspektive auf die Wirkungen von Bildungsprojekten, die ihren Wert und besonderen Gehalt aus der Verbindung quantitativer und qualitativer Ergebnisse gewinnt.
Martin Sauerwein / Ann-Christin Schock
Naturerfahrung, digitale Medien, Bildung für Nachhaltige Entwicklung – Ergebnisse einer quantitativen Studie
Ziel der Studie war, die Bedeutung von Naturerfahrung und digitalen Medien als Beiträge für eine erfolgreiche Umsetzung von BNE im Geographieunterricht zu untersuchen. Dabei wurden alters-, geschlechts- und schulformspezifische Unterschiede sowie der kulturelle Hintergrund der Schüler/innen berücksichtigt. Zur empirischen Untersuchung hiervon wurden mithilfe eines standardisierten Fragebogens in einer geschichteten Vollerhebung 1206 Schülerinnen und Schüler der 5. und 9. Klassen in allen Haupt-, Real- und Gesamtschulen der Stadt Hildesheim sowie 53 Geographielehrkräfte befragt.
Gunther Grasshoff / Benjamin Strahl
Die andere Seite der Bildung erforschen – empirische Reflexionen aus Projekten sozialpädagogischer Bildungsforschung
In unseren methodischen Überlegungen steht die Untersuchung von Bildungsprozessen im Vordergrund, die dezidiert nicht im formalen Kontext „Schule“ ihren Ort haben. Vor allem seit dem 12. Kinder- und Jugendbericht wird non formale und informelle Bildung nicht neben dem schulischen Lernen diskutiert, sondern im Zusammenhang mit schulischem Lernen. In verschiedenen Projekten am Institut für Sozial- und Organisationspädagogik wird der Frage nachgegangen, wie solche Bildungsprozesse jenseits des Unterrichts empirisch in den Blick kommen können.
Kristian Folta-Schoofs
Neurowissenschaftliche Methoden in der Bildungsforschung
Seit einigen Jahrzehnten ermöglichen computergestützte Registrierungsmethoden faszinierende Einblicke in den strukturellen Aufbau und die funktionale Organisation des menschlichen Gehirns. Diese Erkenntnisse der Neurowissenschaften erlauben inzwischen eine sehr präzise Beschreibung von dem, was Prozesse der Wahrnehmung, des Lernens, Denkens und Handelns auf neuronaler Ebene charakterisiert. Aus diesem Wissen lassen sich erste Techniken ableiten, wie das Lehren und Lernen gestaltet sein sollte, damit Menschen begeistert lernen und ihr Wissen langfristig erhalten können. Tatsächlich stehen inzwischen auch „Neurotechnologien“ zur Verfügung, mit deren Hilfe das Lernen optimiert bzw. „künstlich“ auf die dem Lernen zugrundeliegenden neuronalen Strukturen und Prozesse eingewirkt werden kann. In diesem Vortrag sollen die Möglichkeiten und (ethischen) Grenzen neurowissenschaftlicher Methoden für die Bildungsforschung vorgestellt und diskutiert werden.
Andreas Mojzisch
Ein experimenteller Ansatz in der Bildungsforschung
Was schützt vor Stress im Studium? Fast alle bisherigen Studien versuchen diese Frage zu beantworten, indem sie Fragebogenmethoden verwenden und analysieren, mit welchen Kontextfaktoren Stress zusammenhängt. Ein Einblick in die kausalen Wirkmechanismen der Stressentstehung lässt sich aber nur durch einen experimentellen Ansatz erreichen. Im Vortrag werden experimentelle Daten vorgestellt, die zeigen, dass ein Wir-Gefühl innerhalb der Gruppe der Studierenden sowie zwischen den Studierenden und den Lehrenden die hormonelle Stressreaktion puffert.
Renate Soellner
Subjektive und objektive Daten in der Kompetenzmessung
Im Zuge des Bologna-Prozesses kommt der Diagnostik von Kompetenzen eine Schlüsselrolle in der Qualitätssicherung im Bildungswesen zu. Der vorliegende Beitrag vergleicht und diskutiert hierzu unterschiedliche Methoden der Veränderungsmessung selbsteingeschätzter Kompetenzen. So wurden Studierende gebeten, ihren derzeitigen Kompetenzstand zu zwei Messzeitpunkten einzuschätzen (indirekte Veränderungsmessung). Zusätzlich sollten sie zum zweiten Messzeitpunkt ihren Kompetenzstand zum ersten Messzeitpunkt retrospektiv einschätzen (quasi-indirekte Veränderungsmessung) sowie eine direkte Beurteilung ihres Kompetenzzuwachses vornehmen (direkte Veränderungsmessung).