Professionalisierung in der Studieneingangsphase der Lehrer*innenbildung.

Modelle – Potenziale – Paradoxien

26. und 27. November 2021

 

Keynotes

Professor Dr. Martin Rothland

DIE KEYNOTE VON HERRN PROFESSOR DR. ROTHLAND ENTFÄLLT!


Institut für Erziehungswissenschaft der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster

Martin Rothland ist Professor für Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Allgemeine Didaktik und Unterrichtsforschung am Institut für Erziehungswissenschaft der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Seine Arbeitsschwerpunkte liegen in der Forschung zum Lehrerinnen- und Lehrerberuf sowie zur Lehrerinnen- und Lehrerbildung. Sie sind zudem im Kontext der Allgemeinen Didaktik und empirischen Unterrichtsforschung zu verorten und sie beziehen sich schließlich auch auf die Geschichte und Historiographie der Erziehungswissenschaft. 

Aktuell befasst sich Martin Rothland mit der neueren Forschung zur Modellierung und Operationalisierung (allgemeindidaktischer) Unterrichtsplanungskompetenz, der Kooperation im Lehrerinnen- und Lehrerberuf sowie der Rekonstruktion des subdisziplinäre Selbstvergewisserungsdiskurses der Schulpädagogik als Teildisziplin der Erziehungswissenschaft.

Kurzzusammenfassung des Vortrags

Professionalisierung durch Integration von „Theorie“ und „Praxis“?

Die traditionsreiche Rede vom Theorie-Praxis-Problem in der Lehrerinnen- und Lehrerbildung suggeriert, dass aufgrund einer zu beklagenden fehlenden Verbindung, eines Bruchs oder einer Kluft die Vermittlung und Einheitsstiftung zwischen Wissenschaft bzw. hier dem wissenschaftlichen Studium in der ersten Phase der Lehrerinnen- und Lehrerbildung und der Berufspraxis der (angehenden) Lehrkräfte erforderlich sei. Die Steigerung der Praxisrelevanz und die Stärkung des Praxisbezugs als Normen der Lehrerinnen- und Lehrerbildung gelten als Korrektive der verbreitet identifizierten negativen Konsequenzen einer vollzogenen Verwissenschaftlichung. In der ersten Phase der Lehrerinnen- und Lehrerbildung findet die Steigerung des Praxisbezugs ihre konkrete Umsetzung im Ausbau schulpraktischer Studienanteile, die aktuell in der verbreiteten Etablierung eines Praxissemesters ihren bisherigen Höhepunkt feiert. Von diesem wird nicht allein eine Verbesserung der Praxisnähe und -relevanz der akademischen Lehrerinnen- und Lehrerbildung erwartet, sondern nichts Geringeres als die nun endlich (besser) gelingende Integration von Theorie und Praxis. Im Vortrag wird die Programmatik des Praxissemesters zum Anlass genommen, um Vermittlungskonzepte von Wissenschaft, universitärem Studium und (vorzubereitender) Berufspraxis im aktuellen Diskurs zu rekonstruieren. Die Vermittlungskonzepte werden dabei vor dem zweifachen Hintergrund der Wissensverwendungsforschung und der Wissensforschung beleuchtet. 

 

Apl. Professorin Dr. Ilka Lüsebrink

Pädagogische Hochschule Freiburg, Institut für Alltagskultur, Bewegung und Gesundheit, Fachrichtung Sportwissenschaft und Sport

Ilka Lüsebrink ist apl. Professorin in der Fachrichtung Sportwissenschaft und Sport der Pädagogischen Hochschule Freiburg. Ihre Forschungsschwerpunkte betreffen die Professionalisierung von Sportlehrer*innen sowie die kasuistische Sportunterrichtsforschung. Ein besonderes Anliegen für ihre Tätigkeit in der ersten Phase der Sportlehrer*innenbildung an der PH Freiburg liegt dementsprechend darin, diese beiden Bereiche sinnvoll zu verbinden. Zentraler Ansatzpunkt hierfür ist die Fallarbeit, zu der sie zahlreiche empirische Studien durchgeführt hat. Daran anknüpfend hat sie u. a. den Ansatz einer biografisch orientierten Fallarbeit entwickelt, der Fall- und Biografiearbeit im Interesse der Professionalisierung verknüpft.

Kurzzusammenfassung des Vortrags

Fachdidaktische Herausforderungen für die Studieneingangsphase: zwischen Anknüpfungen an „Altbekanntes“ und notwendiger Irritation

Die Studieneingangsphase erfordert von Studierenden eine Neuorientierung und Umstellung von der Schüler*innenrolle hin zur Studierendenrolle. Idealtypisch geht der strukturtheoretische Professionalisierungsansatz nach Oevermann davon aus, dass sich die Beziehung von Hochschullehrenden zu Studierenden grundlegend unterscheidet von der Lehrer*innen-Schüler*innen-Beziehung. Studierende werden als Forschungsnovizen betrachtet, die von erfahrenen Forscher*innen in die Wissenschaft eingeführt werden. Was könnte das für die Fachdidaktik bedeuten? Studienanfänger*innen treffen in der Fachdidaktik zunächst auf einen ihnen sehr vertrauten Gegenstand: schulischen Unterricht. Sie haben damit umfangreiche Erfahrungen gesammelt, wenn auch nur aus einer bestimmten Perspektive. Die besondere Schwierigkeit des Studieneingangs liegt dementsprechend darin, diesen „altbekannten“ Gegenstand und damit auch die biographisch geprägten unterrichtsbezogenen Überzeugungen fraglich werden zu lassen, Unterricht mit (wissenschaftlicher) Neugier aus neuen Perspektiven und vor bislang unbekannten theoretischen Hintergründen zu begegnen. Dabei muss auch eine Balance gefunden werden zwischen der – auch in Hinblick auf die praktischen Herausforderungen des angezielten Berufs nachvollziehbaren – Suche nach Antworten auf und Lösungen von unterrichtlichen Problemen einerseits und der differenzierten Auseinandersetzung mit Unterricht als fachdidaktischem Forschungsgegenstand andererseits. 

 

Professorin Dr. Maria Peters

DIE KEYNOTE VON FRAU PROFESSORIN DR. PETERS ENTFÄLLT!


Universität Bremen, Institut für Kunstwissenschaft – Filmwissenschaft – Kunstpädagogik

Maria Peters ist Professorin für Kunstpädagogik und Ästhetische Bildung an der Universität Bremen. Ihre Arbeitsschwerpunkte beziehen sich u. a. auf die empirische Untersuchung hochschuldidaktischer Prozesse forschenden Studierens in der Lehrer*innenbildung, insbesondere in der Kunstpädagogik; auf fachbezogene Unterrichtsentwicklungsforschung mit dem Ansatz des Design-Based Research und auf die Entwicklung und Untersuchung digitaler Instrumente zur Vermittlung von Forschungsmethoden in der Lehrer*innenbildung.

Kurzzusammenfassung des Vortrags

Entwicklung eines professionalisierten Blicks im Lehramtsstudium

Im Lehramtsstudium der Kunstpädagogik ist die Entwicklung eines professionalisierten Blicks, im Sinne einer vielfältigen Handlungs- und Reflexionskompetenz bei angehenden Lehrenden, ein sehr komplexer und langfristiger Prozess. Das Studium ist von Anfang an bestimmt durch eine Vernetzung von eigenen künstlerischen und medialen Praxen der Studierenden, mit fachwissenschaftlichen, fachdidaktischen und bildungswissenschaftlichen Kontexten sowie ihrer Transformation in unterrichtspraktische Zusammenhänge.
Am Beispiel der Lehrer*innenbildung in der Kunstpädagogik wird gezeigt, wie unter historischer und aktueller Perspektive, sich die Entwicklung eines professionalisierten Blicks in Konzepten und Formen des forschenden Studierens, insbesondere in der Studieneingangsphase, anbahnen und empirisch untersuchen lässt. Dazu werden aktuelle Studien zur reflexiven Auseinandersetzung mit Unterrichtsprozessen in der Produktion und Analyse von Bildkonfigurationen und Textdokumenten, auch in ihrer Übertragbarkeit auf andere Fächer, präsentiert. Möglichkeiten ästhetisch-forschenden Studierens in Praxisfeldern an den Standorten Hildesheim und Bremen ergänzen die Ausführungen.
Abschließend wird die Frage diskutiert, ob zunächst die Erarbeitung von fachwissenschaftlichen, fachdidaktischen und fachpraktischen Erfahrungen notwendig ist, um auf ihrer Basis tragbare Beobachtungen und Reflexionen über Unterricht, die eigene Rolle als Lehrende und das System Schule gewinnen zu können. Wie kann es gelingen, Krisen und Unbestimmtheiten im pädagogischen Prozess auch schon in der Studieneingangsphase als ein konstitutives Element in der Anbahnung eines professionalisierten Blicks anzuerkennen und produktiv zu machen?