Wenn Schmerz und Depression nicht enden

Monday, 10. March 2014 um 15:48 Uhr

„Chronische Schmerzen sind sehr belastend – für Betroffene, Familie und Gesundheitssysteme“, sagt Johannes Michalak. Um Menschen in der Region auf Ursachen und Symptome von Depressionen aufmerksam zu machen und besser vorbeugen zu können, hat der Professor für Klinische Psychologie der Universität Hildesheim mit dem AMEOS Klinikum und dem Klinikum Hildesheim das Zentrum für Gesundheit gegründet.

Neue psychologische Behandlungsansätze bei chronischen Leiden stellen Fachleute am Mittwoch, 19. März 2014, auf einer öffentlichen Tagung des Zentrums für Gesundheit vor. Dabei richten die Psychologen und Ärzte den Blick auf chronische Formen der Depression und Schmerzstörungen.

„Chronische Schmerzen sind sehr belastend – für Betroffene, Familie und Gesundheitssysteme. Eine Verbesserung zu erzielen, ist herausfordernd. Denn neben körperlichen wirken psychologische und soziale Faktoren“, sagt Prof. Dr. Johannes Michalak. Nicht Biologie allein sei entscheidend, so der Professor für Klinische Psychologie der Universität Hildesheim. Psychologische Faktoren, wie zum Beispiel die Arbeitszufriedenheit, haben häufig einen wichtigen Einfluss auf die Schmerzsymptomatik. „Bei chronischen Erkrankungen ist es mit Ratschlägen nicht getan. Mit einer sorgfältigen Diagnose sollten die Ursachen erfasst werden“, so Michalak, der die Tagung gemeinsam mit dem ärztlichen Direktor des Klinikums Hildesheim, Prof. Dr. Axel Richter, organisiert. Dort angesiedelt ist eine Schmerzklinik. Ziel von Therapien ist die Schmerzlinderung, die Wiederaufnahme der Alltagsaktivitäten und eine verbesserte Lebensqualität.

Mit dem Zentrum für Gesundheit – welches vom AMEOS Klinikum, dem Klinikum Hildesheim und der Stiftungsuniversität Hildesheim getragen wird – soll der Austausch zwischen Forschung und Gesundheitssystem in Hildesheim, gefördert werden – etwa durch solche Fachtagungen.

Über die Bedeutung von Achtsamkeit in der Behandlung von chronischen Schmerzen spricht auf der Hildesheimer Tagung Dr. Anke Diezemann. Achtsamkeit ist ein wichtiges Prinzip östlicher Meditationsansätze und wird zunehmend auch in der Behandlung von Patienten mit chronischen Schmerzen integriert, so die stellvertretende leitende Psychologin des DRK-Schmerz Zentrums in Mainz. Bei achtsamkeitsbasierter Behandlung geht es darum, dass Patienten lernen sich in einer offenen und mitfühlenden Haltung den Erfahrungen des gegenwärtigen Augenblicks zuzuwenden, anstatt sie zu vermeiden und sich in Grübeln über die Vergangenheit oder Sorgen über die Zukunft zu verfangen. Anke Diezemann gibt einen Einblick in die Behandlung von Schmerzen mit diesem Behandlungsprinzip. Prof. Dr. Ulrich Egle von der Celenus Klinik Kinzigtal behandelt in seinem Vortrag den Zusammenhang zwischen Körper- und Seelenschmerz bei Traumatisierungen. Prof. Dr. Eva-Lotta Brakemeier von der Psychologischen Hochschule Berlin stellt einen Therapieansatz bei chronischen Verlaufsformen von Depressionen vor.

Die Tagung ist von der Psychotherapeutenkammer Niedersachsen anerkannt und richtet sich an Ärzte, Psychotherapeuten und Pflegekräfte. Auch interessierte Bürger können an der kostenfreien Tagung teilnehmen, eine Anmeldung ist erforderlich (Anmeldung online). Bei Fragen können sich Interessierte an Johannes Michalak wenden (E-Mail johannes.michalak[at]uni-hildesheim.de).

Info: Klinische Psychologie in Hildesheim

Prof. Dr. Johannes Michalak ist seit 2011 Professor für Klinische Psychologie an der Universität Hildesheim. Das AMEOS Klinikum und das Klinikum Hildesheim fördern die Stiftungsprofessur. Um die Einrichtungen des Gesundheitssystems in Hildesheim und die Universität zu vernetzen, wurde das „Zentrum für Gesundheit" gegründet. Menschen und Unternehmen in der Region sollen so auf die Ursachen und Symptome von Krankheiten wie Depression aufmerksam gemacht werden – um besser vorbeugen zu können. Johannes Michalak befasst sich in der Forschung mit der Behandlung von Depressionen und dem Zusammenspiel von Körper und Psyche bei psychischen Störungen.


Psychologische Faktoren beeinflussen häufig die Schmerzsymptomatik, so Professor Johannes Michalak.

Psychologische Faktoren beeinflussen häufig die Schmerzsymptomatik, so Professor Johannes Michalak.