Biographische Daten zu Hans Egon Holthusen (1913 - 1997)

"In den fünfziger Jahren beherrschte er die deutsche Literatur, soweit ein Kritisierender sie beherrschen kann." (Joachim Kaiser, SZ vom 15. April 1973)

Hans Egon Holthusen wurde am 15. April 1913 als ältestes von fünf Kindern des evangelischen Pfarrers Johannes Holthusen und seiner Frau Alma in Rendsburg geboren. 

Seit 1924 lebte die Familie in Hildesheim, wo Hans Egon Holthusen bis 1931 das Gymnasium Andreanum besuchte.

Von 1931 bis 1937 studierte er in Tübingen, Berlin und München deutsche Literaturwissenschaft, Philosophie und Geschichte und schloss sein Studium in München mit seiner Promotion über Rilkes "Sonette an Orpheus" ab.

In der folgenden Zeit arbeitete er als Lektor für ausländische Studenten an der Deutschen Akademie der Schönen Künste in München und war für einige Zeit als Hauslehrer tätig.

Nach dem Krieg lebte Holthusen in München als Freier Schriftsteller. Zunächst wurde er durch seine Lyrik bekannt. 1947 veröffentlichte er den Gedichtzyklus Klage um den Bruder worin er seine Trauer um den im Krieg gefallenen Bruder verarbeitet. Es folgten die Gedichtbände Hier in der Zeit. Gedichte (1949) und Labyrinthische Jahre. Neue Gedichte (1952).

Schwerpunkt seiner literarischen Arbeit wurden dann Literaturkritiken und Essays. Sein berühmtestes Werk ist der Essayband Der unbehauste Mensch (1951), mit dessen Titel er ein Schlagwort für seine ganze Generation schuf. Der Roman Das Schiff. Aufzeichnungen eines Passagiers  (1956) rief sehr unterschiedliche Reaktionen hervor.

Seit 1959 arbeitete er an verschiedenen Universitäten der USA als Gastprofessor. 1961 bis 1964 leitete Holthusen das Goethe-Institut in New York und von 1968-1981 lehrte er als Professor für Germanistik an der Northwestern University in Evanston, Illinois.

Neben diesen Tätigkeiten war er von 1968-1974 Präsident der Bayerischen Akademie der Schönen Künste in München, Mitglied der Akademie der Schönen Künste in Berlin, die er 1983 aus politischen Gründen verließ, und Fellow am 1981 neu gegründetem Wissenschaftskolleg in Berlin.

Die Einbindung in des kulturelle Leben der USA und der Bundesrepublik ließ Holthusen eine bedeutende Rolle im kulturellen Austausch der beiden Staaten seit der Nachkriegszeit zukommen. Er stand mit zahlreichen internationalen Autoren, Verlegern und Politikern im Kontakt. In seinen Aufsätzen und Büchern setzte er sich immer wieder mit bedeutenden Autoren, aktuellen Zeitströmungen und Fragen zum Christentum auseinander.

1986 veröffentlichte Holthusen den ersten Band seiner zweiteilig angelegten  Benn-Biografie Gottfried Benn. Leben, Werk, Widerspruch. 1886-1922.  Zur Veröffentlichung des zweiten Teils ist es nicht mehr gekommen.